101 Hamburg - Geheimtipps und Top-Ziele
der Ankunft auch nichts, was auf wie auch immer geartete Kunst im herkömmlichen Sinne hindeutet. Eine Führung bringt die Aufklärung: Wasserkunst bezeichnete früher das Zusammenspiel von Pumpwerken, Teichen und Röhrensystemen, eben so, wie es hier 1893 angelegt wurde. Bis 1924 war es ein gängiger Begriff für Wasserversorgungsanlagen.
Bis dahin wurden die Hamburger mit nicht gefiltertem Elbewasser versorgt. In die Wasserleitungen gelangte allerlei Unrat, Fische, Pflanzenteile, sogar Aale, die ab und an die Leitungen verstopften. An dieses Ungemach hat man sich gewöhnt und nahm »ein wenig« verschmutztes Wasser hin, doch als im Sommer 1892 die Cholera ausbrach, war Schluss mit Lustig: Schleunigst machten die Stadtväter Geld locker, um auf der Elbinsel eine Filtrationsanlage zu bauen. Dazu baute man die hübsche, gelb geklinkerte Villa als Außenstelle des Hygienischen Staatsinstituts von Hamburg, um direkt an Ort und Stelle die Güte des Wassers fortlaufend zu kontrollieren. Für die Beschäftigten war der Weg in die Stadt damals weit, und so wohnten sie direkt hier, wo heute die Ausstellung über die Geschichte Kaltehofes den Besucher informiert. Damals galt Kaltehofe europaweit als herausragendes Beispiel für eine schöne Wasseraufbereitungsanlage.
Auf dem Gelände, das von angelegten Wegen durchzogen wird, sehen die Schieberhäuschen im wilhelminischen Stil wie Relikte aus einer andere Zeit aus. Sieregelten den Wasserzu- und -ablauf aus den Wasserbecken, in denen dank des Sandbodens Keime und Schadstoffe beinahe vollständig herausgefiltert werden konnten. In der sehenswerten, kernsanierten Villa, in der das Café und ein Museumsshop untergebracht sind, gelangt man per Fahrstuhl zu einem unterirdischen Tunnel und erreicht über einen Kiesweg den modernen Museumsbau inmitten eines Wasserbeckens. Dort erwartet den Besucher eine übersichtliche Dauerausstellung zur Wasserkunst, u. a. sieht man Nachbildungen von Hamburger Brunnen. Spannend sind die architektonischen Gegensätze. Der moderne Bau besticht durch eine Fassade, die an fließendes Wasser erinnert.
Auf der idyllischen Elbinsel konnte eine reiche Tier- und Pflanzenwelt bewahrt werden
So ist Kaltehofe heute ein überzeugendes Beispiel für restaurierte Industriearchitektur, intakten ökologischen Rückzugsraum und Ruhezone, umgeben von der Elbe. Treffend bezeichnet sich Kaltehofe als »Kultur- und Naturmuseum für Hamburg«. Beteiligt waren daran Bürgerinitiativen, Parteien und die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald. Das Projekt kostete 9 Millionen Euro. Eine lohnende Investition, die Hamburg um eine Besonderheit reicher macht. (mi)
Zeit für eine Pause: das Café in der Villa
Ein ökologischer Lehrpfad
Ein Naturlehrpfad ermöglicht einen Einblick in das ökologische System von Kaltehofe: 281 heimische Pflanzen sind hier zu entdecken, 44 Vogelarten leben hier zur Brutzeit, dazu gesellen sich Zugvögel, die diesen »Landeplatz« an der Elbe lieben. Die zunehmende Verlandung der Wasserbecken ließ allmählich dieses Idyll entstehen.
INFO
Hinkommen: S2, S21 Rothenburgsort, Fußweg 2 km, oder S2, S21 Tiefstack, Buslinie 120,124,130 Zollvereinsstraße oder Billhorner Deich, Fußweg ca. 1,5 km.
Information: Wasserkunst Elbinsel Kaltehofe, Kaltehofe Hauptdeich 6–7, 20539 Hamburg, www.wasserkunsthamburg.de , Tel. 78884999-0. Ausstellung, Shop, Café, Außengelände Mo–So 10–18 Uhr (Nov.–Feb. Mo geschlossen), Eintritt 5,50 €, 6–18 J. 2,50 €, Familien mit max. 3 Kindern 12,50 €. Führungen: Sa/So/Feiertags 11, 13 und 16 Uhr und nach Vereinbarung. Im Café Kaltehofe empfangen den Gast helle, mit viel Geschmack hergerichtete Räumlichkeiten und eine sehr schöne Terrasse. Kleine Speisekarte mit Frühstück, Salaten, Suppen, wenigen Hauptgerichten, Kuchen. Reservierungen Tel. 78884999-2.
31 Sammlung Falckenberg: Kunst mit der Lust am Skandal
1994 begab sich Harald Falckenberg das erste Mal auf das glatte Parkett des Kunstmarktes – und rutschte gleich aus. Er konnte mühevoll ein mittelmäßiges Bild von Andy Warhol kaufen, interessierte sich außerdem für Polke, Richter … für das, was alle wollten. Der Markt war leer gekauft, an einem Tiefpunkt – nichts zu holen. Im Gespräch mit seinem Kumpanen und zeitweiligen Mitbewohner Werner Büttner, einem vom Feuilleton den »Jungen Wilden« zugerechneten Maler, wird dem 50-Jährigen klar, dass man als Kunstsammler nicht dem Gewollten, Bekannten oder Gelobten, sondern seiner Zeit
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