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101 Hamburg - Geheimtipps und Top-Ziele

101 Hamburg - Geheimtipps und Top-Ziele

Titel: 101 Hamburg - Geheimtipps und Top-Ziele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Iwanowski
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verpflichtet sein sollte.
    Falckenberg suchte in der Kunst ein Gleichgewicht zum Alltag des Geschäftsmannes (s. Kasten), in dem man funktionieren muss, in dem Routine herrscht, wo Regeln befolgt werden müssen und Einordnungen stattfinden. Büttner rät ihm, sich mit seiner Sammlung zu positionieren, thematisch zu beschränken – eine Haltung einzunehmen.
    Im Geschäftsleben hanseatisch, privat mit der Lust am Skandal, Letzteres ein familiäres Erbe: Im Jahr 2000 stirbt Falckenbergs greiser Vater und hinterlässt ihm eine lebenslange Sammlung von Zeitungsbeiträgen über Skandale in Wirtschaft, Politik und Boulevard, ordner- und kistenweise. All das übergibt der Sohn dem Performance- und Installationskünstler Jonathan Meese, der aus dem vorliegenden Material und eigenen Erinnerungen eine Installation namens »Vaterraum DADDY« für Falckenbergs Sammlung schafft.
    Der Mäzen beauftragt nicht nur, er kauft auch auf Messen, dann aber gern das Liegengebliebene – das, für dessen Verständnis ein langes Gespräch und Nachgedanken notwendig sind. Er mag Widerständler, die Unbequemen und Radikalen. Kunst, die spottet, grotesk und kritisch ist, aber Humor hat. Feine Nuancen zwischen Ironie, Sarkasmus und Zynismus. Manche Kunstwissenschaftlerin bescheinigt ihm einen Hang zu »männlicher« Kunst, kraftvoll und provokativ. Ein Beispiel dafür ist der Kauf einer »Guantanamo-Zelle« von Gregor Schneider, einer handelsüblichen Zelle in amerikanischen Gefängnissen.

    Falckenbergs persönlicher
»
White Cube
«
    Als Raum für seine gesammelten Werke (Gemälde, Fotos, Skulpturen, Installationen, Multimedia- und Videokunst) nutzt Harald Falckenberg seit 2001 die Phoenix-Hallen in Harburg, ein ehemaliges Kautschukwerk, was er 2007 kaufte und vom Berliner Architekten Roger Bundschuh gestalten und erweitern ließ. Ungewöhnlich konventionell am Konzept des »White Cube« orientiert, schuf Bundschuh einen Kunstraum von 6.500 Quadratmetern, verteilt auf fünf Etagen.
    Im Mai 2008 wurde Deutschlands größtes Privatmuseum eröffnet. Seither werden neben der ständigen Sammlung, die von »Artnews« zu den 200 besten der Welt gezählt wird, wechselnde Ausstellungen gezeigt, im Sommer 2012 z. B. Fotografien des Regisseurs Wim Wenders. Heutzutage werden die Schauen von den Deichtorhallen kuratiert, zu denen die Sammlung Falckenberg seit Anfang 2011 als Dauerleihgabe für 12 Jahre gehört.
    Harald Falckenberg
    1943 geboren und aufgewachsen in Hamburg. Er studierte Rechtwissenschaften in seiner Heimatstadt, Freiburg und Berlin. Der promovierte Jurist ist seit 1979 Geschäftsführer der Elaflex-Gummi Ehlers GmbH. Die Firma mit Sitz in Hamburg-Eidelstedt stellt u. a. Zapfventile aus Gummi her und hält das Patent für eine weltweit genutzte Betankungstechnik.
    Der Geschäftsmann ist Vater von vier Kindern. Die Autorin und Übersetzerin Larissa Hilbig ist heute seine Lebensgefährtin. Sie baute die Sammlung mit auf, führt das Archiv und koordiniert die Leihgaben von Kunstwerken in alle Welt, oft 200 Ausleihen gleichzeitig.
    2009 wurde der Mäzen mit dem Preis der Art Cologne ausgezeichnet, 2011 mit dem Montblanc-Kulturpreis für Kunstförderung. Er ist 1. Vorsitzender des Hamburger Kunstvereins, außerdem Herausgeber und Autor im eigenen Philo Fine Arts Verlag ( www.philo-fine-arts.de ) und Treuhänder des Merve Verlags, Berlin ( www.merve.de ). Zu seinem 70. Geburtstag im Jahr 2013 plant Falckenberg, keine weiteren Werke zu kaufen und sich als Sammler zurückzuziehen.
    Konventionelles Namedropping oder die Beschreibung eines Rundganges durch die Hallen verbieten sich hier. Angehörige der Fraktionen »Ist das Kunst oder kann das weg?« oder »Das hätte ich selbst auch gekonnt!« sind hier fehl am Platz. Einlassen wird sich der können, der wie Falckenberg das Spielerische in der Kunst sucht, nicht das Schwierige. (ss)
    INFO
    Hinkommen: S3, R30, R40, R50 Harburg.
    Information: Sammlung Falckenberg, Phoenix Fabrikhallen, Wilstorfer Str. 71, Tor 2, Tel. 040/32506762, www.sammlung-falckenberg.de . Der Besuch ist nur während einer Führung möglich, diese finden Mi/Do 18 Uhr, Fr 17 Uhr, Sa/So 11 und 15 Uhr statt und dauern 90 Min. Erw. 15 €, Ki. frei (bis 18 J.), 2 Erw. in Begleitung von Ki. 20 €. Kombitickets mit Deichtorhallen sowie Ermäßigungen möglich. Anmeldung telefonisch (Mo–Fr 10–18 Uhr), auf der Website oder über folgende E-Mail-Adresse: [email protected] .

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