101 Hamburg - Geheimtipps und Top-Ziele
Krankengeld gezahlt. So gelang es dem Patriarchen, die Landarbeiter über Generationen an das Gut zu binden.
1828 wurde das Gebiet an den Bausenator Martin Johann Jenisch d. Jüngeren verkauft und zu einem Park umgestaltet. Er errichtete das Jenischhaus als Familiensitz zwischen 1831 und 1834. In dem Haus, einem schönen Beispiel klassizistischer Architektur von Franz-Gustav Forsman und Karl Friedrich Schinkel, waren Persönlichkeiten aus Gesellschaft, Kultur und Politik zu Gast, unter anderem Kaiser Wilhelm II. Ihm zu Ehren wurde das neobarocke Kaisertor an der Elbchaussee errichtet. Vom Haus aus konnten Bewohner und Besucher die auf der Elbe vorbeifahrenden Schiffe beobachten. 1939 gingen Haus und Park an die Stadt Hamburg über und wurden öffentlich zugänglich. Heute ist hier eine Außenstelle des Altonaer Museums untergebracht und eine Dauerausstellung zur bürgerlichen Wohnkultur von Barock bis Biedermeier zu sehen.
Jenischhaus und Picknickwiese
Unweit liegt ein weiteres Museum, das Barlach-Haus. Der Fabrikant Hermann Reemtsma traf 1934 das erste Mal auf den Künstler Ernst Barlach und war beeindruckt von dessen Werken. Er wurde sein größter Sammler von Holzplastiken und schaffte es, die von den Nazis als »entartete Kunst« gebrandmarkten Werke durch den Zweiten Weltkrieg zu erhalten. 1962 wurde das Museum im Jenischpark als erstes Privatmuseum Norddeutschlands eröffnet. Der Architekt Werner Kallemorgen schaffte mit seinem schlichten Entwurf ein gelungenes Gegenstück zum Jenischhaus. Durch geschickt gesetzte Oberlichter, einem Lichthof und Zimmerfluchten entstand ein Museum, das der immer noch wachsenden Sammlung gerecht wird. 2012 wurde das fünfzigjährige Bestehen gefeiert.
Eierhütte
Hinter den Museen schließen sich die Feuchtwiesen an, die seit 1982 als Hamburgs kleinstes Naturschutzgebiet Flottbektal bewahrt werden. Über die Knüppelbrücke stößt man mittendrin auf die sog. Eierhütte (der Name bezieht sich auf die ovalen Fenster), ein lauschiges Örtchen inmitten von Wald und Wiesen. Der Nachbau einer Mooshütte von Caspar Voght ist ein baulicher Ausdruck der Ideen der Aufklärung. Es sollte auch in der Baukunst zu den Ursprüngen zurückgekehrt werden, indem man einfache Hütten aus natürlichen Materialien errichtete. Der eingeschnitzte lateinische Spruch »amicis et quieti« (den Freunden und der Muße) ist als Motto der Aufklärung zuzuordnen. Er galt seinen Freunden und seiner großen, aber unerfüllten Liebe, Magdalena Pauli. Nach einem Brand wurde die Hütte 1995 wieder an der Ursprungsstelle errichtet, ein Spaziergang dorthin lohnt sich nicht nur für Romantiker…
Wen zwischen Kunst und Natur der Hunger packt: Im Jenischhaus befindet sich im Billardzimmer das Café von Louis C. Jakob. Dort lassen sich in elegantem Ambiente Kaffee und Kuchen, Quiches und Wein zu ebenso eleganten Preisen genießen. Rustikaler geht es in Ralphs Kiosk zu. Hier kann man sich mit selbstgemachten Snacks aus ökologischem Anbau, Eis oder Kuchen eindecken, um unter den alten Bäumen zu picknicken (bei gutem Wetter Nov.–März Sa/So ab 11 Uhr, März–Okt. tgl. 11–20 Uhr, www.imjenischpark.de ). (ik)
INFO
Hinkommen: S1 bis Klein Flottbek (dann 10 Min. zu Fuß bis Eingang Baron Voght Str.), HADAG-Dampfer Linie 62 von Landungsbrücken nach Finkenwerder und von dort mit Linie 64 nach Teufelsbrück (s. S. 163 ). Der Park ist immer geöffnet, es gibt fünf Eingänge rund um den Park.
Information: Der Verein »Freunde des Jenischparks« bietet Führungen »durch den Jenischpark und seine Geschichte«, www.jenischparkverein.de .
Jenischhaus, Baron-Voght-Str. 50, www.altonaermuseum.de/jenisch-haus/ , Tel. 828790, Di–So 11–18 Uhr, 5 €, bis 17 J. frei, Kombikarte mit Barlach-Haus 8 €.
Barlach-Haus, Tel. 826085, Di–So 11–18 Uhr, 6 €, bis 12 J. frei, www.ernstbarlach-haus.de .
Buchtipp: R. Crusius (2006): Der Jenisch-Park – Ein Spaziergang durch seine Geschichte und Jahreszeiten, Völker Verlag, inkl. DVD.
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