101 Hamburg - Geheimtipps und Top-Ziele
gleich an der Aussichtsterrasse der 1896 in Bremerhaven erbaute Großsegler (Stahl auf Querspanten) Rickmer Rickmers: 97 m lang, 12,2 m breit, Tiefgang 6 m, Segelfläche 3.500 m 2 , 2007 BRT, 21 Mann Besatzung.
Geschichte
1896: Erste Fahrt unter Kapitän Ahlers von Bremerhaven nach Hongkong mit 25 Mann Besatzung, Rückkehr mit Reis und Bambus
1904: Havarie im Südatlantik bei einem Taifun. Ein Mast brach, der in Kapstadt ersetzt wurde
1912: Schiff wurde verkauft, in »Max« umgetauft. Die Hamburger Reederei Krabbenhöft transportierte fortan Kohle nach Chile und brachte Salpeter zurück
1916: Die Portugiesen beschlagnahmen das Schiff auf den Azoren und nutzen es ab 1924 als Schulschiff
1930: Einbau von zwei 350-PS-Dieselmotoren als Hilfsantrieb
1962: Ausmusterung des Schiffs durch die Portugiesen, Stilllegung bis 1983
Ab 1984: Aufwändige Restaurierung mit vielen Freiwilligen
Seit 1987 liegt die Rickmer Rickmers als Museumsschiff vor Anker
Eine wechselvolle Geschichte sollte vor seinem Bug liegen, als das Schiff die erste Fahrt antrat. Benannt ist es nach dem Enkel (1893–1974) des Werftgründers, auch die Galionsfigur wurde nach seinem Vorbild geschaffen(siehe Titelbild dieses Buches). Einen ersten guten und imposanten Eindruck erhält man, wenn man sich auf das Oberdeck hinter das Steuerrad stellt. Dann wird die Größe des Seglers erlebbar, man kann sich vorstellen, was es bedeutete, ohne Autopilot die Stürme um das Kap der Guten Hoffnung zu meistern.
Majestätisch: die Rickmer Rickmers
Das ganze Schiff ist ein Museum. Man lugt in die kleine Kombüse (Schiffsküche), in die engen Kajüten, Werkzeugkammern, weiten Laderäume. Überall gibt es Erklärungen, man kann sich ein Bild davon machen, was es hieß, mit einem solchen Schiff auf den Weltmeeren unterwegs gewesen zu sein und taucht in die wechselvolle Geschichte der Werft und Reederei Rickmers ein. Zum Abschluss sei der Besuch des maritimen Restaurants im Schiff empfohlen, so gediegen dürfte die Besatzung damals allerdings nicht getafelt haben …
Gemütlicher Speisesaal mit Bar
Die Werft des Holzschiffbauers Rickmer Clasen Rickmers wurde 1834 in Geestemünde (heute Bremerhaven) gegründet. 1836 lief das erste Schiff vom Stapel, das Geschäft florierte. Rickmers war vorausschauend: Er baute auch Schiffe auf eigene Rechnung und ab 1842 eine eigene Flotte auf. Der Gründer starb 1886, bis dahin wurden ausschließlich Holzschiffe gebaut.
Seine Söhne führten das Geschäft mit Eisenschiffen fort. Gute und schlechte Zeiten folgten: Stilllegung der Werft 1914 wegen des Ersten Weltkriegs, zwischendurch Bau von Minensuchern, dann 1918 Trennung von Werft und Reederei. Ab 1924 im Zuge der großen Schiffskrise wieder Stilllegung bis 1937, dann Aufträge der Reichsmarine. Nach dem Zweiten Weltkrieg überlebte man dank Reparaturaufträgen der US Navy. Später baute die Werft wieder Frachtschiffe, aber 1986 war endgültig Schluss: Insolvenz, die asiatische Konkurrenz war einfach billiger. Heute existiert nur noch ein Ableger des einst blühenden Unternehmens, der Rickmers-Lloyd Dockbetrieb in Bremerhaven. (mi)
INFO
Hinkommen: U3, S1, S2, S3 Landungsbrücken
Information: Rickmer Rickmers, Stiftung des Vereins Windjammer für Hamburg, Landungsbrücken, Ponton 1a, Tel. 3195959, www.rickmerrickmers.de , tgl. 10–18, Do–Sa bis 20 Uhr, Erw. 4 €, Kinder 3 €, Familienkarte 9 € (2 Erwachsene, 2 Kinder bis 14 Jahre).
Bordgastronomie: Typisch norddeutsche Gerichte wie Scholle Finkenwerder Art, Hamburger Pannfisch (Fischfilets mit Bratkartoffeln mit Senfsoße). Tischreservierung von 11–18 Uhr unter Tel. 3196373, www.rickmerrickmers-gastronomie.de .
62 Das Schulauer Willkomm-Höft in Wedel: Schiffsbegrüßung, Kaffeetrinken und Spazierengehen
Radeln, Relaxen, Schiffe gucken: so könnte man den Ausflug nach Wedel beschreiben. Etwa eine halbe Autostunde von Hamburgs City entfernt gelangt man nach Schulau an der Elbe. Das Schulauer Fährhaus kann man nicht verfehlen, es ist
der
Anlaufpunkt für die Ausflügler, ob sie nun mit dem Fahrrad, zu Fuß aus Blankenese oder per Fähre von der anderen Elbseite aus Lühe-Grünendeich kommen, aus dem Alten Land oder direkt aus der Stadt.
An der Stelle des heutigen Fährhauses stand von 1543 bis 1864 ein alter Bauernhof. 1875 erhielten die Besitzer Schankrecht, damals »Kruggerechtigkeit« genannt. Der ehemalige Bauernhof wurde zum »Fährhaus zur schönen Elbaussicht«, was der Besucher heute noch bestätigen
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