101 Hamburg - Geheimtipps und Top-Ziele
wird, denn die Aussicht vom Fährhaus auf die Elbe ist wunderschön. 1887 wurde ein Tanzsaal angebaut, 1939 das Haus vergrößert. Während des Zweiten Weltkriegs diente das Fährhaus als Sanitätslager der Briten. 1949 gelang der Übergang zur zivilen Nutzung. Familie Behnke kümmerte sich lange Zeit um das Wohl der Gäste. Am 12. Juni 1952 hatte Otto Friedrich eine brilliante Idee: Er eröffnete die Schiffsbegrüßungs-Anlage »Willkomm-Höft«. Seither werden alle ein- und auslaufenden Schiffe ab 1.000 BRT mit ihrer Nationalhymne begrüßt oder verabschiedet. Dabei wird die Hamburger Flagge gesenkt (»gedippt«), die internationale Flagge »UW« wird gehisst. Dieses Zwei-Buchstaben-Signal aus dem Internationalen Signalbuch bedeutet »Gute Reise!«. Der Blick auf die z. T. riesigen Schiffe, die Musik und oft winkende Besatzungsmitglieder machen die besondere Atmosphäre aus.
Beliebtes Ausflugsziel: das Schulauer Fährhaus
2012 wechselte die »Führung«: Familie Behnke übergab an René Schillag, Betreiber des »Fischclub« in Hamburg-Blankenese, ein traditionsreiches Restaurant und Ausflugsziel. Nach umfangreichen Renovierungen und einer veränderten Küche eröffnete das Schulauer Fährhaus im April 2012 neu. Auf der »renovierten« Speisekarte stehen regionale und mediterrane Gerichte, die Zutaten kommen von Erzeugern aus dem Umland. Ein Konditor ist für den frischen Kuchen zuständig. Zielgruppe sind Ausflügler, Familien, Einheimische. Ein Beachclub entsteht nicht, dafür wird man einen Sundowner im Strandkorb genießen können.
Kaffee und Kuchen und Schiffe gucken …
Wer Lust hat, kann nach Hetlingen (ca. 1½ Stunden nordwestlich von Wedel) spazieren, sich den Wind um die Nase wehen lassen und mit Schafen, Möwen oder Reihern die Natur am Deich genießen. Den Weg kann man nicht verfehlen, es geht nah an der Elbe entlang immer geradeaus. Der Blick schweift über die weite Elblandschaft, im Fluss verläuft die Grenze von Schleswig-Holstein und Niedersachsen, im Süden sieht man die Flussinsel Neßsand, ein Naturschutzgebiet ohne öffentlichen Zugang. Zwischendurch kann man in der Schäferei und Gaststätte Fährmannsand einkehren, die neben leckerem selbstgemachtem Kuchen und anderen Kleinigkeiten zum Essen mit einem Streichelzoo für Kinder aufwartet. (mi)
Ein Schiff wird kommen: die Schiffsbegrüßungs-Anlage
152 Nationalhymnen seefahrender Nationen stehen zur Verfügung. Die Zeremonie findet täglich von 8 Uhr bis Sonnenuntergang (spätestens 20 Uhr) statt.
Die notwendigen Informationen werden vom Schiffsmeldedienst weitergeleitet: Von der Nordsee kommend meldet die Station Stadersand, von Hamburg aus kommend Finkenwerder. Ausgerufen werden per Lautsprecher: Name des Schiffes, Nationalität, Reederei, Baujahr, je nach vorhandenen Informationen auch Anzahl der Container, Länge, Breite, Tiefgang. Für diese Zeremonie stehen im Wechsel sechs »Begrüßungskapitäne« der Nautischen Kameradschaft zur Verfügung.
INFO
Hinkommen: S1 bis Wedel, Bus 189 Richtung Blankenese bis Elbstraße, zurück ab Hetlingen mit Bus 589 nach S-Bahn Wedel
Essen & Trinken: Schulauer Fährhaus, Parnaßstraße 29, 2880 Wedel, Tel. 04103/9200-0, www.schulauer-faehrhaus.de , tgl. 11–23 Uhr, Sa/So und Feiertags Frühstück 9–11.30 Uhr.
Gaststätte und Schäferei Fährmannssand, Fährmannssand, 22880 Wedel, Tel. 04103/2394, Mi–So ab 11 Uhr, www.faehrmannssand.de .
64 Deutsches Zollmuseum: ein Streifzug durch die Geschichte der Schmuggelei
Wussten Sie, dass Frauen während der spießigen deutschen Kaiserzeit von sog. Petuhtantenhockern springen mussten, bis ihnen das Schmuggelgut (meistens Kaffee) vom Körper fiel? Warum das? Eine Leibesvisitation war den Zollbeamten strengstens untersagt. Oder dass Waldpilze aus bestimmten Ländern wegen ihrer möglichen Radioaktivität bis heute dem Einfuhrverbot unterliegen? Hunderte solcher Anekdoten und Histörchen hat das spannende Museum zu bieten, das man getrost als einen
der
Museumsgenüsse der Hansestadt ansehen kann.
Der Hintergrund für die Ausstellung in der Speicherstadt ist nicht weniger kurzweilig: Mit dem Zollanschluss Hamburgs an das Deutsche Reich – am 15. Oktober 1888 – begann Hamburgs Karriere als »Tor zur Welt«. Da die schlauen Hanseaten auf einen abgabenlosen Freihafen bestanden, entwickelten sich die Werften und Industrieanlagen zur »Silberader der Stadt« (Siegfried Lenz). Trotz dieser angenehmen Sonderregel waren sechs Siebtel der 10.000 ha großen
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