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101 Nacht: Aus dem Arabischen erstmals ins Deutsche übertragen von Claudia Ott nach der Handschrift des Aga Khan Museums (German Edition)

101 Nacht: Aus dem Arabischen erstmals ins Deutsche übertragen von Claudia Ott nach der Handschrift des Aga Khan Museums (German Edition)

Titel: 101 Nacht: Aus dem Arabischen erstmals ins Deutsche übertragen von Claudia Ott nach der Handschrift des Aga Khan Museums (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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durchquerte das Land in seiner Weite und Breite, bis die Burg ihres Vaters in Sicht kam. Die Burg lag auf einem so hohen Berg, dass sie vom Erdboden abgetrennt und an den Wolken des Himmels aufgehängt zu sein schien. Die Amalekiter und byzantinischen Heerführer hatten sie errichtet. Die Burg besaß eiserne Tore mit goldenen Beschlägen.
    Auf einem Pfad gleich einem Schuhriemen oder einer Ameisenstraße stiegen die beiden hinauf, das Mädchen voran, der Feldherr hinterher. Als sie nahe an die Burg herangekommen waren , trat Bâsit al-Liwâ heraus. Sein Haar war vor Trauer ergraut.
    «W as sehe ich dich so traurig?», grüßte ihn Suleiman.
    «Ich hatte eine Tochter, die ich über alles geliebt habe», seufzte der. «Sie ist vor einigen Tagen entführt worden, und ich weiß nicht, wo sie ist.»
    «W ürdest du sie wiedererkennen?», fragte Suleiman .
    «Aber ja!», war seine Antwort.
    Und Suleiman gab ihr ein Zeichen, worauf sie ihren Schleier fallen ließ und sich ihrem Vater in die Arme warf. Sie berichtete ihm, was geschehen war und wie der Feldherr sie gerettet hatte.
    «W ie ist dein Name, edler Ritter?», wandte sich Bâsit al-Liwâ an Suleiman.
    «Ich bin Suleiman, der Sohn des Kalifen Abdalmalik Ibn Marwân», entgegnete der.
    «Schweig und treibe keinen Unfug mit diesem Namen, sonst bist du des Todes!», herrschte ihn der Alte an. «Und jetzt sage mir, aus welchem Grund du gekommen bist.»
    Da erzählte ihm Suleiman seine ganze Geschichte.
    «Ich werde eine List ersinnen, um dich mit ihr zusammenzuführen», versprach ihm der Alte .
    «W ie willst du das anstellen?», fragte er zurück.
    «Spione sind zu König Namarîk gelangt und haben ihm berichtet, dass du mit vierzigtausend Soldaten zu ihm unterwegs bist», sagte Bâsit al-Liwâ. «König Namarîk wiederum hat zu mir geschickt mit der Bitte, ich solle ihn über dich und alles, was dich betrifft, informieren. Nun hast du meine Tochter gerettet und mir Trost verschafft. Da kann ich dir ja nur noch Gutes tun! Ich will dich also zum König bringen. Sobald du vor ihn hingetreten bist, wird er dich fragen, wie du heißt. Dann sage: ‹ Mein Name ist Asad Ibn Âmir.›»
    «Einverstanden», stimmte Suleiman zu.
    Bâsit al-Liwâ beherbergte ihn diese Nacht. Dann stieg der alte Burgherr aufs Pferd, und Suleiman tat es ihm gleich. Und so zog der Ritter mit dem Alten ins Land des Vaters des Mädchens.
    Endlich erblickte er die Stadt. Sie war so weiß wie Kampfer oder Silberbarren oder wie eine entschleierte Braut, und die Erde hatte sich über und über mit langstieligen Blumen bekleidet.
    Vor der Stadt aber stand ein wehrhaft befestigtes, hoch gebautes und atemberaubendes Schloss. Und darum herum lag eine Armee, zahlreich wie das wogende Meer. Dort sah man nichts als blitzende Helme und in der Sonne glänzende Rüstungen. Mehr als hunderttausend gepanzerte Ritter waren es, doch unter ihnen war keiner, der sich zu Gott, dem Einen, bekannte.
    An dieser Stelle unterbrach das Morgengrauen Schahrasad , und sie verstummte. Der König erhob sich, entzückt von ihrer spannenden Geschichte, versiegelte die Tür mit seinem Siegel und begab sich in seine Regierungsgemächer.
    Die dreiunddreißigste Nacht

    Er spricht:
    Und in der folgenden Nacht kam der König, brach das Siegel auf und schlief mit dem Mädchen bis zu der bewussten Zeit.
    Da rief ihre Schwester Danisad ihr zu: ~ Ach, meine Schwester! Ach, Schahrasad, erzähle doch unserem Herrn, dem König, deine schönen Geschichten!
    ~ Einverstanden, erwiderte sie. ~ Und so, mein Gebieter, geht die Geschichte weiter:
    Als der Scheich und der Feldherr ans Schlosstor kamen, hatte sich dieses gerade aufgetan. Vor dem Tor standen fünfhundert waffentragende Sklaven. Ein schwarzer Sklave gleich einem bösen Ifrit von den Dschinnen führte sie an. Er hielt eine Lanze aus Messing in der Hand und trug auf der Schulter einen eisernen Knüppel. Wenn er mit den Backenzähnen knirschte, klang es wie dröhnender Donner. Dazu rollte er gefährlich die Augen, die wie ein blendender Blitz funkelten! Hinter dem Sklaven kamen einhundert Reitkamele, und auf jedem Reittier saß ein Mädchen. Mitten zwischen den Reittieren aber ging ein gewaltiger Elefant. Auf seinem Rücken war ein Gestell aus Messingstangen aufgebaut, und oben darauf eine Sänfte für das Mädchen Kamar al-Asrâr. Von allen Seiten umringten sie die Mädchen mit Pandoren, Lauten und Leiern sowie Fingerzimbeln.
    König Suleiman staunte über diesen Anblick. Das Mädchen glich

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