1014 - Alles für die SOL
Zentimeter über dem Boden.
Brethers Hand mit dem Schocker zitterte so heftig, daß er unfähig gewesen wäre, zu schießen. Glücklicherweise war das auch nicht nötig. Die Gestalt schwebte wenige Sekunden später wieder davon, überquerte die Lichtung, drang mühelos ins Unterholz ein und verschwand.
Brether wischte sich mit dem Handrücken über die schweißnasse Stirn. Er fragte sich, ob er sich die geisterhafte Erscheinung nur eingebildet hatte. Doch seine Phantasie hatte ihm noch nie einen Streich gespielt. Es mußte sich demnach tatsächlich um ein Lebewesen dieses geheimnisvollen Planeten gehandelt haben.
Ich wollte, ich wäre wieder im Weltraum! dachte Brether Faddon bedrückt.
5.
„Bist du sicher", daß du dir das nicht nur eingebildet hast?" fragte Surfo Mallagan am nächsten Morgen beim Frühstück, nachdem Brether sich nach langem Zögern entschlossen hatte, über seine Begegnung mit der geisterhaften Gestalt zu berichten.
„Ziemlich sicher", antwortete Brether. „Ich war hellwach, da ich zuvor gerade beobachtet hatte, wie eine Raubkatze zwei Vögel schlug."
„Es war also kein fluoreszierender Baumstamm?" forschte Surfo weiter.
Brether Faddon schüttelte den Kopf, dann stand er auf, stellte sich einen Meter vor das Zelt und erklärte: „Steht hier ein Baumstamm? Nein. Also! Und genau hier schwebte die Gestalt."
„Sie schwebte wirklich?" fragte Scoutie.
Brether nickte.
„Dann muß sie leicht wie ein Schleier gewesen sein", meinte Scoutie.
„Richtig!" ereiferte sich Brether. „Wie ein Schleier sah sie auch aus. Das heißt, mehr wie eine von einem Schleier verhüllte Gestalt."
„Ein leuchtender Nebelschleier", erklärte Surfo Mallagan. „Das wird es gewesen sein.
Wahrscheinlich ein Schwarm winziger Leuchtinsekten, der zufällig gerade die Form eines verschleierten Betschiden angenommen hatte."
„Hört endlich auf damit!" sagte Scoutie. „Schießt lieber ein Tier, dessen Fleisch man essen kann! Die Konzentrate hängen mir schon zum Halse heraus."
Brether Faddon schüttelte den Kopf.
„Das geht nicht. Auch ein Schocker arbeitet nicht gänzlich lautlos. Sein Geräusch könnte von Kopfjägern gehört werden."
„Ihr wißt wohl nicht mehr, wie man einen Bogen und Pfeile herstellt?" spottete die Betschidin. „Was seid ihr doch für große Jäger!"
Surfo wischte sich den Mund ab und stand auf.
„Unterwegs halten wir nach dem richtigen Material Ausschau, und am nächsten Abend wird ein Bogen fertig - und die Pfeile dazu, versteht sich."
„Zwei Bögen werden fertig", erklärte Brether bestimmt.
„Da bin ich aber gespannt, wer den besten Bogen hinbekommt", meinte Scoutie.
Surfo lächelte, nahm die übriggebliebenen Konzentrate und packte sie in Mayers Transportmulde. Plötzlich horchte er angespannt.
Aus dem Dschungel hinter dem gegenüberliegenden Waldrand ertönten knackende und raschelnde Geräusche, dann brach ein stiergroßes Landschwein aus dem Unterholz und rannte genau auf das Zelt zu.
Während Surfo einen Warnschrei ausstieß und nach seinem Schocker griff, erkannte er, daß es sich nicht um einen Keiler, sondern um eine Bache handelte - und daß er die Waffe nicht in Anschlag bekam, bevor sie heran war.
Er warf sich zur Seite.
Das Landschwein stob mit unwahrscheinlicher Geschwindigkeit an ihm vorbei, ins Zelt hinein und mitsamt der Folie in den Dornenwall. Dort rannte es sich fest, und als es umkehren wollte, verfing es sich hoffnungslos in der Folie.
Surfo paralysierte es mit seinem Schocker, dann machte er sich mit seinen Freunden daran, das Wild aus der Folie zu wickeln. Es war nicht ganz einfach, aber sie schafften es schließlich doch.
Erschrocken blickten sie im nächsten Moment auf die schwarzen, wurmartigen Tiere, die an der beinahe haarlosen Schwarte des Landschweins hingen.
Giftegel!
Wie auf ein geheimes Kommando knieten sie auf der der Lichtung zugewandten Seite des Landschweins nieder, so daß der massige Körper sie gegen den Dschungel hinter ihnen deckte. Brether und Scoutie zielten mit ihren Schockern auf den Urwald jenseits der Lichtung; Surfo zielte über den Schädel des Schweines hinweg in die Wipfel der hinter ihnen stehenden Bäume.
Sie alle erwarteten einen Angriff von Kopfjägern, denn ihnen war klar, daß diese halbintelligenten Flußinselbewohner es gewesen waren, die mit ihren Blasrohren die Giftegel auf das Landschwein abgeschossen hatten. Anscheinend wirkte das Gift der Egel bei einem so großen Tier langsam. Deshalb war
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