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1015 - Henkeraugen

1015 - Henkeraugen

Titel: 1015 - Henkeraugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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kenne ihn doch.«
    »Sicher, du hast Kontakt.«
    »Er ist mein Freund.«
    »Obwohl du ein Chesterton bist und damit ebenfalls zu dieser Familie gehörst, die er auslöschen wollte?«
    »Das ist alles nicht so schlimm. Denn ich bin anders. Ich habe es ihm gesagt. Er hat es gemerkt. Er weiß, daß ich nicht lüge, und er hat sich auf mich gefreut.«
    »Weil du ihm hilfst?«
    »Ja. Ich stehe auf seiner Seite. Ich habe ihm durch meine Freundschaft die Kraft gegeben, aus dem Bild zu steigen. Er ist nicht tot. Er hat es geschafft, in einer anderen Welt zu leben, auch wenn man ihm beide Augen ausgestochen hat. Sie aber kann er jetzt einsetzen. Sie sehen, und er sieht durch sie, obwohl sie nicht in seinem Gesicht sitzen. Seine Augen sind die Beobachter, und sie haben auch uns unter Kontrolle gehalten, Miß Collins.«
    »Stimmt, Eugen, ich habe sie gesehen.« Jane sprach leise weiter.
    Dabei hob sie den Arm und deutete auf die Leinwand. »Dort haben sich die Augen abgezeichnet. Sie waren deutlich zu sehen, aber es ist noch mehr geschehen. Ich konnte in sie hineinschauen. Ich sah das grelle Licht und zuvor Menschen, die ich kenne. So sind die Augen für mich wie eine Botschaft gewesen oder wie zwei Monitore, die mir etwas Bestimmtes zeigen wollten.« Sie trat wieder näher an das leere Bild heran und streckte Eugen den Zeigefinger entgegen. »Ist dir eigentlich bewußt, daß du keine normale Leinwand vor dir siehst, Eugen?«
    »Wie… wieso?«
    »Ganz einfach, Junge. Es ist eine Leinwand, die nur so aussieht wie eine. Tatsächlich aber besteht sie aus der Haut einer bestimmten Frau.«
    »Wie…?«
    »Sie ist… nein …«, Jane schüttelte den Kopf. Die Erklärung wollte ihr einfach nicht über die Lippen dringen, denn neben ihr stand ein elfjähriger Junge, den sie nicht durcheinanderbringen wollte, obwohl er schon einiges hinter sich hatte und fest auf eine Gestalt vertraute, die es nicht geben durfte.
    Eugen ließ nicht locker. »Was ist denn mit dem Bild?«
    Jane winkte ab. »Schon gut, vergiß es.« Sie berührte die Haut trotzdem. Zugleich horchte sie in sich hinein und wartete förmlich darauf, daß sich ihre Hexenkräfte wieder meldeten, aber sie blieb innerlich ruhig. Da geschah nichts. Deshalb glaubte sie auch nicht daran, daß sich die Augen in den nächsten Minuten zeigen würden. Der Henker hatte eine andere Aufgabe übernommen.
    Die machte ihr Angst!
    John Sinclair, Lady Sarah, auch Glenda Perkins hatte sie für einen Moment erkannt. Die Augen des Henkers waren wie zwei Monitore gewesen, die das wiedergeben, was er persönlich durchlitt oder erlebte. Sie fühlte sich in diesem breiten Gang wie eine Gefangene.
    Ganz im Gegensatz zu Eugen Chesterton, dem es viel besser ging als ihr und der leise vor sich hinsummte.
    »Was macht dir so einen Spaß?« fragte sie.
    Der Junge hatte sich gegen die Wand gelehnt. Er schaute Jane lächelnd an. »Ich weiß, daß er nicht weg ist«, erklärte er. »Ich weiß das alles genau.«
    »Das kann ich mir denken.«
    »Er wird auch zurückkehren, Miß Collins. Er hat einmal Blut geleckt, und er wird sich endlich rächen können. Ich weiß es. Er hat es mir gesagt.« Wieder lächelte Eugen, aber Jane war nicht danach zumute. Sie fragte sich, welche Abgründe in diesem Jungen steckten und ob er irgendwann einmal wieder normal werden würde.
    Da blieben schon berechtigte Zweifel zurück…
    ***
    Wir hatten das Restaurant verlassen und waren von einem kühlen Nachtwind empfangen worden. Der Parkplatz lag hinter dem Gebäude und war von einem natürlichen Zaun aus Bäumen umschlossen, so daß auch die Dunkelheit einen Ring bilden konnte. Lichtschein drang von außen her so gut wie nicht auf dieses Gelände. Die wenigen Laternen verteilten ihren Schein an bestimmten Stellen des Parkplatzes, wobei sie besonders die Ecken ausleuchteten.
    Zumeist Autos der Oberklasse parkten hier, so daß sich mein Rover schon schäbig zwischen ihnen ausmachte. Das waren nur Dinge, die am Rande interessierten, andere waren viel wichtiger, und sie drehten sich um den augenlosen Henker.
    Einen ersten Angriff hatte ich abschlagen können. Beim zweiten würde er möglicherweise anders vorgehen. Raffinierter und zugleich noch zielstrebiger.
    An der Garderobe hatte ich einige Worte mit den Chestertons gesprochen. Lady Sarah hatte ihnen etwas von einem Schutz erzählt, den ich zu geben in der Lage war. Ob mir das Ehepaar geglaubt hatte, wußte ich nicht. Jedenfalls gehörten die Chestertons zu den Menschen, die ich

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