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1015 - Henkeraugen

1015 - Henkeraugen

Titel: 1015 - Henkeraugen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hatte ich mir gedacht!« flüsterte mir Glenda zu und beugte sich mir entgegen. »Schau mal zum Nebentisch, John. Sarah scheint sie nervös gemacht zu haben.«
    Das schien nicht nur, es war auch so. Die Chestertons hatten ihre aufgezwungene Ruhe verloren. Sie hörten der Horror-Oma zu, die auf sie einsprach und mir dabei vorkam wie eine Lehrerin, die sich intensiv um ihre Schüler kümmerte.
    Die Geschäftsfreunde der Chestertons saßen ebenfalls noch mit am Tisch, sie aber gaben sich wie Fremde und bewegten sich kaum, während sie mit starren Blicken ins Leere schauten. Es war nicht zu sehen, was sie dachten oder worüber sie sich Gedanken machten, sie wirkten wie zwei Puppen.
    Es waren etwa zehn Minuten vergangen, als Sarah ihren Stuhl zurückschob und aufstand. Noch im Stehen sprach sie auf die Chestertons ein und kehrte danach zu uns zurück. Ihrem Gesicht war nicht anzusehen, ob sie Erfolg gehabt hatte. Wir fragten sie erst danach, als sie sich gesetzt hatte.
    »Erfolg gehabt?«
    »Habe ich, Glenda. Die Chestertons werden, ebenso wie wir, das Restaurant verlassen.«
    »Hört sich gut an«, sagte ich.
    »Zuerst wollten sie nicht. Die haben sich nur immer stur gezeigt. Dann aber mußten sie einsehen, daß es besser für sie ist, wenn sie gehen. Auch wenn der Deal mit den Tischnachbarn nicht zustande gekommen ist. Das sollte ihre geringste Sorge sein, wo es jetzt einzig und allein um ihr Leben geht.«
    »Und auch um das ihres Sohnes«, fügte Glenda hinzu.
    »Sehr richtig.« Sarah räusperte sich. »Wobei ich das nicht einmal so gesehen habe.«
    »Wie meinst du das?« fragte ich.
    »Sie kamen mir vor, als wollten sie sich keine Sorgen wegen Eugen machen.«
    »Sie vertrauen eben auf Jane Collins.«
    Die Horror-Oma schaute mich schräg an. »Meinst du? Vertraust du ihr denn auch?«
    »Ja, warum nicht?«
    Sie wiegte den Kopf. »Ich bin da skeptisch geworden, John. Ich weiß es einfach nicht. Ich komme nicht zurecht, wenn ich an den Henker denke. Das Schwarze Schaf der Familie wird sich nicht nur auf einen Ort konzentrieren können, sondern auch auf andere. Wenn er in einer Zwischenwelt lebt, die er jederzeit verlassen kann, dann wird er auch an anderen Orten erscheinen können. Deshalb sehe ich auch eine Gefahr für den Jungen und für Jane.«
    Da hatte sie uns aus dem Herzen gesprochen. Es wurde Zeit für die Rechnung, auch wenn wir das Hauptgericht nicht einmal gekostet hatten. Dieser Ort war nicht gut für uns. Wir mußten ihn so schnell wie möglich verlassen.
    Vorbei war es noch nicht. Es ging weiter. Bisher hatten wir nur ein Vorspiel erlebt. Der wahre Horror würde noch folgen, das stand für mich fest. Das Gefühl der unsichtbaren Bedrohung verstärkte sich in mir immer mehr. Ich konnte mir gut vorstellen, daß wir aus dem Unsichtbaren heraus von Henkeraugen beobachtet wurden…
    ***
    Jane Collins fand sich auf dem Boden wieder, ohne zu wissen, wie sie dort hingekommen war. Aber die Bilder der Erinnerung waren in ihr noch nicht verschlossen. Deutlich sah sie alles vor sich.
    Das leere Bild, nur die Leinwand. Auf ihr die beiden Augen, in denen sich eine Botschaft gespiegelt hatte, ein Bild, das fern von diesem Ort hier entstanden war. Eine Szene, in der der Henker und auch ihre Freunde eine wichtige Rolle spielten. Jane fragte sich, wie dieser Horror überhaupt ausgegangen war und ob die Menschen gegen das mordende Monstrum noch eine Chance gehabt hatten. Ihre Zweifel waren berechtigt. Aber sie hatte auch das Licht gesehen, dieses helle und wunderbare Strahlen, das letztendlich alles in den Abgrund gerissen hatte.
    Ihre Gedanken zerbrachen, als Jane neben sich eine Kinderstimme hörte. Eugen war bei ihr. An ihn hatte sie in den vergangenen Sekunden nicht mehr gedacht. Seine Worte hörten sich an, als wollte er ihr ins Gewissen reden.
    »Sie hätten das nicht tun dürfen, Miß Collins. Nein, das ist falsch gewesen. Jetzt ist Rodney nämlich Ihr Feind, und das ist sehr, sehr schlimm.«
    Jane drehte den Kopf. »Er ist schon immer mein Feind gewesen.«
    »Das stimmt nicht.«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Dann hätte er Sie ja töten können, und das hat er nicht getan, Miß Collins.«
    »Klar, du hast recht, Eugen. Er hat es nicht getan. Vielleicht ist er auch woanders beschäftigt gewesen. Das kann man alles nicht ausschließen.«
    »Er will Genugtuung.«
    Jane kam wieder auf die Beine. Dabei schüttelte sie den Kopf.
    »Wie sich das aus deinem Mund anhört, Junge, das ist wirklich mehr als ungewöhnlich.«
    »Ich

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