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1016 - Der Narr aus Venedig

1016 - Der Narr aus Venedig

Titel: 1016 - Der Narr aus Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Wie ein gewellter Himmel lag er über dem Bett, dessen Fläche mit einem dicken Kissen und einem Oberbett bedeckt war. Das Kissen besaß die gleiche Farbe wie der Himmel, nur das Oberbett zeigte einen roten Bezug. Ungefähr so dunkel wie das Blut eines Menschen.
    Ansonsten stand noch ein schmaler Schrank an der Wand und links neben dem Bett eine Konsole, auf der eine Lampe stand.
    Ich war beeindruckt. »Mit einem solchen Bett hätte ich hier in dieser Wohnung nicht gerechnet.«
    »Sicher, das sagen alle, die es sehen. Es ist der einzige Gegenstand, den ich aus meiner Heimat mitgenommen habe. Ich liebe es. Ich habe damals alles darangesetzt, um es zu bekommen. Das Bett ist alt und soll einmal der Geliebten eines Dogen gehört haben.«
    »Doge?« wiederholte Bill. »Dann stammt dieses Himmelbett möglicherweise aus Venedig?«
    »Ja, aus meiner Lieblingsstadt. Ich habe es dort erworben und mitgenommen.«
    »Wirklich außergewöhnlich«, lobte ich noch einmal. »Sie schlafen darin wirklich prächtig?«
    »Darauf können Sie sich verlassen.«
    Ich umkreiste das Bett. »Es hat sicherlich eine Geschichte - oder?«
    »Ja.«
    »Kennen Sie die?«
    Angela hob die Schultern. »Nein, nicht so genau, aber die damaligen Zeiten waren nicht eben friedlich, wie Sie wohl wissen. In diesem Bett kann viel passiert sein, aber Einzelheiten weiß ich leider nicht.«
    Ich ließ nicht locker. »Gibt es denn gar keine Geschichte, die man sich über das Bett erzählt hat oder die niedergeschrieben worden ist? Bitte, ich meine…«
    Angela Morinelli lächelte plötzlich. »Nun ja, man hat sich einiges erzählt. So soll die Geliebte des Dogen ihn in diesem Bett auch mit anderen Männern betrogen haben.«
    »Mit welchen?«
    »Keine Ahnung.« Sie deutete auf die Liegestatt. »Angeblich ist sogar ein Narr dabei gewesen.«
    »Ein Clown?«
    »Ja«, gab sie zu. »Nicht so, wie Sie es sich vielleicht vorstellen, John. Es war dieser Hofnarr, verstehen Sie? Früher gab es ihn ja an den Höfen, und Verdi hat dieses Thema für seine Oper Rigoletto aufgenommen. Der Narr mit dem Buckel, der Intrigant, der seine schöne Tochter vor dem Herzog versteckt und von den Hofschranzen reingelegt wurde. Der Herzog entdeckte die Tochter doch, und der Narr geriet in die Krise. Später hat er dann seine eigene Tochter getötet.«
    »Die Geschichte kenne ich«, gab ich zu. »Dann hat also ein derartiger Clown ebenfalls in dem Himmelbett hier übernachtet und seine Spielchen getrieben?«
    »So sagt man.«
    »Was tat der Doge, als er es herausbekam?«
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen, John. Ich weiß nicht einmal, ob er es überhaupt herausbekommen hat. Es gibt keine Aufzeichnungen darüber.«
    »Aber Sie wissen, daß es ein Narr gewesen ist?« hakte Bill nach.
    »So hat es mir der Verkäufer berichtet.«
    »Kennen Sie den Namen des Narren?«
    Angela überlegte einen Moment. »Peppino, glaube ich.«
    »Hört sich lustig an.«
    »Ich weiß nicht, ob es auch damals so lustig gewesen ist, Bill. Glauben kann ich daran nicht.«
    »War das Bett eigentlich teuer?« erkundigte ich mich.
    Die Frau atmete tief durch. »Für meinen Geschmack war es nicht teuer. Im Nachhinein habe ich mich darüber gewundert. Mir ist es so vorgekommen, als wäre der Händler froh gewesen, das Bett loszuwerden. Er ist mir noch entgegengekommen. Als läge ein Fluch über diesem Möbelstück.«
    Nach dieser Bemerkung erschrak sie selbst, und ihre Augen weiteten sich.
    »Woran denken Sie, Angela?« fragte ich.
    Sie winkte ab. »An nichts eigentlich. Oder hat dieses Bett mit der schrecklichen Bluttat zu tun? Kann es dort vielleicht einen Zusammenhang geben?«
    »Das wissen wir nicht. Wenn es so sein sollte, werden wir es herausfinden. Und sonst gibt es nichts Außergewöhnliches in Ihrer Wohnung, Angela?«
    »Nein, John. Nichts, was mit dem Himmelbett vergleichbar wäre, das kann ich so behaupten.«
    »Gut, dann werden wir mal wieder gehen.«
    Sie trat mir in den Weg. »Das hört sich so endgültig an, finde ich. Haben Sie das auch so gemeint?«
    »Nein.« Ich lächelte sie beruhigend an. »So habe ich das nicht gemeint. Glauben Sie bitte nicht, daß ich Sie jetzt allein lassen werde. Ich weiß, daß hier etwas Unbegreifliches und auch Schauriges geschehen ist. Und ich will herausfinden, was hier vorgefallen ist. Ich will herausfinden, welche Person sich hinter dem teuflischen Liebhaber versteckt. Und ich glaube fest daran, daß er zurückkehren wird, Angela.«
    »Jetzt wünsche ich es mir sogar.«
    Ich

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