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1016 - Der Narr aus Venedig

1016 - Der Narr aus Venedig

Titel: 1016 - Der Narr aus Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hart auf hart kommt.«
    »Aber nicht am Hals«, flüsterte Suko. »Ich kann mir vorstellen, daß plötzlich der Dolch erscheint und…«
    »Nein, nein, das hat er schon einmal versucht. Ich denke, er wird einen anderen Weg nehmen.«
    »Über uns?«
    »Möglich.«
    Beide schwiegen. Sie waren noch etwas blasser geworden.
    Das Verhalten war den beiden Frauen nicht verborgen geblieben. »Ist was passiert?« flüsterte Sheila.
    Ihr Mann schüttelte den Kopf. »Noch nicht, aber uns scheint, daß Serafin in der Nähe ist.«
    »Hast du denn das Läuten gehört?«
    »Nein, aber Johns Reaktion draußen läßt darauf schließen. Wir müssen abwarten.«
    Die Spannung am Tisch wuchs. Auch deshalb, weil sich ihr Freund in Bewegung setzte und langsam auf das Lokal zukam. An seiner Haltung war zu erkennen, daß auch er unter einer harten Spannung stand. Er war voll konzentriert, schaute allerdings nicht zu seinen Freunden hin, sondern mehr dorthin, wo Angela Morinelli stand und sich mit einem Gast unterhielt.
    »Ich habe das Gefühl«, flüsterte Bill, »daß es gleich losgeht und wir uns warm anziehen müssen.«
    »Hoffentlich trifft es keine Unschuldigen«, sagte Sheila mit vibrierender Stimme.
    Plötzlich saßen alle vier wie Puppen da. Jeder hatte das Klingeln gehört.
    Eine kleine Melodie wehte an ihnen vorbei und blieb in der Nähe. Jeder erschauerte, selbst Suko, und sie horten dann das leise Lachen einer Stimme, deren Besitzer nicht zu sehen war. Er hielt sich im Hintergrund versteckt. Sein Reich war das Unsichtbare, das er verlassen konnte, wann immer er wollte. Noch hielt er sich zurück, aber seine Warnung war nicht zu überhören. Nur bewegte sich das Klingeln jetzt vom Tisch der vier Freunde fort, und das konnte ihnen auch nicht gefallen.
    John hatte mittlerweile das Lokal betreten. Suko und Shao drehten sich auf ihren Stühlen. Sie wollten den Weg des leisen Geläuts verfolgen und mußten feststellen, daß es sich nicht weit von ihnen entfernt am Nebentisch etabliert hatte.
    Dort stand ein Ober. Er hielt die Weinkarte in der Hand, um die Gäste zu beraten. Dabei hatte er sich vorgebeugt und sprach mit dem Paar. Er wurde von der Frau angelächelt, die ein weißes Kleid und eine Kette aus hellroten Perlen trug.
    Dann lächelte die Frau nicht mehr. Plötzlich verzerrte sich ihr Gesicht. Aus der Höhe fielen die dicken Blutstropfen nach unten. Sie stammten aus einem Schnitt, der quer über das Gesicht des Obers geführt worden war, von einer Wange zur anderen.
    Entsetzen.
    Atemlose Stille.
    Die dann durch den Schrei der Frau brutal zerrissen wurde. Einen Moment später brach auch der Ober zusammen…
    ***
    Die Frau saß wie erstarrt auf ihrem Stuhl. Sie hatte die Arme ausgebreitet. Die Finger waren gespreizt, und sie zitterte am gesamten Leib.
    Sie schrie noch.
    Der Ober lag auf dem Boden. Er jammerte und krümmte sich dabei unter den Schmerzen. In seinem Gesicht hatte sich das Blut verteilt. Andere Gäste schauten auf ihn. Auch Angela, die an der Theke stand, hatte ihn gesehen.
    Sie war ebenfalls unfähig, sich zu bewegen.
    Ich hatte den Schrei ebenfalls gehört, kaum daß ich einen Schritt in das Restaurant hineingegangen war. Es dauerte einige Sekunden, bis mir klar wurde, was sich hier abspielte. Der Narr wollte seine Rache. Er nahm auf nichts und niemand Rücksicht. Er würde sich austoben, und mit einem Unschuldigen hatte er begonnen.
    Der Schrei der Frau war so laut, daß er alle anderen Geräusche übertönte. Deshalb hörte ich das Klingeln der kleinen Glocken nicht.
    Aber ich sah, wie Suko aufsprang und sich Bill ebenfalls von seinem Stuhl wegbewegte, um sich um den verletzten Ober zu kümmern. Er beugte sich über ihn, zog ihn hoch und drückte ihm seine noch saubere Serviette aufs Gesicht.
    Mich wunderte es, wie ruhig die anderen Gäste blieben. Sie sahen auch nichts. Niemand bedrohte sie offen, obwohl die Bedrohung nach wie vor da war.
    Das Klingeln der Glocken begleitete den tödlichen Weg. Auch Angela hatte das Geräusch gehört.
    Sie hatte sich hinter die Theke zurückgezogen. Mir nahm die große Espresso-Maschine die Sicht auf sie. Ich konnte mir vorstellen, daß sie ihren Rücken gegen das Regal gedrückt hatte und auch einen Ausweg suchte.
    Mit schnellen Schritten war ich in das Restaurant gegangen. Das Läuten wies mir den Weg. Es war leicht, denn der Narr wollte seine Rache endlich vollenden.
    Er wollte Angela!
    Sie heulte plötzlich auf und bewegte sich zur Seite. So geriet sie in mein Blickfeld. Ich

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