1016 - Zwischenspiel auf Karselpun
daß ich meinen Hals riskierte, aber das war immer noch besser, als untätig zu warten, bis die Verbrecher mich in ein manövrierunfähiges Kleinschiff setzten.
„Tut mir leid", teilte ich meinem Gefangenen mit und schickte ihn mit einem neuerlichen Boxhieb ins Land der Träume. Ich fand einige Stricke und fesselte ihn. Außerdem stopfte ich ihm noch einen Knebel in den Mund.
So hundertprozentig schenkte ich seinen Angaben doch keinen Glauben, also bewegte ich mich von nun an noch vorsichtiger. Aber ich begegnete niemandem mehr. Einmal öffnete ich einen der Ventilationsschächte. Unartikuliertes Gegröle schlug mir entgegen.
Die Meuterer hatten also den Medizinschrank gefunden und sich über die Alkoholvorräte hergemacht. Nun, mir konnte das nur recht sein.
Von meiner Besatzung entdeckte ich keine Spur. Mein Gefangener hatte mir auch nicht sagen können, wo man sie untergebracht hatte. Mir blieb keine andere Wahl, als sie im Stich zu lassen, auf der anderen Seite war ich überzeugt, schnell genug Kontakt mit einem Schiff der Flotte zu erhalten, um ihre Befreiung zu veranlassen. Es ging jetzt nur noch darum, der Mordbande zu entkommen.
Im Hangar standen drei Beiboote. Mir blieb keine Zeit, sie zu testen, ich mußte mich auf mein Glück verlassen. In aller Hast aktivierte ich den Öffnungsmechanismus der Ausflugschleuse, der vom Innern des Beiboots aus in Gang gesetzt werden konnte. Nach dem Verlassen des Hangars würde sich die Schleuse wieder schließen und der Hangar selbst mit Atemluft gefüllt werden.
Schnell kletterte ich ins Beiboot, schloß die Luke und leitete den Startvorgang ein. Von nun an mußte alles in größter Eile verlaufen, denn das Öffnen der Schleuse konnte nicht unbemerkt bleiben. Auch wenn die feiernden Meuterer betrunken waren, so würden sie die Warnsignale kaum übersehen oder überhören können.
Das Beiboot schwebte einen halben Meter über dem Hangarboden auf seinem Antigravfeld, als draußen im Hangar die Luft abgesaugt wurde und die Schleusenluken sich öffneten. Vorsichtig manövrierte ich das kleine Schiff hinaus in den Weltraum und beschleunigte sofort.
Erst als ich den Bildschirm einschaltete, sah ich meine Umgebung.
Es waren mir fremde Sterne, die ich noch gesehen hatte, aber anhand der in jedem Beiboot vorhandenen Karten würde ich mich schon zurechtfinden können. Wichtig war im Augenblick nur, dem Orterbereich meines eigenen Schiffes zu entkommen.
Instinktiv setzte ich den Kurs in Richtung des nächsten Systems, obwohl ich keineswegs die Absicht hegte, mich dort zu verstecken. Es war Glück, daß ich es tat, aber das wußte ich zu jenem Zeitpunkt noch nicht.
Hinter mir wurde mein Schiff schnell kleiner, bis es zwischen den Sternen verschwand.
Nun hatte ich Zeit, mich zu orientieren und den endgültigen Kurs festzusetzen.
Ich befand mich ein Stück abseits der üblichen Fluglinien, aber das störte mich nicht.
Den nächsten Stützpunkt konnte ich mit einer Zeitbahn-Etappe leicht erreichen, und mehr hielt ich nicht für notwendig. Sorgfältig programmierte ich den Autopiloten, warf einen letzten Blick auf die nahe Sonne - und aktivierte.
Nichts geschah.
Für einen Augenblick war mir so, als gerinne das Blut in meinen Adern, dann wiederholte ich den ganzen Vorgang noch einmal. Vielleicht war mir ein Fehler unterlaufen.
Wieder nichts!
Ich fand nie heraus, ob mich der Kerl, den ich niederschlug, belogen hatte, oder ob man einfach vergessen hatte, das Beiboot richtig zu warten. Jedenfalls konnte ich nicht auf Zeitbahn gehen. Das bedeutete, daß ich nur mit knapper Lichtgeschwindigkeit fliegen konnte, und da würde ich Jahre bis zum nächsten Stützpunkt benötigen.
Das Funkgerät!
Um es kurz zu machen: der Empfang war ausgezeichnet, aber mit dem Senden klappte es nicht. Ich bekam keine Antwort. Dabei hielten sich in einer Entfernung von nur einigen Lichtmonaten genügend Einheiten auf. Sie hörten mich nicht.
Inzwischen war die Sonne größer geworden. Ich konnte einige Planeten registrieren, und einer von ihnen war für eine Landung geeignet. Vielleicht würde ich das Funkgerät reparieren und Hilfe herbeirufen können. Es war noch ein zweites Gerät vorhanden, aber mir schien es für größere Entfernungen viel zu schwach zu sein.
Als ich in das System eindrang, bemerkte ich zu meinem Entsetzen, daß etwas mit dem Normalantrieb nicht stimmte. Die negative Beschleunigung, die für eine Landung unerläßlich war, arbeitete nur ruckweise und mit Unterbrechungen.
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