Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1017 - Auf den Spuren der Bruderschaft

Titel: 1017 - Auf den Spuren der Bruderschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
nachweisen kann. Neriduur hätte mich benachrichtigt, wenn er eine Gefahr witterte.
    Und hin und wieder zerstreuen wir das Mißtrauen der Behörde, indem wir ihr einen Flüchtigen ausliefern."
    „Das kommt vor?"
    „Öfter, als es uns eigentlich lieb ist." Clazzences große Augen hatten einen traurigen Schimmer angenommen. „Du glaubst kaum, wie viel Undankbare es gibt, die unseren Preis für zu hoch halten und uns darum prellen möchten. Wenn wir sehen, daß wir betrogen werden sollen, wehren wir uns. Von denen, die uns den verdienten Lohn vorenthalten wollen, sind nicht viele davongekommen."
    Surfo verstand die Warnung, die in diesen Worten lag. Sei ehrlich, gab ihm der Krane zu verstehen, oder es geht euch schlecht.
    Der Regen kam ohne Warnung. Wie eine geschlossene Wand stürzte er herab, trommelte auf dem Dach des Bootes und verwandelte die ruhige Oberfläche des Kanals in schäumende Gischt. Ein Blitz zuckte durch die milchige Finsternis, und Donner rollte über das Dröhnen des Regens hinweg. Surfo spürte, wie das Boot die Fahrt verlangsamte. Der Autopilot richtete sich auf die gestörte Sicht ein.
    „Wir sind bald da", sagte der Krane. „Neriduur wohnt auf einer Insel mitten im Kanal. Es steht nur ein Haus darauf. Im Obergeschoß hat Neriduur seine Wohnung und Werkstatt, und zu ebener Erde hat sich eine wüste Kneipe angesiedelt. Wenn der Regen nicht wäre, könntet ihr den Lärm jetzt schon hören."
    Surfo dachte noch über seine vorherigen Worte nach. Lieferten Clazzence und Neriduur manchmal auch solche Flüchtlinge der Schutzgarde aus, die ihre Schuld ehrlich beglichen hatten? Nein, das war unwahrscheinlich. Geschäfte unter Gesetzesbrechern erforderten Vertrauen. Wenn bekannt würde, daß Clazzence erst kassierte und dann verriet, hätte er seinen letzten Kunden gesehen. Und wenn sich herumspräche, daß man ihn ungestraft übers Ohr hauen könnte, dann hätte er es bald nur noch mit solchen zu tun, die ihn um seinen Gewinn betrügen wollten. Es war ein Kodex der Zweckmäßigkeit. Nur wenn beide Geschäftspartner aufrichtig waren, ließ sich für beide der gewünschte Erfolg erzielen.
    Gedämpfte, verschwommene Geräusche drangen durch das Geprassel des Regens.
    Vorab wurden ein paar Lichter sichtbar. Sie sahen aus, als schwämmen sie im Wasser.
    Eine flackernde Lampe, weiter drüben auf dem Kanal, zog Surfos Aufmerksamkeit an. Der Regen ließ nach. Grün und orange, grün und orange...
    Er versuchte, die Entfernung abzuschätzen. Sie war geringer geworden, seitdem er das andere Boot vor Beginn des Wolkenbruchs zum letzten Mal gesehen hatte. Es wurde von Hand gesteuert; der Autopilot war abgeschaltet - sonst hätte es während des Regens nicht näher kommen können.
    „Ich glaube", sagte Surfo, „es ist einer hinter uns her."
     
    *
     
    Das fremde Boot sah aus wie jedes andere. In der Dunkelheit war nur der Umriß zu sehen; Einzelheiten, mit deren Hilfe man es hätte identifizieren können, blieben verborgen. Vorab lag greller, bunter Lichtschein auf dem Wasser. Er drang aus den Fenstern der Kneipe, über der Neriduur seine Werkstatt hatte.
    „Wir fahren vorbei", entschied Clazzence.
    „Falsch", widersprach Surfo. „Wenn es ein Fahrzeug der Schutzgarde ist, werden sie dich anhalten und uns an Bord finden. Wir müssen verschwinden. Kannst du die Insel zwischen uns und das andere Boot bringen?"
    Der Krane schätzte die Entfernung. „Das geht, wenn er nicht darauf besteht, mir dicht auf den Fersen zu bleiben." Er musterte Surfo mit mißtrauischem Blick. „Wohin wollt ihr?"
    „Zu Neriduur. Er hat die Masken."
    Clazzence hockte sich vor der Konsole nieder. „Du hast meine Warnung verstanden?" fragte er, während er ein paar Schalter betätigte.
    „Klar und deutlich", antwortete Surfo. „Ich habe nicht die Absicht, euch zu betrügen. Ich überrede Neriduur, daß er uns mitsamt den Masken begleitet. Wir treffen mit dir zusammen - an einem Ort, den du benennst. Dort wickeln wir den Rest unseres Geschäfts ab."
    Der Krane nahm sich ein paar Sekunden Zeit zum Nachdenken. Dann machte er die Geste der Zustimmung. „Neriduur wird wissen, wo er mich finden kann. Sage ihm, was wir ausgemacht haben. Aber nimm dich vor ihm in acht! Solange er nicht glaubt, daß dies alles wirklich mit meinem Einverständnis geschieht, bist du in Gefahr."
    Surfo nickte. Auf seinen Wink hin schob Brether Faddon vorsichtig eines der Steuerbordfenster auf. Es war dunkel im Innern des Bootes, aber die hell erleuchtete Insel

Weitere Kostenlose Bücher