Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1017 - Auf den Spuren der Bruderschaft

Titel: 1017 - Auf den Spuren der Bruderschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
schoß vorwärts. Sein wallendes Kielwasser brachte das Polizeiboot zum Schaukeln. Surfo steuerte haarscharf zwischen zwei Fahrzeugen hindurch, die aus dem Seitenkanal auf ihn zukamen. Die Gardisten reagierten mit beeindruckender Schnelligkeit. Sie setzten ihr Boot ebenfalls in Fahrt, und das zweite kam mit aufgeblendetem Scheinwerfer hinter dem ersten her. Aber die beiden Fahrzeuge, die Surfo soeben durch sein waghalsiges Manöver in Verwirrung gebracht hatte, waren im Weg. Sie mußten sie umrunden, und Surfo gewann dadurch mehrere Sekunden.
    Das waren die kritischen Augenblicke des Unternehmens. Der Verkehr auf dem Seitenkanal war geringfügig. Wenn die Gardisten sich entschlossen, das Feuer auf das fliehende Boot zu eröffnen, dann war er mit seinen Freunden verloren.
    „Seid bereit!" schrie er in der Sprache von Chircool, als er voraus den Lichterglanz des Vergnügungsviertels auftauchen sah. Zur Rechten zogen sich die düsteren Schatten der Lagerhäuser. Dort vorne war die Seitenstraße, die in einer Rampe zum Kanal herabführte.
    „Noch zehn Sekunden!"
    Er holte nach links aus. Er verlor fünfzig oder sechzig Meter Vorsprung durch dieses Manöver, aber er brauchte es. Die Rampe war jetzt geradewegs vor ihm. Droben am Ufer waren die Kneipengänger aufmerksam geworden. Sie wedelten mit den Armen und schrieen. Ein paar besonders Gewitzte zogen sich hastig aus der Nähe der Rampe zurück.
    Es knatterte und dröhnte, als der Kiel festen Boden zu fassen bekam. Das Boot neigte sich zur Seite. Funken sprühten. Brether und Scoutie hatten sich am Sims eines Fensters festgekrallt, um nicht den Halt zu verlieren.
    Das Boot wurde langsamer. Ringsum herrschte Panik. Die Menge stob davon. „Raus!" schrie Surfo. Er sah Brether und Scoutie durch das offene Fenster verschwinden und sandte ein Stoßgebet hinter ihnen her. Das Boot hatte sich dreißig Meter weit aufs Kanalufer hinauf geschoben. Irgendwo qualmte es. Surfo versetzte dem Paket einen kräftigen Fußtritt. Es öffnete sich, und zum Vorschein kam der schwere, dunkle Stoff eines Bußbruder-Gewands.
    Surfo setzte im Hechtsprung durch eines der offenen Fenster, rundete die Schulter und rollte ab. Blitzschnell war er wieder auf den Beinen. Er hielt auf die Seitenstraße zu, in die ein Teil der Menge geflüchtet war, aber kurz bevor er die Front der Lagerhäuser erreichte, bog er scharf nach rechts ab. Vor den Lagerhallen war es dunkel. Hier konnte ihn keiner sehen, der noch vor Sekunden in die grellen Lichter der Kneipen und Bordelle geblickt hatte. Er warf einen raschen Blick zurück. Ein weiterer Glücksfall kam ihm zu Hilfe: Neriduurs Boot hatte zu brennen begonnen. Die Reibungshitze hatte entflammbares Material in Brand gesetzt. Eine Gruppe von Schutzgardisten war herbeigeeilt und versuchte, aus dem brennenden Fahrzeug zu retten, was noch zu retten war. Die drei Umhänge der Bußbrüder würden ihnen als erstes in die Hände fallen.
    Surfo zwängte sich in den schmalen Gang zwischen zwei Lagerhäusern, in dem er vor einigen Nächten den bewußtlosen Bußbruder seiner Robe entledigt hatte. In aller Eile zog er die Maske über, wartete, bis sie sich geformt hatte, und zog den Mantel an. Dann kehrte er ans Kanalufer zurück. Das brennende Boot hatte eine Menge Neugieriger angezogen. Die Gardisten hatten alle Hände voll zu tun, die Schaulustigen zurückzudrängen. Surfo schob sich an den Fassaden der hell erleuchteten Gebäude entlang. Niemand achtete auf ihn. Von irgendwoher drang das Geräusch hastiger Schritte.
    Laute Stimmen gaben Befehle. Die Garde war dabei, das Vergnügungsviertel abzuriegeln.
    Sie kam zu spät. Als Surfo die Fußgängerbrücke erreichte, war der Lärm der turbulenten Szene hinter ihm nur noch wie ein schwaches Gemurmel. Auf der Brücke begegnete ihm niemand. Er überquerte die breite Verkehrsader, auf der die Fahrzeuge unermüdlich dahinglitten, und setzte drüben seinen Weg in Richtung des sechseckigen Hauses fort.
     
    *
     
    Es überraschte ihn nicht, daß Scoutie und Brether schon zugegen waren. Er hatte den längsten Weg gewählt. Es war zu keinem Zwischenfall gekommen.
    Sie betraten das Haus nicht. Ihre Beratung fand auf der Türschwelle statt. „Sie haben die drei Roben gefunden", sagte Surfo. „Sie müssen annehmen, daß wir sie als Verkleidung benützen wollten. Sie stellten uns im nördlichen Teil der Stadt; also werden sie glauben, daß wir uns zum Raumhafen durchzuschlagen gedenken." Er sah auf. „Mehr können wir nicht tun. Wenn

Weitere Kostenlose Bücher