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1017 - Auf den Spuren der Bruderschaft

Titel: 1017 - Auf den Spuren der Bruderschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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halbe Stunde später klar.
     
    *
     
    Der Raum war klein und mit einer Unzahl geheimnisvoller Utensilien gefüllt. Ein undefinierbarer Geruch hing in der Luft. Neriduur griff in das Gewirr hinein und brachte ein farbloses, schlaffes Gebilde zum Vorschein, das aussah wie ein Sack aus Gummiplastik.
    „Das ist die Maske", sagte er.
    Verblüfft sah Surfo den unscheinbaren Gegenstand an. „Du machst dich über mich lustig", beschwerte er sich.
    Aber Neriduur war todernst. „O nein! Ich bin nur vorsichtig und arbeite mit den fortgeschrittensten Mitteln, die es auf meinem Fachgebiet gibt. Was meinst du, wie viele Besucher ich jeden Tag habe, die hierher kommen, um meine Kunstwerke zu bestaunen?
    Wie aber soll ich wissen, ob sie wirklich Kunstbeflissene sind oder in Wirklichkeit Schutzgardisten, die hier herumschnüffeln, um zu erfahren, ob ich wieder für einen Flüchtling eine Maske angefertigt habe? Dessen verdächtigen sie mich nämlich, weißt du?
    Sie haben mir zwar nie etwas nachweisen können, aber ihr Mißtrauen ist ungebrochen."
    Er reichte Surfo das Ding, das er als Maske bezeichnete. „Wenn sie das hier sehen, können sie sich zwar denken, daß es eine Maske ist - das heißt, wenn sie schlau genug sind und sich in ihrem Fach auskennen - aber wie die Maske aussehen wird, sobald sie ihre Wirkung entfaltet, das sehen sie nicht."
    „Wirkung entfaltet?" wiederholte Surfo verständnislos.
    „Ich nenne das Material Memosimil. Es ist meine eigene Entwicklung." Der Stolz in Neriduurs Stimme war unüberhörbar. „Es besitzt ein Gedächtnis. Ich bearbeite es bei einer bestimmten Temperatur und verleihe ihm die gewünschte Form. Kühle ich es danach ab, verliert es diese Form wieder und wird zu einem ganz und gar nichtssagenden Ding, wie du es vor dir siehst. Später dann erhitze ich es wieder auf dieselbe Temperatur, bei der ich es bearbeitet habe - und siehe da, es nimmt die bearbeitete Form wieder an!"
    Er grinste. Dabei hob sich der verwitterte Nagezahn zur Hälfte aus dem Loch, das er in die Unterlippe gegraben hatte. „Weißt du, wie warm die Oberfläche deines Körpers ist?"
    „Ungefähr sechsunddreißig Grad", antwortete Surfo.
    „Das paßt. Ich habe diese Maske im Temperaturbereich vierunddreißig bis dreiundvierzig Grad bearbeitet. Manchmal, besonders in der Sonne, wird es nämlich recht heiß. Zeig her."
    Er nahm Surfo die Maske aus der Hand und breitete sie aus. Dort, wo Surfo sie berührt hatte, war eine Unebenheit entstanden. Fassungslos erkannte Surfo den Umriß eines Auges; das sich an einem dünnen, kurzen Stiel aus der glatten Oberfläche des Plastikmaterials hervorschob.
    Neriduur hielt die Maske am ausgestreckten Arm in die Höhe. Nach wenigen Sekunden war das Auge wieder verschwunden.
     
    *
     
    Neriduur brachte fünf weitere der schlaffen, formlosen Gebilde zum Vorschein. Er musterte sie eines nach dem anderen, dann warf er drei davon achtlos zu Boden.
    „Normalerweise ist solcher Aufwand nicht nötig", sagte er. „Aber wenn Barkhaden in der Gegend ist, dann lohnt es sich, besonders vorsichtig zu sein."
    „Du hast sechs Masken gemacht anstatt drei?" fragte Surfo.
    „O nein, nur drei. Wer hätte mich für sechs bezahlen wollen?" Der Prodheimer-Fenke kicherte belustigt. „Die dort auf dem Boden sind nur Rohmaterial. Aber falls ein verkleideter Gardist die echten Masken gesehen hat und später auf die Überreste der drei unechten stößt, dann wird er zu dem Schluß kommen, daß ich die Masken nicht mehr an den Mann habe bringen können."
    Eine unangenehme Ahnung begann in Surfos Bewußtsein zu dämmern.
    „Warte einen Augenblick", forderte Neriduur ihn auf. Er verschwand und kehrte eine Minute später wieder zurück. In den Armen trug er ein Sammelsurium von Gegenständen, die aussahen, als hätte er sie aus dem Müll geholt. Surfo sah ein Stück Fell, ein paar alte Knochen, Fetzen eines verschlissenen Gewands. „Wer würde glauben", sagte er, „daß dieses Zeug genauso viel wiegt wie ich und daß es in seiner Gesamtheit aus denselben Stoffen zusammengesetzt ist wie mein Körper?" Er ließ das Bündel auf den Boden fallen, nicht weit von den drei Masken entfernt. „Wer das begreift, der beginnt, die Nichtigkeit allen Lebens zu verstehen."
    „Du willst das hier alles aufgeben?" fragte Surfo staunend.
    „Ich muß", antwortete Neriduur ernst. „Es gibt eine alte Regel in unserer Zunft: Zweimal darfst du Barkhaden begegnen; beim drittenmal könnte es dich das Fell kosten. Meine zwei

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