1017 - Auf den Spuren der Bruderschaft
dessen war er mit nur einem recht harmlos wirkenden Begleiter erschienen. Hatte er sich wirklich so sehr in Menthelep getäuscht?
„Also gehen wir", schlug er vor und setzte sich zögernd in Bewegung.
Er beobachtete Menthelep aus den Augenwinkeln und sah, wie ein Ausdruck der Befriedigung über die Miene des Kranen huschte. Im selben Augenblick hörte er Schritte.
Eine kräftige Stimme erscholl: „Halt! Niemand bewegt sich! Hier spricht die Schutzgarde."
Ein grelles Licht fiel auf den einsamen Platz am Ende der Straße. Aus dem Gestrüpp am FUß des Berges tauchten drei stämmige Kranen auf, die die blaue Uniform der Schutzgarde trugen. Sie hielten Waffen im Anschlag. Im ersten Augenblick war Surfo verwirrt. Hatte er sich in Menthelep getäuscht? War der Krane so loyal, daß er auf den Gewinn verzichtet und statt dessen die Ordnungsbehörde benachrichtigt hatte? Es ergab keinen Sinn. Wozu hätte er dann das Geld mitbringen sollen? Warum hatte er dann die Angelegenheit nicht voll und ganz der Schutzgarde überlassen, ohne selbst noch einmal in Erscheinung zu treten?
Die drei Gardisten waren entweder verkleidet oder bestochen. Menthelep ersparte sich die Vorwürfe des Betrogenen, indem er der Sache den Anschein gab, sie werde durch höhere Gewalt entschieden.
Surfo wandte sich den drei Uniformierten zu. „Seit wann wagt es die Garde, die Immunität der Bußbrüder zu verletzen?"
Einer der drei Kranen gab ein höhnisches Keckern von sich. „Man wird schon sehen, was für ein eigenartiger Bußbruder du bist", rief er.
Er stolperte und fiel vornüber. Der Vorgang war so unerwartet und so abrupt, daß niemand außer Surfo •auf das helle, zornige Summen achtete, das aus der Höhe drang.
Ein zweiter Gardist warf die Arme in die Höhe und sank mit einem ächzenden Seufzer in sich zusammen. Da begriff der dritte endlich, was die Stunde geschlagen hatte. Mit einem Satz wollte er sich im Dickicht in Sicherheit bringen. Aber der unsichtbare Schütze war schneller. Der letzte Gardist wurde getroffen, bevor er noch den Straßenrand erreichte.
Menthelep und sein Begleiter waren starr vor Entsetzen. „Verrat!" gurgelte Menthelep. Er geriet in Bewegung und sprang in Richtung des Gleiters.
Da trat Surfo in Aktion. Er schlug den Umhang beiseite und feuerte. Menthelep stürzte und zwei Sekunden später sein Helfer. Surfo schob die Waffe in den Gürtel zurück und richtete seine Maskierung wieder her.
„Alles in Ordnung", sagte er laut in der Sprache seiner Heimat.
Oben am Berghang raschelte es. Inzwischen hatte Surfo die Lampe an sich genommen, die die drei Gardisten auf einem Felsblock aufgestellt hatten, um die Szene zu beleuchten. Als Scoutie und Brether ins Freie traten, war es wieder dunkel am Ende der einsamen Straße.
„Das war knapp", stieß Scoutie atemlos hervor. „Wir hatten es uns gerade bequem gemacht, da kamen die drei Schutzgardisten. Sie hatten dieselbe Absicht wie wir, und wir wären fast mit ihnen zusammengeraten."
„Wir dachten, Menthelep hätte dich verraten", fügte Brether hinzu. „Ich wollte dir heimlich entgegengehen und dich warnen, aber Scoutie war dagegen." Sein Blick glitt über die reglosen Gestalten, die in der Dunkelheit wie ungefüge Schatten wirkten. „Jetzt verstehe ich überhaupt nichts mehr. Wozu die drei Gardisten?"
„Als Verbrämung. Sie hätten mich mitgenommen und über kurz oder lang an Carderhör ausgeliefert. Und Menthelep hätte das Geld behalten." Er suchte nach dem kleinen Kasten und fand ihn neben Mentheleps bewußtlosem Begleiter. Der Deckel hatte sich nicht geöffnet. Er schob das Behältnis in eine Tasche seines Umhangs. Dann stieg er in den Gleiter. „Mal sehen, ob uns Menthelep weiter nichts mitgebracht hat", hörten Scoutie und Brether ihn sagen.
Seine Suche hatte binnen weniger Minuten Erfolg. Menthelep hatte von Carderhör einen weitaus höheren Preis gefordert, als zwischen ihm und Surfo vereinbart war. Die Differenz wäre sein ehrlicher Gewinn gewesen. Allerdings hatte er auch das Geld, das vereinbarungsgemäß Surfo gehörte, noch an sich bringen wollen. In einem Fach unter den Instrumenten der Fahrtkontrolle fand Surfo einen kleinen Beutel aus Kunststoff, der zwanzig rubinrote Tausend-Tali-Scheiben enthielt. Er nahm ihn an sich.
„He, dieser hier ist noch bei Bewußtsein!" rief Scoutie vom Rand der Straße, als Surfo aus dem Gleiter stieg.
Es war der dritte Gardist, der sich mit einem verzweifelten Sprung hatte in Sicherheit bringen wollen. Der
Weitere Kostenlose Bücher