1017 - Auf den Spuren der Bruderschaft
Schockstrahl hatte ihn nur gestreift. Er war gelähmt, hatte jedoch die Augen offen und sah und hörte, was um ihn herum vorging. Surfo beugte sich zu ihm nieder.
„Ich weiß nicht, mein Freund", sagte er, „ob du dir nur zum Schein die blaue Uniform angezogen hast oder ob du wirklich zur Schutzgarde gehörst. Falls du wirklich ein Gardist bist, habe ich eine Botschaft für deine Vorgesetzten, die du ihnen ausrichten kannst. Sag ihnen, die drei Betschiden haben keine Absicht, sich politisch zu betätigen. Sie sind nicht die Gegner der drei Herzöge, nicht die Feinde der Kranen oder irgendeines anderen Volks im Herzogtum. Wir verfolgen unsere eigenen Ziele und wollen niemand übel."
Der Gardist verstand ihn, das las er ihm an den Augen ab. Aber er gab mit keiner Geste zu verstehen, ob er die Botschaft auszurichten gedachte. Surfo bezweifelte es. Wenn er wirklich zur Garde gehörte, dann war er von Menthelep bestochen worden und würde sich hüten, zu irgend jemand über den nächtlichen Vorfall zu sprechen.
Surfo sah sich um. „Wir machen uns am besten auf den Weg", sagte er. „In vierzig bis fünfzig Minuten kommen sie wieder zu sich. Bis dahin müssen wir so weit weg wie möglich sein."
Er hatte mit Absicht krandhorjan gesprochen. Sie machten sich auf den Weg - nach Nordosten, entgegengesetzt der Richtung, in der Clazzences sechseckiges Haus lag.
7.
Infolge des Umwegs dauerte es fast eine Stunde, bis sie das Haus erreichten.
Unterwegs entledigte sich Surfo Mallagan seiner Verkleidung. Sie war ihm jetzt zu nichts mehr nütze, und Clazzence hätte ihr Anblick höchstens noch erzürnt, da er Surfo eindringlich davor gewarnt hatte, sich der Maske eines Bußbruders zu bedienen.
Das Haus war leer. Falls Clazzence inzwischen hier gewesen war, dann hatte er dafür gesorgt, daß keine Spur seines Besuchs hinterblieb. Sie sortierten die erbeuteten Münzen. Scoutie und Brether erhielten je fünfzehntausend Tali, die verbleibenden zwanzigtausend nahm Surfo an sich. Brether grinste zufrieden. „Das ist ein einträgliches Geschäft", lachte er vergnügt. „Auf die Weise läßt sich's leben."
Er sah auf, bemerkte Surfos steinernen Gesichtsausdruck und erkannte, daß seine Worte nicht gerade das gefunden hatten, was man ein freundliches Gehör nannte. „O ja", sagte er verlegen, „und noch etwas. Der Erfolg macht hungrig. Ich glaube, ich habe mir eine Mahlzeit verdient."
Er wollte sich davonmachen, aber in diesem Augenblick ging die Tür auf, und Clazzence trat ein. Er hatte sich zu seiner vollen Größe aufgerichtet, und der Boden vibrierte unter der Wucht seiner Schritte. Zorn funkelte in den großen dunklen Augen.
„Verräter!" grollte er. „Ich habe euch geholfen; ihr aber hintergeht mich."
Surfo musterte ihn mit kühlem Blick. „Erregung trübt den Verstand", sagte er. „Wir haben dich nicht verraten. Wären wir sonst hier?"
„Ich habe keine Zeit für lange Reden", dröhnte Clazzences tiefe Stimme. „Ihr habt das Haus verlassen, obwohl ich euch aufforderte, stets hier zubleiben. Ich kann nicht länger mehr mit euch zu tun haben. Macht euch sofort auf den Weg und kommt mir nie wieder unter die Augen!"
Surfo hörte den Unterton der Angst, der in der Stimme des Kranen schwang, und wunderte sich. Was war geschehen? Wovor fürchtete sich Clazzence?
„Du hast uns nicht um unserer schönen Augen willen geholfen", sagte Surfo. „Du wolltest einen Gewinn dabei erzielen. Den willst du dir jetzt auf einmal entgehen lassen?
Nur weil man dir einen kleinen Schreck eingejagt hat?"
Clazzence ging ihm auf den Leim. „Kleinen Schreck nennst du das? Unser Gewerbe ist ein gefährliches. Es erfordert Nerven und Entschlußkraft. Es gibt keine Schwächlinge in unserem Beruf. Aber wenn dieses Wort fällt, dieser Name, dann ist keiner, der nicht zittert."
„Welches Wort?" fragte Surfo. „Welcher Name?"
„Barkhaden, der Jäger", sagte Clazzence.
*
Einen Augenblick war es still. Dann sagte Scoutie: „Barkhaden ist auf Keryan?".
„Heute gelandet", antwortete Clazzence hastig. „Es heißt, die Bruderschaft sei zum wichtigsten Staatsfeind erklärt worden. Man sagt, die Niederlassung der Bruderschaft auf Keryan sei die stärkste und mächtigste. Barkhaden soll auf Keryan aufräumen, sagt man.
Er hat ohne Zweifel von eurem Fall gehört. Er wird nicht ruhen, bis er euch gefaßt hat." Er machte eine verzweifelte Geste. „Ich kann euch nicht weiter helfen."
Surfo stand auf.
„Es bleibt dir nichts
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