1017 - Auf den Spuren der Bruderschaft
anderes übrig", sagte er hart. „Du wirst uns helfen. Du wirst deinen Gewinn erzielen, vielleicht sogar noch etwas mehr, und alles wird so schnell gehen, daß Barkhaden keine Zeit findet, dir auf die Spur zu kommen."
„Du drohst mir?" fragte Clazzence mit dröhnender Stimme.
„Nein. Ich weigere mich nur, dich aus unserer Abmachung zu entlassen. Du erinnerst dich, daß wir uns bereit erklärten, Geld zu beschaffen, und du würdest uns dafür Masken besorgen."
„Dazu ist es jetzt zu spät!" stieß der Krane hervor. „Wir haben keine Zeit mehr, unsere Pläne ..."
„Vergiß deine Pläne", fiel ihm Surfo ins Wort. „Ich hatte meinen eigenen. Er war erfolgreich. Das Geld ist da. Es dreht sich nur noch darum, ob Neriduur die Masken fertig hat."
„Er hat sie", beteuerte Clazzence eifrig. „Aber wie... Ich meine, woher ..."
Surfo winkte ab. „Das Wie und Woher spielt keine Rolle. Je weniger du weißt, desto weniger kann man von dir erfahren. Ist dein Maskenmacher auf unseren Besuch vorbereitet? Können wir zu ihm gehen?"
Allmählich gewann Clazzence sein Gleichgewicht wieder.
„Das läßt sich rasch feststellen", antwortete er. „Aber du mußt bedenken, daß ich nicht so ohne weiteres ..."
Surfo griff in die Tasche. „Hier", sagte er und ließ sechs blutrote Eintausend-Tali-Münzen auf den niedrigen Tisch klingeln.
Der Krane schielte ein wenig, hatte sich jedoch sofort wieder in der Gewalt. „Tatsächlich", staunte er. „Du hast das Geld."
„Wie steht's mit Neriduur?" fragte Surfo. „Wenn Barkhaden wirklich Gefahr bedeutet, dann gehen wir um so weniger Risiko ein, je rascher wir handeln."
„Einverstanden", erklärte Clazzence. „Neriduur empfängt uns jederzeit."
*
Der Gleiter des Kranen stand in der Nähe geparkt. Clazzence steuerte das Fahrzeug zunächst in Richtung Stadtmitte. Später jedoch wich er nach Süden aus und folgte einer wenig befahrenen Straße, die schließlich an einem breiten Kanal endete.
„Neriduur wohnt nicht gerade in der besten Gegend", erklärte er gutgelaunt. „Um genau zu sein, er hätte sich kaum einen anrüchigeren Platz aussuchen können."
Am Rand des Kanals lag ein Boot vertäut. Es war von hydrodynamisch reiner und dennoch ein wenig plumper Konstruktion. Wie alle kranischen Wasserfahrzeuge hatte es ein gewölbtes Deck, das in Wirklichkeit ein Dach war. Unter dem Dach befand sich ein großer, für kranische Begriffe behaglich ausgestatteter Raum, in dessen Vorderteil der Sitz des Piloten mitsamt den dazugehörigen Kontrollmechanismen installiert war.
Ringsum gab es Fenster, die geöffnet werden konnten.
Clazzence nahm an der Pilotenkonsole eine Reihe von Schaltungen vor. Das Boot setzte sich gemächlich in Bewegung. Der Krane kehrte zu seinen Fahrgästen zurück, die es sich in der Mitte der Kajüte bequem gemacht hatten. Die Steuerung des Fahrzeugs hatte der Autopilot übernommen.
Während das schmutzige Wasser des Kanals träge die Bordwand entlangrauschte, fragte Surfo: „Wer ist dieser Neriduur? Wovon ernährt er sich?"
„Ein alter Prodheimer-Fenke", antwortete Clazzence. „Niemand weiß, wie lange er schon hier lebt. Er behauptet, er sei mit der ersten Siedlerwelle gekommen, aber soweit ich mich erinnere, gehörten die Blaupelze damals noch gar nicht zum Herzogtum. Er ist Bildhauer.
Man nennt ihn einen Künstler ersten Ranges. Ich verstehe allerdings nichts davon. Ich weiß nur, daß seine Masken gut sind."
Surfo blickte gedankenverloren auf das finstere Wasser hinaus. Hier und da schimmerte ein Licht. Sie näherten sich dichter bewohnten Gegenden. Aus einem Seitenkanal kam ein Boot zum Vorschein. Seine Positionslichter blinkten grün und orange. In der Ferne zuckte ein fahler, wabernder Schein über den Nachthimmel und kündete ein nahendes Gewitter an.
„Wenn dieser Barkhaden wirklich ein so geschickter Jäger ist", sagte Surfo, „dann wird er sofort auf die Idee kommen, daß Flüchtlinge wie wir unbedingt Masken brauchen. Und er kann sich natürlich auch ausrechnen, daß ein guter Bildhauer wahrscheinlich auch ein guter Maskenbildner ist. Das heißt, es besteht die Möglichkeit, daß man sich bei Neriduur schon umgesehen hat oder daß er unter Beobachtung steht."
„Das ist richtig", antwortete Clazzence. „Die Schutzgarde ist nicht auf den Kopf gefallen, und Jäger wie Barkhaden sind es erst recht nicht. Gewiß gehört Neriduur zu den Verdächtigen; auch ich zähle zu diesem Kreis. Es kommt nur darauf an, daß man uns nie etwas
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