1017 - Die Sonne Satans
wenn sich wieder etwas ereignete.
Das bekam der Küster in den falschen Hals. »Dann glauben Sie doch nicht so ganz daran, daß alles vorbei ist?«
»Hundertprozentig sicher ist man nie.«
Suko kehrte von dem Ort zurück, wo wir den verbrannten Körper abgelegt hatten. »Es ist nichts mehr zu sehen. Die Würmer sind dort, wo sie hingehören, im Erdreich.«
»Vielleicht baue ich ein Kreuz an dieser Stelle auf« sagte der Küster.
»Das können Sie machen.«
Wir stiegen in den Rover und fuhren zurück in das Dorf, in dem wir die Nacht in einem Gasthaus verbringen wollten.
»Trinken wir noch einen Schluck?« fragte ich.
Suko hatte nichts dagegen.
Die Schänke war rustikal eingerichtet. Sie paßte zu den Dörflern, die sich hier versammelt hatten, ihr Bier tranken und uns, die Fremden, in Ruhe ließen.
Ich aß noch eine Suppe aus Rindfleisch, Nudeln und Gemüse, die mir sehr gut schmeckte. Suko saß neben mir und stierte Löcher in die Luft. Er war leicht sauer.
»Was ärgert dich?« fragte ich ihn.
»So einiges. Zum Beispiel, daß wir nicht weiterkommen. Wir hängen doch fest.«
»Stimmt.«
»Keine Spuren, John. So wie dieser Fall begann, enden die meisten eigentlich. Was da geschehen ist, hinterläßt bei mir schon ein gewisses Magendrücken. Überleg mal, wie sich der Typ in der Kirche benommen hat. Normalerweise hassen Teufelsanbeter die Kirchen wie die Pest. Claudius aber dringt in die Kirche ein und redet von der Sonne Satans. Da steckt doch mehr dahinter. Für mich ist es erst der Anfang. Ich gehe davon aus, daß es noch weitere Menschen gibt, die in Kirchen eindringen und sie entweihen.«
»Wo?«
»Wenn du willst, überall. Auf der ganzen Welt.« Er stöhnte auf.
»Der Satan hat ausgeholt, und er hat schon zugeschlagen. Er hat eine Möglichkeit gefunden, seine Diener zu seinen Erzfeinden zu schicken, ohne daß ihnen etwas passiert ist. Das muß man sich mal vorstellen. Wenn sich das herumspricht, bekomme ich jetzt schon Magenschmerzen.«
Ich hatte meinen Teller geleert und gab Suko recht. »Es schließt sich natürlich die Frage an, was wir tun können. Hast du eine Idee? Wo müssen wir ansetzen?«
»Ich weiß es nicht.«
»Wir können den normalen Weg einschlagen und in der Vergangenheit des Toten herumschnüffeln. Aber da werden wir kaum etwas finden«, gab ich mir selbst die Antwort.
»Richtig, du sagst es.«
»Also aufgeben.«
»Zumindest vorerst.«
Es paßte uns beiden nicht, das stand fest. Aber wir konnten auch nichts herbeizaubern. Im Prinzip mußten wir froh sein, daß wir auf diese Spur gestoßen waren und nun Bescheid wußten. Es braute sich etwas zusammen. Die Hölle hatte zu einem mächtigen Schlag ausgeholt. Wir konnten nur hoffen, daß nicht zu viele Menschen davon erwischt wurden.
Der Wirt kam an unseren Tisch. »Trinken Sie noch ein Glas?« fragte er mich.
»Ja, noch eins.«
»Gut. Hat es geschmeckt?«
»Es war Klasse.«
»Danke, werde ich meiner Frau sagen.«
Suko sprach gedankenverloren vor sich hin. »Da gibt es die Sonne Satans. Sie verbrennt und verändert einen Menschen. Sie muß ihn auch innerlich verändert haben. Wie sonst kann sich ein Körper so schnell auflösen?«
»Ja, dazu noch in Würmer.«
»Weißt du Bescheid?«
»Nein, Suko, und wir werden es auch heute nicht mehr erfahren. Zudem bin ich müde.«
»Aber ein Bier mußt du noch trinken.«
»Das, mein Lieber, ist trotz der Müdigkeit eine meiner leichtesten Übungen…«
***
Ein anderer Ort – ein anderes Land!
Italien, der Vatikan. Sitz des Papstes. Zentrum der katholischen Kirche. Eine Schaltstelle der Macht, die in den letzten Jahren einige Blessuren bekommen hatte und in Skandale hineingerutscht war.
Das war zwar nicht vergessen, aber die Kirche stand nach wie vor wie ein Fels in der Brandung, und auch das Leben um den Vatikan herum nahm seinen normalen Lauf.
Der Vatikan war eine Institution. Mit allen Vor- und Nachteilen sowie menschlichen Schwächen. Es gab zwar keine Minister im eigentlichen Sinne, aber Gesandte, die in der ganzen Welt unterwegs waren, und der Vatikan unterhielt auch einen eigenen Geheimdienst. Offiziell gab es ihn nicht, aber die Weiße Macht war schon eine Institution und war durch zahlreiche Kanäle mit anderen Geheimdiensten verbunden und verstrickt. Man kam an Informationen heran, die sich besonders auf Veränderungen innerhalb der Kirche und deren Position bezogen.
Aber diese Weiße Macht kümmerte sich auch um Dinge, die nur selten oder nie von offizieller
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