1017 - Die Sonne Satans
zum Tritt ansetzte. »Der wird noch gebraucht. Auch von uns, wenn Glenda mal Urlaub hat.«
»Dann trinke ich Leitungswasser.«
»Das möchte ich sehen.«
Ich drückte mich gegen die Wand. »Verdammt noch mal, Suko, wo können wir eine Spur finden? Wer steckt dahinter? Wer war dieser Claudius? Ein Mann ohne Spuren? Ohne Vergangenheit?« Ich trat mit dem rechten Fuß wütend auf. »Das will mir nicht in den Kopf. Ich habe eher das Gefühl, daß wir geblockt werden.«
»Von wem?«
»Das weiß ich nicht.«
»Los, sag schon.«
»Dieser Cyrus Miller hat sich auch nicht eben sehr kooperativ gezeigt.«
»Wenn er nichts gewußt hat, dann…«
»Das glaube ich irgendwie nicht. Er hat sich bestimmt auch privat mit seiner Aushilfe unterhalten. Ich meine, daß man uns etwas verschweigt.«
»Auch der Küster?«
»Ha«, sagte ich. »Da sprichst du indirekt wieder so ein Problem an. Der Küster hat uns alarmiert, weil ihm auffiel, daß in der Kirche etwas Unheimliches vorging. Er hat uns geholt und nicht der Pfarrer. Daran sollten wir auch denken.«
»Der Pfarrer liegt im Krankenhaus.«
»Von dem habe ich auch nicht gesprochen. Ich hänge noch immer an Cyrus Miller.«
»Der gehört zur Nachbargemeinde.«
»Klar. Sie liegt auch Hunderte von Kilometern entfernt. Nein, nein, du kannst sagen, was du willst. Ich bin der Ansicht, daß man uns einiges verschwiegen hat.«
»Was willst du denn jetzt tun? Hingehen und ihn nochmals fragen? Ins Kreuzverhör nehmen?«
»Ich kann dir genau sagen, was ich tun will. Ich werde jetzt in unser Büro gehen und mir von Glenda eine Tasse Kaffee kochen lassen.«
»Endlich was Vernünftiges«, sagte mein Freund.
Glenda hatte uns bereits erwartet, denn wie anders hätten wir ihre Worte verstehen sollen. »Ah, da kommen ja die Kaffeeholer«, sagte sie. »Alles schon bereit?«
Ich schüttelte den Kopf, während Suko grinste. Wahrscheinlich war ich schwerer von Begriff als er. »Woher weißt du das?«
»Intuition.«
»Und was träumst du in der Nacht?«
»Sicherlich von Sir James«, sagte Suko. »Der Glenda anklingelt und darum bittet, daß sie zwei müden Strategen ihren guten Kaffee frisch gekocht vorsetzt.«
Auch bei mir klingelte es. »Klar, Sir James. Hätte mich auch gewundert.«
»Was soll das heißen, John?«
Ich nahm ihre Drohgebärde durchaus wahr. Ging zurück und hob die Arme. »Nichts im Prinzip. Ich hatte nur etwas zu laut gedacht, das ist alles.«
»Dann sei froh.«
»Bin ich auch.«
Den Kaffee nahmen wir mit ins Büro. Als wir saßen, schaute Suko nicht seine Tasse an, wie ich es tat sondern er blickte neben sie und schüttelte den Kopf.
»Was hast du?«
»Hier liegt eine Nachricht, die vor unserem Besuch bei Sir James noch nicht dagewesen ist. Es ist Glendas Schrift.«
»Worum geht es?«
»Wir möchten doch einen alten Freund in Rom anrufen.«
In meine Augen trat ein Leuchten. »Father Ignatius.«
»Genau.«
»Und warum?«
»Das wird er euch selbst sagen, wenn ihr zurückgerufen habt«, sagte Glenda, die den Kopf in unser Büro steckte. »Ich habe mit ihm gesprochen. Im Gegensatz zu dir war er sehr höflich zu mir, John.«
»Kann ich ihm nicht verdenken. Der hat dich auch nicht jeden Tag um die Ohren.«
Jetzt war Glenda sauer. »Idiot!« zischte sie, zog sich zurück und knallte die Tür zu.
»Das hast du nun davon«, sagte Suko.
Ich winkte ab. »Sie weiß ja, wie es gemeint ist.«
»Hoffentlich. Manchmal sind Frauen komisch. Oder auch Männer.« Er reichte mir den Zettel. »Ruf du Ignatius an, er ist schließlich dein Spezi.«
»Deiner auch.«
»Aber nicht so intensiv. Mir schickt er die Kugeln doch nicht, sondern dir.«
»Pingel«, sagte ich und schaute mir die Nachricht an. Glenda hatte netterweise die Telefonnummer aufgeschrieben, unter der Ignatius direkt zu erreichen war. Normalerweise landeten wir bei einem Sekretär, der immer nach irgendwelchen Gründen fragte und so tat, als wäre es eine Strafe, seinen Chef zu stören.
Ich war natürlich gespannt, was der gute Ignatius von uns wollte.
Aus Spaß ließ er sich bestimmt nicht anrufen. Er war Chef einer Unterabteilung der Weißen Macht, des vatikanischen Geheimdienstes.
Er kümmerte sich um Dinge, die nicht in das Raster der normalen Welt hineinpaßten. Er war allen Dingen gegenüber offen, und er bestritt auch nicht die Existenz schwarzmagischer Kräfte auf dieser Erde. Schon allein deshalb, weil er oft genug mit ihnen zu tun gehabt und sie auch bekämpft hatte.
Die letzte Zahl hatte ich
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