1017 - Die Sonne Satans
kaum eingetippt, als in Rom schon abgehoben wurde. Ignatius mußte neben dem Apparat gelauert haben.
»Na endlich«, sagte er, als er meine Stimme hörte.
»Brennt Rom?«
»Nein, noch nicht, John. Aber mit Verbrannten hat es schon zu tun, denke ich.«
Der letzte Satz hatte mich hellhörig gemacht. Ich dachte unwillkürlich sofort an Claudius und fragte deshalb vorsichtig nach. »Du denkst doch nicht an die verbrannte Haut eines Menschen, Ignatius?«
»Doch.« Jetzt war Ignatius erstaunt. Das hörte ich deutlich.
Jetzt wurde ich präziser. »Auch etwa an die Sonne Satans?«
»Ja, verflixt. Himmel, John.« Er schnappte schon leicht nach Luft.
»Was weißt du? Oder bist du Hellseher? Ich habe Glenda nichts davon gesagt, aber es stimmt. Du hast genau ins Schwarze getroffen. Das gibt es doch nicht!«
»Dann arbeiten wir wohl an dem gleichen Fall.«
Auch Suko, der mitgehört hatte, bekam große Augen und schaute mich über den Tisch hinweg an.
»Wer soll denn zuerst berichten?« fragte ich.
»Du.«
»Okay.« In wenigen Minuten hatte Ignatius erfahren, was wir erlebt hatten. Er gab kaum einen Kommentar ab, sammelte sich, dann hörte ich zu. Er hatte Glück gehabt, weil er knapp mit dem Leben davongekommen war, aber er hatte es nicht geschafft, den Verbrannten zu töten, wie es mir gelungen war.
»Da hat die Kraft meines Kreuzes wohl nicht ausgereicht, John. Zudem hat er es zerbrochen. Es muß für ihn wie ein Sieg gewesen sein. Er hat sich gefreut. Er konnte triumphieren.«
»Gut, akzeptiert, Ignatius. Auf der anderen Seite interessiert es mich, wie du auf die Spur gestoßen bist, die eben zu uns nach London führte.«
»Nur durch diesen Torri. Er hat mich in die Falle gelockt, und es ist ihm perfekt gelungen.«
Wir redeten noch einige Minuten, bis wir uns gegenseitig informiert hatten. Auch der Name Claudius war wieder aufgetaucht. Mit einer Erklärung versehen. Ein neuer Begriff war aufgetaucht. Gilwich Abbey. Wo dieses Kloster lag, wußten weder Ignatius noch ich, aber wir versprachen ihm, uns dort umzuschauen.
»Und ich werde mich um diesen Ben Torri kümmern. Auch er muß einen Hintergrund gehabt haben. Eine andere Möglichkeit gibt es einfach nicht. Der ist nicht einfach so in das kalte Wasser gesprungen. Er muß Kontakt mit der Sonne Satans gehabt haben, und er muß auch auf eine bestimmte Art und Weise dort hingelangt sein. Ich möchte bei dem Thema bleiben, John. Kannst du dir vorstellen, wo sie scheint, brennt oder wie auch immer?«
»Nein.«
»Ihr habt bisher nichts herausgefunden?«
»So ist es. Du kannst dir vorstellen, daß wir sauer sind. Es gab keine Spuren, und ich weiß auch nicht, ob man uns selbst aus Kreisen der Kirche die Wahrheit gesagt oder Father Claudius geschützt hat. Alles ist noch in der Schwebe.«
»Das hört sich nicht gut an, John. Ich will auch nicht an eine Verschwörung der Kirche denken.«
»Das wollen wir nicht hoffen. Aber manchmal werden gewisse Dinge auch unter dem Tisch gehalten, das weißt du selbst. Man will bestimmten Leuten keine Munition geben.«
»Ich weiß, John. Jedenfalls hören wir voneinander. Wäre ich Polizist, würde ich von einem internationalen Fall sprechen.«
»Das ist er auch. Da können wir nur froh sein, daß auch unsere internationalen Verbindungen so gut sind.«
»Einverstanden.«
Wir wünschten uns noch viel Glück, dann war das informative Gespräch erledigt.
Suko schaute mich an. Er lächelte. »Zufall oder Fügung, daß wir eine Spur haben.«
»Das ist ein Spürchen.«
»Immerhin etwas. Ich habe ja mitgehört und möchte dich fragen, ob du mehr über das Kloster weißt.«
»Unsinn, nichts. Gilwich Abbey, den Namen höre ich heute zum erstenmal.«
»Wo sollen wir suchen?«
»Nicht im Telefonbuch«, sagte ich. »Wir werden uns mal wieder mit der Verwaltung in Verbindung setzen müssen. Mal sehen, ob man uns dort weiterhelfen kann.«
»Wales, John«, sagte Suko. »Ich glaube fest daran, daß wir dort wieder hinmüssen.«
Ich winkte nur ab und griff wieder zum Telefonhörer.
***
Obwohl noch nichts aufgeklärt war, fühlte sich Father Ignatius jetzt besser. Er wußte den Fall bei Suko und John Sinclair in guten Händen. Er hatte ihnen den Weg gewiesen, und die beiden würden die Spur aufnehmen.
Ihn hielt es ebenfalls nicht in seinem Büro, denn da gab es eine bestimmte Adresse, unter der Ben Torri zu finden gewesen war. Er wollte herausfinden, wie der junge Mann gelebt und mit wem er möglicherweise Kontakt gehabt hatte. Er
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