1017 - Die Sonne Satans
verschwommen. Jedenfalls habe ich eigentlich an seiner Stelle dort unten im Verlies liegen sollen.«
Bevor die Männer ihren Schrecken kundtun konnten, sprach der Mann Ignatius an, der als letzter aus dem Schacht gehievt worden war. »Ich habe da unten noch etwas gefunden«, sagte er, »weiß aber nicht, ob es wichtig ist. Es muß Torri aus der Tasche gerutscht sein. Hier.« Er drückte Father den Fund in die Hand.
Es war eine Visitenkarte.
Ignatius las. »Father Claudius – Gilwich Abbey.«
Er hatte laut gelesen und schaute die Männer jetzt der Reihe nach an. »Kann einer von Ihnen etwas mit diese Adresse anfangen?«
Das konnten sie nicht.
»Hört sich englisch an.«
»Ja, das finde ich auch.«
»Vielleicht war er dort mal zu Besuch?«
Ignatius nickte. »Das kann sein. Und ich weiß auch, daß ich es herausfinden werde.« Er lächelte vor sich hin, denn seine Gedanken drehten sich nicht nur um England oder Gilwich Abbey, sondern auch um seinen Freund John Sinclair…
***
Wir waren im Fall des verbrannten Mönchs Claudius nicht weitergekommen. Seine Spur hatte sich irgendwie verloren, ebenso wie sein Leben. So war es uns nicht möglich gewesen, herauszufinden, in welchem Kloster er die Jahre verbrachte hatte. Selbst beim Bistum hatte man passen und auch eigene Fehler zugeben müssen. Man war zu der Zeit froh gewesen, einen neuen Prediger zu bekommen, der die Pfarrer der Gemeinden unterstützte. Da hatte man keine großen Nachforschungen anstellen wollen. Claudius selbst hatte ein sehr bekanntes Kloster als Empfehlung angegeben, was den Verwaltungsmenschen gereicht hatte. Zu einer Nachfrage war es damals nicht gekommen.
Aufgrund unserer Intervention hatte man es nachgeholt und erfahren müssen, daß dieser Bruder mit Namen Claudius nicht im Kloster bekannt war.
»Pech, Unvermögen, Fehlschlag – wie auch immer!« hatte Sir James, unser Chef, zusammengefaßt, uns zugenickt und dann entschieden. »Lassen wir es darauf beruhen, meine Herren.«
Uns paßte das nicht. Das sah er unseren säuerlichen Gesichtern an.
»He, wo wollen Sie noch ansetzen?«
Wir hoben die Schultern.
»Eben«, sagte Sir James.
»Es ärgert uns trotzdem«, sagte ich und sprach dabei für Suko mit.
»Das war nach unserer Meinung erst ein Anfang, und wir glauben auch nicht, daß er der einzige Mensch ist, der in diesem Zustand herumläuft und von der Sonne Satans verbrannt und verändert wurde. Es muß noch mehr geben, davon sind wir überzeugt.«
»Dann schaffen Sie Beweise heran!«
»Das ist ja das Problem, Sir«, sagte Suko. »Auch die Vertreter der Kirche konnten uns nicht helfen. Vielleicht wollten sie es auch nicht, weil man sich doch etwas blamiert, wenn man zugeben muß, daß einige schwarze Schafe…«
»Nein, nein, Suko, so ist das nicht. Machen Sie die Kirche nicht schlecht. Überall arbeiten Menschen, auch dort. Und wo Menschen arbeiten, da werden Fehler gemacht.« Er lächelte, bevor er sagte:
»Ich kenne Sie beide ja. Ich weiß auch, wie es in Ihrem Innern rumort. Sie können sich nicht damit abfinden, auf der Verliererstraße zu sein. Das ist auch gut so, mir ergeht es ja ähnlich. Aber hier müssen wir einfach einen Schnitt machen, denke ich. Wir kommen nicht weiter. Die Spur ist unterbrochen. Vielleicht gelingt es Ihnen, sie irgendwann wieder aufzunehmen.«
»Wenn es dann nicht mal zu spät ist«, sagte ich. »Wir halten die Verbrannten, sollte es dann mehr von ihnen geben, für eine nicht zu unterschätzende Gefahr. Diese Typen sind praktisch schmerzlos. Vielleicht unverletzbar, bis auf die Ausnahme des Kreuzes. Egal, wie man es sieht, ich bekomme schon einen dicken Hals, wenn ich daran nur denke.«
»Auch damit muß man sich mal abfinden. Sie sind eben zu sehr an Erfolge gewöhnt.«
»Gut, Sir, dann werden wir uns weiter um die normale Frühsommersonne kümmern anstatt um die des Satans. Ich kann auch heute noch nichts mit dem Begriff anfangen, wenn ich ehrlich bin.«
»Da geht es mir wie Ihnen.«
»Sie leuchtete bestimmt in der Hölle«, sagte Suko.
»Klar, wir bohren uns ein Loch und klettern hinein.«
Der Inspektor schüttelte den Kopf. »Mit John ist mal wieder nicht zu reden, Sir.«
»Dann lassen Sie sich von Glenda einen guten Kaffee kochen.«
So elegant waren wir selten von unserem Chef entlassen worden, aber wir hatten verstanden und verließen das Büro.
Ich war sauer und hätte am liebsten gegen den Kaffeeautomaten getreten.
»He, laß das«, sagte Suko, der mitbekommen hatte, wie ich
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