1017 - Die Sonne Satans
Haare, die sie mit Gel versetzt hatte, so daß sie einen öligen Glanz bekamen. Sie waren nach hinten gekämmt und hingen wie Kutten über die Schultern hinweg bis auf den Rücken. Ihr Gesicht erinnerte ein wenig an das der schönen Ornella Muti, aber eine Kleidung trug Luna nicht. Zumindest keine normale, denn sie war es, die den Kunden ihre Kreationen selbst vorführte.
So hatte sie sich ein Kettenkleid übergestreift. Darin sah sie sehr sexy aus, und an den wichtigen Stellen war das Metall so dicht gewebt, daß für einen Betrachter nichts zu erkennen war. Dennoch schimmerte der dunkle Slip durch und auch die Brustwarzen waren bei näherem Hinsehen zu erkennen. Gehalten wurde das Kleid von zwei Kettenträgern.
Die Frau lachte, als sie den erstaunten Blick des Besuchers sah. Sie ging auf ihn zu. Sehr langsam, und sie war sich ihres Auftretens schon bewußt. Der Körper schwang in bestimmten Bewegungen, das Lächeln auf dem Gesicht wirkte wie festgefroren, und Ignatius wunderte sich darüber, daß die einzelnen Kettenglieder nicht klirrten. Sie hingen ziemlich fest zusammen, nur dort, wo der. Saum seinen Rand zeigte, schlugen die einzelnen Metallteile leicht gegeneinander.
Ignatius hatte an ihr vorbei und durch die offene Tür in das angrenzende Zimmer geschaut. Es war wie eine Werkstatt eingerichtet. Er sah auch eine Treppe, die nach oben führte.
»So, Signore, Sie haben mich besucht, und ich denke, daß Sie etwas von mir wollen.«
»In der Tat.«
Luna Limetti streckte ihm die Hand entgegen, die Ignatius ergriff.
»Ich bin Luna, die Chefin«, sagte sie.
»Ignatius.«
»Oh, welch ein Name.«
»Er ist ungewöhnlich, aber meinen Eltern gefiel er.« Der Mönch ließ die Hand der Frau los.
»Sicher, Ignatius, mit dem Gefallen ist das so eine Sache. Das sieht man auch bei mir. Manchem gefällt meine Arbeit, andere wiederum lehnen sie ab. Da kann man nichts machen. Allerdings bin ich zuversichtlich, das muß ich Ihnen sagen.«
»Inwiefern?«
»Das Geschäft läuft immer besser. Man akzeptiert mich hier in Rom. Es hat sich herumgesprochen, was ich mache. Und es gibt Menschen, die stolz darauf sind, meine Kreationen tragen zu dürfen. Man muß sich eben etwas einfallen lassen.«
Ignatius lächelte. »Auch Männer?«
Luna warf den Kopf zurück und lachte. »Nein, so weit sind wir noch nicht fortgeschritten. Aber was nicht ist, kann noch werden. Ich für meinen Teil werde mich nicht scheuen, auch Kreationen für Männer zu entwerfen.«
»Dann werden Sie mich als Kunden nicht bekommen«, erklärte Ignatius.
Luna amüsierte sich wieder. »Damit habe ich auch nicht gerechnet. Ich konnte Sie beobachten, als sie mein Atelier betraten. Sie haben sich umgeschaut wie jemand, der völlig fremd ist und sich verlaufen hat. Aber das ist wohl nicht der Fall.«
»Stimmt.«
»Womit kann ich Ihnen helfen?«
»Mit einer Auskunft.«
Sie hob die Augenbrauen. »Bitte? Ich soll Ihnen eine Auskunft geben?«
»Ja, warum nicht?«
»Aber, Ignatius. Bei allem Respekt, was könnten Sie denn von mir wollen?«
»Im Prinzip nicht viel, und es geht auch nicht um Sie, Luna, sondern um eine andere Person, die hier bei Ihnen gewohnt haben soll. Das jedenfalls hat müder junge Mann erzählt.«
»Meinen Sie Ben Toni?«
»Genau den.« Igenatius war froh, sein Ziel erreicht zu haben. Er lächelte erleichtert.
Luna Limetti verstand das Lächeln falsch. Mißtrauisch beäugte sie den Besucher. »Was wollen Sie denn von Ben? Sind Sie etwa schwul? Haben Sie mir ihn…«
»Nein, nein, das ist es nicht. Woran Sie immer denken.«
»Ich stehe eben mitten im Leben.«
»Dann stehe ich wohl ein wenig abseits. Es geht mir um Ben Torri. Ich möchte von Ihnen wissen, ob er länger hier bei Ihnen gewohnt hat. Wenn ja, wie lange?«
»Er wohnt noch immer hier.«
»Ach ja?«
»Hat er Ihnen das nicht gesagt?«
»Nein.« Ignatius überlegte, wie er den Dreh finden sollte. »Er bat mich nur, ihn zu besuchen, weil er sich mit mir über ein bestimmtes Thema unterhalten wollte.«
Luna Limetti kniff die Augen zu Schlitzen zusammen. »Hat er Ihnen gesagt, worüber er sprechen wollte?«
»Nein, das nicht. Er tat schon etwas geheimnisvoll, was mich wunderte.«
»Machte er Andeutungen?«
Ignatius schüttelte den Kopf. »Leider nur wenige. Er sprach von einer neuen Zeit. Er erwähnte auch eine Sonne…« Der Mönch sprach, nicht mehr weiter. Statt dessen richtete er seinen Blick auf Lunas Gesicht, um dort eine Reaktion ablesen zu können.
Für einen
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