1018 - Die Betschiden und der Jäger
sagte er. „Du hast mich reichlich bezahlt. Du bist kein Ai. Warum maskierst du dich als einer? Ausgerechnet in dieser Nacht, in der alles hinter den Ai-Mutanten her ist?"
„Weil ich ohne Maske noch dringender gesucht werde als in ihr", antwortete Surfo.
„Woher weißt du, daß ich kein Ai bin?"
„Ich habe noch nie einen Ai gesellen, der Krandhorjan so einwandfrei beherrscht wie du.
Und auch keinen, der nicht wenigstens ab und zu mit dem Schädel blinkte, während er sprach. Und schließlich bin ich überhaupt noch keinem Wesen begegnet, das den Kopf schüttelt, um „nein" zu sagen. Du mußt von einer ganz und gar fremden Welt kommen."
Er kletterte langsam hinaus. „Wer auch immer du sein magst, Fremder", sagte er, „ich wünsche dir Glück. Du wirst es brauchen."
Surfo sah ihn an der Straße entlanggehen. Ein paar hundert Meter in Richtung Kallidula lag auf der anderen Straßenseite die Schenke. Dort gab es einen Tunnel, der unter der Straße hindurchführte. Vor der Schenke stand ein Dutzend Gleiter. In spätestens einer halben Stunde war der Tart wieder zu Hause. Surfo glaubte nicht, daß er die Schutzgarde informieren würde.
Er rutschte auf den Pilotensitz und schloß das Luk. In mäßiger Fahrt hielt er nach Westen auf die Berge zu. Er hatte den Autopiloten ausgeschaltet und achtete sorgfältig auf die Anzeigen der Meßinstrumente, die ihn auf Hindernisse aufmerksam machten.
Er war nicht sicher, in welche Richtung er sich wenden sollte. Aus dem wenigen, das er in Kallidula erfahren hatte, ging hervor, daß Scoutie und Brether befreit worden waren, bevor die Prämienjäger sie der Schutzgarde hatten ausliefern können. Als Befreier kam außer der Bruderschaft höchstens eine rivalisierende Gruppe von Prämiensuchern in Frage, aber in diesem Fall hätte man längst davon gehört, daß die beiden Betschiden eingebracht worden waren. Also doch die Bruderschaft? Bohrendes Unbehagen beschlich Surfo, als er daran dachte, daß es bei der Befreiung Tote gegeben hatte. Waren sie das Werk der Bruderschaft? Galt ihren Mitgliedern die Freiheit derer, die Verbindung mit ihnen aufnehmen wollten, soviel, daß sie darum zu töten bereit waren?
Seine Gedanken verwirrten sich. Wenn sich Brether und Scoutie bei der Bruderschaft in Sicherheit befanden, dann konnte er nichts Vernünftigeres tun, als auf dem schnellsten Weg nach Unadern zu fahren. Aber es drängte ihn, dieser Tragödie der Irrungen ein rasches Ende zu machen, noch bevor weitere Unschuldige dabei Schaden fanden. An einem gewissen Punkt seiner Überlegungen war er nahezu entschlossen, nach Kallidula zurückzukehren und sich der Schutzgarde zu stellen.
Ziepziepziep...
Das aufgeregte Gezwitscher des Orters brachte ihn mit einem Ruck in die Wirklichkeit zurück. Zwei hellgrüne Lichtflecke glitten über die kreisförmige Bildfläche des Ortergeräts.
Sie kamen einer von schräg rechts, der andere von schräg links, und ihr Ziel war das Zentrum der Scheibe.
Verfolger!
Sie wollten ihn in die Zange nehmen ...
*
Das Reliefbild der Karte zeigte ein kleines Gehölz, achthundert Meter voraus. Surfo hielt darauf zu. Er brauchte sich nicht lange den Kopf darüber zu zerbrechen, wer die Verfolger waren. Nur die Hochleistungsfahrzeuge der Schutzgarde entwickelten eine derart höllische Geschwindigkeit. Er mußte ihnen aufgefallen sein, weil er sich nicht an die funkgesicherten Verkehrswege hielt. In dieser Nacht war alles verdächtig, was sich nicht auf die übliche Weise benahm.
Die einzige Chance, die Surfo blieb, lag im Übereifer seiner Verfolger. Er brachte den Gleiter auf halbe Fahrt und drang in das Gehölz ein. Stauden und Bäume wichen krachend und prasselnd vor ihm zur Seite. Er hatte das Luk geöffnet. Der daumendicke, bläulichweiße Energiestrahl des Blasters schoß knallend in die Finsternis. Flammen züngelten auf. Der Wald geriet in Brand. Der Schutz war nicht vollkommen, das wußte Surfo. Aber die thermische Strahlung würde auf den Ortergeräten der Verfolger ein Flackern erzeugen, das es schwieriger machte, den Reflex seines Fahrzeugs zu erkennen.
Er riß den Gleiter herum. Vor ihm loderte eine Flammenwand. Er musterte die beiden grünen Lichtpunkte, die mit unverminderter Geschwindigkeit heranrasten, und versuchte, den richtigen Augenblick abzuschätzen. Die Hand verkrampfte sich um den Fahrthebel, riß ihn mit einem Ruck nach vorne. Ein Ruck fuhr durch das Fahrzeug, als es mit einem Satz über die wabernden Flammen hinwegsetzte
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