1018 - Die Betschiden und der Jäger
auf. Ein Gleiter hielt dicht neben ihm, auf der stadteinwärts verlaufenden Fahrbahn. Ein Luk stand offen. Im Innern des Fahrzeugs war es finster. „Mein Freund, du kannst kaum noch auf den Beinen stehen", drang es aus dem Dunkel. „Steig ein. Ich bringe dich hin, wo du dich ausruhen kannst."
Die Stimme, woher kannte er nur diese Stimme? Vorsichtig näherte er sich dem Gleiter.
Kein einziges Mal kam ihm der Gedanke, die Waffe zur Hand zu nehmen. Er war am Rand der Erschöpfung. Sein Kampfwille war gebrochen. Er wäre in diesem Augenblick selbst zu einem Schutzgardisten ins Fahrzeug gestiegen.
Er taumelte durch das offene Luk, sank in ein weiches Polster, das neu roch. Die Öffnung schloß sich mit leisem Zischen. Das Prasseln des Regens, die Trommelschläge des Donners verstummten. Der Gleiter setzte sich in Bewegung. Ein Scheinwerfer flammte auf und stach durch die glitzernden Regenschnüre hindurch die Fahrbahn entlang.
Surfo setzte sich zurecht. Die Gestalt neben ihm war die eines Kranen. Ein kräftiger Arm reckte sich vorwärts. Klickend wurde die matte Innenbeleuchtung angeschaltet.
Surfos Augen öffneten sich weit, ungläubig.
„Sterm ...", stieß er hervor.
Ein fröhliches Grinsen entstand auf dem kantigen Gesicht des Kranen. „Du erinnerst dich also noch an mich", sagte er. „Es freut mich, dir helfen zu können, Mit-Schwingen."
9.
Man setzte Scoutie und Brether eine Mahlzeit vor. Es war lange Stunden her, seit sie Versellus primitives Mittagessen zu sich genommen hatten, aber sie empfanden kaum Hunger. Das Mahl, um etliche Güteklassen besser als alles, war der Tart ihnen je angeboten hatten, wurde kaum berührt.
„Das ist also die Bruderschaft", sagte Brether und schob sein Tablett weit von sich.
Scoutie sah sich um. Die Kranen hatten den Raum verlassen. Sie waren beschäftigt, und ihre Geschäftigkeit hatte irgend etwas damit zu tun, daß Surfo Mallagans gegenwärtiger Aufenthaltsort ausfindig gemacht werden sollte.
„Bevor du dir die ganze Sache von der Seele redest", sagte Scoutie auf Chircoolisch, „solltest du in Erwägung ziehen, daß es hier womöglich Abhörgeräte gibt."
Brether machte eine wegwerfende Handbewegung. „Ach was, Seele", brummte er. „Es ist einfach, daß ich mir die Bruderschaft anders vorgestellt habe. Da draußen irgendwo liegen zwei tote Prodheimer-Fenken. Wozu war das gut?"
Scoutie nippte mit kleinen Bissen von ihrer Mahlzeit. „Vielleicht verstehen wir das nicht, du und ich. Denke dran, daß wir nur einen Spoodie tragen."
Brether sah sie an. „Das ist nicht dein Ernst?"
Scoutie schüttelte den Kopf. „Nein. Wenn ich die Wahl hätte, noch einmal zu denselben Bedingungen befreit oder der Schutzgarde ausgeliefert zu werden, dann ..."
Die Tür flog auf. Bandar trat ein.
„Surfo Mallagan ist in Gefahr", erklärte sie mit harter Stimme. „Die Garde veranstaltet eine Treibjagd auf ihn. Wir brechen sofort auf, um ihn herauszuholen."
Brether stand auf. „Wohin ...", begann er.
„Nicht ihr", fiel ihm Bandar ins Wort. „Ihr bleibt hier. Ihr wäret uns nur..."
Sie vollendete den Satz nicht. Scoutie schob ihren Teller zurück. „Im Weg?" fragte sie.
Bandar starrte sie aus glühenden Augen an. „Nimm es, wie du es nehmen willst", sagte die Kranin. „Ihr seid Einfachträger. Der Einsatz verlangt Mut, Entschlossenheit und Entscheidungsvermögen. Außerdem ist er gefährlich."
„Ihr seid die lächerlichste Bande von Angebern, die mir je in die Quere gekommen ist", sagte Scoutie ruhig. „Wenn ihr Surfo aufstöbert, warum, meint ihr, würde er sich euch anschließen? Ihr seid Kranen wie die, die ihn jagen. Dazu, ihm eure Doppelspoodies zu zeigen, kommt ihr in der Eile nicht."
Bandar war unsicher geworden. Sie wandte sich zur Tür und rief nach Kersyl. Der hochgewachsene Krane trat kurze Zeit später ein. „Die Betschidin hat Bedenken", sagte Bandar.
Kersyl hörte sich Scouties Einwände an. „Das hat etwas für sich", erklärte er. „Kommt mit uns. Ihr braucht Waffen?"
„Die Prämienjäger haben uns alles Wertvolle abgenommen", sagte Scoutie.
Kersyl wandte sich an Bandar. „Gib jedem einen Strahler."
Scoutie hob die Hand. „Ich nehme einen Schocker oder gar keine Waffe", erklärte sie mit Bestimmtheit.
„Dasselbe gilt für mich", meldete sich Brether zu Wort.
Kersyl musterte beide mit eigenartigem Blick. Auf Bandars Gesicht spielte ein hochmütiges, überlegenes Lächeln.
„Wie ihr wollt - gar keine Waffen", sagte
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