1018 - Die Betschiden und der Jäger
und in den dunklen Nachthimmel hinaufschoß.
Sein eigener Trick machte ihm zu schaffen. Es funkelte auf der kleinen Orterscheibe. Er hatte damit gerechnet und war darauf vorbereitet. Der Gleiter kippte nach links. Einer der beiden Reflexe wanderte zur Mittellinie des Kreises und kam geradewegs auf das Zentrum zu. Surfo biß die Zähne zusammen. Er wurde zur Maschine. Seine Bewegungen waren mechanisch, ruckartig. Alles Empfinden war aus ihm gewichen. Reagierte er eine Zentelsekunde zu spät, war alles verloren.
Scheinwerfer! Der Lichtkegel stach durch die Dunkelheit. Ein leuchtender Umriß explodierte aus der Nacht, erfüllte das Blickfeld. Surfo riß die Maschine nach rechts. Der Gleiter blockte durch den Sog des anfliegenden Fahrzeugs, das er um ein Haar gerammt hätte. Surfos Blick ruckte zum Orterschirm. Ein Teil der Spannung löste sich. Er grinste.
Einer der beiden Lichtpunkte bewegte sich auf wirrer, kreiselnder Bahn über die kleine Scheibe. Surfos Manöver hatte den Gardisten erschreckt. Vermutlich glaubte er jetzt noch nicht so recht, daß er mit dem Leben davongekommen war.
Der zweite Polizeigleiter änderte den Kurs. Er näherte sich dem Kameraden, der sein Fahrzeug allmählich wieder unter Kontrolle brachte. Surfo schaltete den Scheinwerfer aus. Das Triebwerk heulte, als das letzte Quant Leistung von ihm gefordert wurde. Voraus näherte sich das orangefarbene Band der breiten Hauptverkehrsstraße. In einer Höhe von zweihundert Metern setzte Surfo darüber hinweg. Zur Linken schimmerten die Lichter der Siedlung Kallidula.
Hinter ihm hatten die Verfolger ihre Fassung wiedergewonnen. Sie bewegten sich mit Höchstgeschwindigkeit. Lange würde sie Surfo sich nicht vom Hals halten können. Aber das bedrückte ihn nicht: Kallidula lag nahe. Was ihn weitaus mehr störte, waren die flinken Punkte, die seitwärts von Norden und Süden her auf ihn zurasten. Das Kesseltreiben hatte begonnen.
*
Er schoß auf eine Masse flacher, ausgedehnter Gebäude zu. Die Gegend wirkte ausgestorben; es schien sich um eine Fabrik zu handeln. Die Häscher waren nahe. Surfo sah einen schweren Gleiter unter einer entfernten Lampe hindurchtauchen. Wenn es ihnen einfiel, das Feuer zu eröffnen, war er in ernsthafter Gefahr.
Er steuerte das Fahrzeug über eine Mauer hinweg auf einen weiten Hof. Er drosselte die Geschwindigkeit, bis der Gleiter sich nur noch in doppeltem Schritttempo bewegte. Er öffnete das Luk. Im selben Augenblick, in dem er sprang, drückte er den Fahrthebel nach vorne. Das Triebwerk heulte auf, aber Surfo hatte sich schon abgestoßen. Er landete hart auf dem gegossenen Boden, überschlug sich und kam humpelnd wieder auf die Beine.
Ein Gleiter der Schutzgarde zog in geringer Entfernung an ihm vorbei, ohne ihm Beachtung zu schenken. Sein Trick war vorerst erfolgreich: die Gardisten verfolgten sein leeres Fahrzeug. Ein paar Minuten würden vergehen, bevor sie merkten, daß sie auf die falsche Spur gelockt worden waren. Der leere Gleiter hielt auf den Fluß zu. Es stand nicht zu befürchten, daß er in einer besiedelten Gegend ab stürzen würde.
Surfo hielt auf das langgestreckt Gebäude zu, das die rückwärtige Begrenzung des Hofes bildete. Die Fenster waren dunkel. Er fand dicht nebeneinander ein paar hohe Türen, aber keine davon ließ sich öffnen. Er wandte sich nach links und stieg auf die Mauer hinauf, die den Hof umgab. Vor sich hatte er die Stadt. Zur rechten Hand, jenseits des Gebäudes, zog der Torstyl seinen trägen Lauf. Er sah zum Himmel auf. Die Sterne waren verschwunden. Über den Bergen im Osten wetterleuchtete es. Draußen an der Mauer führte ein breiter Fahrweg vorbei. Jenseits lagen mehrere dunkle Gebäude. Bis zum erleuchteten Haus waren es fünfhundert Meter den Fahrweg entlang.
Ein Lichtkegel stach durch, die Nacht. Er glitt die Mauerkrone entlang. Surfo fluchte unbeherrscht und ließ sich fallen. Er landete auf der Fahrbahn. Sie hatten ihn überrascht!
Er hatte das Fahrzeug nicht kommen hören. Der Schlagschatten der Mauer verkürzte sich, als der Gleiter mit leise summendem Motor den Fabrikhof überquerte. Sollte er warten, ob die Gardisten vorüberflogen, ohne ihn zu bemerken, oder sollte er Deckung suchen? Er traf die Entscheidung instinktiv. Mit einem mächtigen Satz löste er sich aus dem Schatten der Mauer und schoß über den Fahrweg hinüber.
Das grelle Oval, das der Lichtkegel des Scheinwerfers auf den Boden zeichnete, tanzte zitternd hinter ihm her. Er blickte
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