102 - Jagd nach dem Dämonenherz
hier unten blicken läßt, schicken wir sie postwendend wieder nach oben.«
Ich stieg in den Sierra und fuhr aus der Garage. Mein Ziel war die Klinik, in der Roxane lag.
***
Colette Dooley war nervlich am Ende. Sie wäre gern geflohen, wußte aber nicht, wohin. Wo immer sie sich versteckte, La Cava, der jetzt für Tony Ballard arbeitete, würde sie finden.
Nie hätte sich Colette träumen lassen, daß Guy La Cava einmal das Heft aus der Hand geben würde. Er war immer der große, souveräne Boß gewesen, der fest im Sattel gesessen hatte.
Dennoch nicht fest genug, denn Tony Ballard hatte seinen Platz eingenommen, und Tony war schlimmer als Guy.
Tony Ballard war ein Teufel, dem es Spaß machte, sie zu quälen.
Colette hielt das kaum noch aus. Sie wußte nicht, wohin Tony gegangen war, aber wenn er zurückkam, würde er sie wieder peinigen. Die Polizei wagte Colette nicht anzurufen. Davor hatte sie viel zu große Angst.
Eine Flucht war unmöglich, denn sie wurde wie eine Gefangene bewacht. Colette war so schrecklich unglücklich und verzweifelt, daß sie mit dem Gedanken spielte, auf die Terrasse hinauszugehen und in die Tiefe zu springen.
Tony hatte ihr von seinen einstigen Freunden erzählt und davon, daß er jahrelang mit der Schriftstellerin Vicky Bonney zusammengelebt hatte.
Vielleicht war es verrückt, Vicky Bonney anzurufen, aber sie kannte Tony Ballard besser als irgend jemand sonst, und Colette hatte den Wunsch, mit ihr zu reden.
Sie rief die Auskunft an und erfuhr die Nummer, die sie haben wollte.
Ihr Blick wanderte zur Tür. Wenn die Männer, die dort draußen standen, gewußt hätten, was sie vorhatte… Was hätten sie getan?
Colette zögerte. Unschlüssig stand sie da und starrte den Apparat an. Wozu sollte es gut sein, mit der Schriftstellerin zu reden? Beschwor sie damit nicht eine Katastrophe herauf?
Wie in Trance hob sie den Hörer ab und wählte die Nummer des Anschlusses in Paddington, Chichester Road 22.
Du kannst jederzeit auflegen. Hör dir nur mal ihre Stimme an. Hinterher kannst du sagen, du hättest dich verwählt, dachte Colette.
Sie hörte das Freizeichen, und sie hatte das Gefühl, ihr Körper würde unter Strom stehen.
Und dann meldete sich eine ungemein sympathische Stimme. Es war Vicky Bonney. Colette war so verwirrt, daß sie nicht wußte, was sie tun sollte.
Auflegen? Sprechen?
»Hallo!« rief die Schriftstellerin am anderen Ende. »Hallo, wer ist da?«
Die Schauspielerin schluckte trocken. »Colette Dooley…«
Vicky Bonney wußte von ihr und Tony. Colette hörte, wie sie die Luft scharf einzog.
»Miß Dooley…«
»Ja, Miß Bonney. Eigentlich gibt es keinen vernünftigen Grund, Sie anzurufen. Tony wird es mir sehr übelnehmen.«
»Ist er bei Ihnen?« wollte Vicky Bonney wissen.
»Ja. Nein. Das heißt… im Augenblick nicht. Aber er wird wiederkommen…«
»Wo sind Sie?« fragte Vicky Bonney.
»Das… das kann ich Ihnen nicht sagen«, antwortete die Schauspielerin stockend. Plötzlich fing sie an zu weinen. »Ich ertrage das alles nicht mehr. Ich wollte, ich wäre Tony Ballard nie begegnet. Er ist ein grausamer, herzloser Satan.«
»Er ist krank«, sagte Vicky.
»Geisteskrank!«
»Er kann nichts für das, was er tut, Miß Dooley.«
Die Schauspielerin erzählte mit tränenerstickter Stimme, was ihr Tony Ballard alles angetan hatte. Immer wieder mußte sie unterbrechen, weil sie von verzweifelten Schluchzern geschüttelt wurde.
»Ich weiß mir keinen Rat mehr«, gestand Colette.
»Vielleicht kann ich Ihnen helfen«, sagte Vicky.
»Sie?« fragte die Schauspielerin verwundert. »Warum sollten Sie das tun?«
»Ich möchte meinen Tony wiederhaben.«
»Diesen Teufel?« fragte die Schauspielerin ungläubig. »Das… das kann ich nicht verstehen. Warum sind Sie nicht froh, ihn los zu sein? Hat er Sie nicht auch gequält?«
»Er war bis vor kurzem der liebste und beste Freund, den ich hatte…«
»Und dann verlor er den Verstand, verließ Sie und kam zu mir. Ach, wäre mir diese Begegnung doch nur erspart geblieben. Tony wird mich umbringen.«
»Hat er das gesagt?« fragte Vicky Bonney erschrocken.
»Er braucht es nicht zu sagen. Ich weiß es. Er… er hat mich bereits so weit, daß ich mir am liebsten selbst das Leben nehmen möchte, damit dieses Martyrium ein Ende hat.«
»Das dürfen Sie nicht tun, Miß Dooley«, sagte Vicky Bonney hastig. »Sie müssen vernünftig bleiben!«
»Sie wissen nicht, wie sehr ich mich vor Tony fürchte«, schluchzte
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