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1021 - Der unsichtbare Gegner

Titel: 1021 - Der unsichtbare Gegner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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hätte er Anspruch auf Unterhalt gehabt, doch er lehnte nahezu jede Unterstützung von selten des Staates ab, weil er überzeugt davon war, daß er sich künstlerisch nicht entfalten konnte, wenn er nicht frei war. Eine Ausnahme hatte er allerdings gemacht. Er hatte die Wohnung angenommen, die man ihm zugewiesen hatte, weil er schließlich einen Platz brauchte, an dem er arbeiten konnte.
    Er strich sich die dunklen Locken aus der Stirn und dachte an Merlin Sanders.
    Sie war im Computer als männlich gespeichert. Ein grotesker Irrtum, der sich offenbar nicht korrigieren ließ.
    „Das mußte ja so kommen", hatte sie gesagt, als sie ihm die Wohnungstür geöffnet hatte. „Seit Monaten versuche ich, diese verdammte Positronik davon zu überzeugen, daß ich weiblich bin, aber bisher war alles vergeblich."
    Er erinnerte sich daran, daß er am liebsten auf der Stelle umgekehrt und davongelaufen wäre. Aber es hatte in Strömen gegossen, und er war naß bis auf die Haut gewesen. Und so hatte er sich nicht lange gesträubt, als sie ihn kurzerhand in die Wohnung gezogen hatte, die er nun mit ihr teilen sollte.
    Merlin Sanders war ein ausgesprochen hübsches Mädchen, mit dunklen Augen und glattem brünetten Haar, das ihr lose bis fast zu den Hüften herabreichte. Sie hatte ausgebeulte Hosen und einen viel zu weiten Pullover getragen, als er sie zum erstenmal gesehen hatte. Und ebenso kleidete sie sich auch jetzt noch. Zahlreiche Flecke an ihrer Kleidung ließen erkennen, daß sie die Gewohnheit hatte, ihre Hände daran abzuwischen.
    Trotz dieses nachlässigen Aussehens war Addison Uptigrove nicht entgangen, daß sie eine vollendete Figur hatte.
    „Komm herein und zieh die nassen Klamotten aus", hatte sie gesagt und war dabei so ungezwungen gewesen, als sei ihr nicht klar, daß sie von nun an die winzige Wohnung mit einem Mann teilen sollte. „Du handelst dir eine Grippe ein, wenn du nicht aufpaßt."
    Es hätte nicht besser kommen können, dachte er und lächelte schwach. Ein Hoch auf den Computer und seine bürokratische Sturheit.
    „Was ist los?" fragte Garret Aglent und schreckte ihn aus seinen Gedanken hoch. „Hat sie dich rausgeworfen, oder weshalb machst du auf trübe Tasse heute morgen?"
    Uptigrove trank den Kaffee aus und verzehrte das letzte Brot.
    „Sie sagt, ich soll auf jeden Fall an der Ausstellung teilnehmen."
    „Und damit hat sie verdammt recht."
    „Ich weiß nicht."
    Uptigrove blickte zu dem Ausstellungsgelände hinauf, das auf einer ausgedehnten Anhöhe im Westteil von Terrania City lag. Schwebende Skulpturen, die von fernen Planeten und aus längst untergegangenen Kulturen stammten, kennzeichneten den Eingang zu der Ausstellung.
    „Das da oben ist für namhafte Künstler reserviert", erläuterte er. „Ich aber habe noch nicht ein einziges Bild verkauft."
    Garret Aglent legte den Besen zur Seite.
    „Also, das stinkt mir, Addison. Schließlich weiß ich, daß du wenigstens zwanzig Bilder an den Mann gebracht hast. Ich muß es wissen, denn sie stehen allesamt in meiner Bude."
    „Und da werden sie auch noch in hundert Jahren stehen. Verstaubt und unverkäuflich."
    Garret Aglent hatte ihn vom ersten Tag an in sein Herz geschlossen. Der pensionierte Gastronom hatte ihm die ersten Bilder abgekauft und immerhin so gut bezahlt, daß Uptigrove von dem Honorar die dringendsten Ausgaben bestreiten konnte. Dabei war Aglent selbst schlecht dran. Er war als Geschäftsmann alles andere als erfolgreich gewesen und hatte so hohe Schulden gemacht, daß ihm nun von seiner Pension kaum noch etwas übrig blieb, weil die monatlichen Tilgungsraten zu hoch waren. Deshalb verdiente er sich hier und da ein wenig dazu, indem er als Kellner aushalf oder gar als Straßenkehrer vor den Lokalen des Künstlerviertels arbeitete. Dabei kam ihm zugute, daß mehrere Wirte ablehnten, Reinigungsroboter einzusetzen, da diese die besondere Atmosphäre des Künstlerviertels zerstört hätten.
    „Du bist ein Esel, Addison Uptigrove", sagte der Alte. „Ich habe mit dem fetten Robert Archibald gesprochen. Er ist bereit, einen Vertrag mit dir zu machen und in der Abteilung der Nachwuchskünstler einige deiner Werke auszustellen. Was willst du mehr?"
    „Ich bin noch nicht soweit", erwiderte Uptigrove zögernd.
    Aglent blickte ihn sprachlos an.
    „Nun langt es aber", sagte er endlich und räumte Tasse und Teller ab. „Glaubst du, ich spiele hier den Kunstmäzen, um mir hinterher gefallen zu lassen, daß du dich in einer Ecke versteckst?

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