1021 - Der unsichtbare Gegner
und legte einen Hebel um.
Die Fesseln erloschen.
Icho Tolot richtete sich dumpf stöhnend auf. Seine Augen leuchteten in einem verhaltenen Licht.
„Lauf!" rief Bruke Tosen. „Verschwinde von hier! Wir müssen wissen, was mit dir los ist."
Der Haluter stieg von seinem Lager. Sein mächtiger Körper bebte, und seine Hände zitterten, als würden sie von elektrischen Strömen gepeinigt.
Tosen klammerte sich an das Steuerpult. Er beugte sich leicht nach vorn und beobachtete den Koloß. Auch er war von einer eigenartigen Spannung erfüllt, der er sich nicht entziehen konnte.
„Los doch, Icho!" Seine Stimme drohte zu versagen.
Der Haluter ließ sich auf seine Laufarme herabfallen. Sein Kopf senkte sich bis fast auf den Boden, und abermals stöhnte der Koloß wie unter großen Qualen auf.
Tosen spürte, daß Icho sich mit aller Kraft gegen die Befehle stemmte, die ihn zur Flucht aus der Klinik treiben wollten.
„Los!" schrie er. „Los doch, laufe!"
Der Haluter brüllte auf. Seine Beine schlugen gegen die Stützen des Lagers, auf dem er gelegen hatte.
Dann rannte er blindlings los.
Bruke Tosen glaubte erkennen zu können, daß er eine Strukturumwandlung vornahm.
Die Bodenplatten des Raumes platzten unter seinen Füßen weg. Icho Tolot raste auf den bewußtlos auf dem Boden liegenden Fellmer Lloyd zu, und es schien sicher zu sein, daß ihm ein ähnliches Schicksal widerfahren würde wie den Bodenplatten.
Unmittelbar vor dem Mutanten aber schnellte der Haluter sich in die Höhe. Wie eine lebende Kanonenkugel schoß er über ihn hinweg gegen die Tür, die krachend zersplitterte.
Tosen atmete auf, als er die riesige Gestalt des Haluters auf dem Gang verschwinden sah. Er lächelte verhalten, als er hörte, wie das Mauerwerk auf der gegenüberliegenden Seite des Ganges auseinanderbrach. Irgendwo schrie jemand vor Angst und Entsetzen laut auf.
Bruke Tosen ging zur Tür. Er wollte die Klinik nun auch verlassen und in sein Krankenzimmer zurückkehren. Doch er kam nicht weit. Als er durch die zerstörte Tür hinausschritt, traten ihm vier Männer entgegen. Sie packten ihn und hielten ihn an den Armen fest, obwohl er sich nicht wehrte.
„Was ist denn los?" fragte er. „Wo bin ich?"
Die gleiche Frage stellte er Fellmer Lloyd zehn Minuten später, als dieser ein Gegenmittel injiziert bekommen hatte, welches die Wirkung des Narkotikums neutralisierte.
Fellmer konnte die Gedanken Tosens erfassen.
Sie ließen erkennen, daß er tatsächlich nicht wußte, wo er war und was geschehen war.
„Du bist hier eingedrungen", erklärte der Mutant. „Dabei hast du ein beachtliches Geschick entwickelt. Du hast mich und den Arzt narkotisiert, Icho Tolot ein aktivierendes Medikament verabreicht und von seinen Fesseln befreit. Der Haluter ist geflohen, und bis jetzt wissen wir noch nicht, wo er ist und wie wir ihn wieder einfangen können."
„Tut mir leid", beteuerte Tosen. „Ich weiß von alledem nichts. Es ist wie auf Jarvith-Jarv, wo ich angeblich auch einiges angestellt habe. Ich erinnere mich daran, daß ich in meinem Zimmer war und auf dem Bett gesessen habe, aber nicht an das, was du mir nun vorwirfst."
Fellmer Lloyd gab sich nicht so schnell zufrieden. Er veranlaßte Tosen, sich ihm ganz zu öffnen, so daß er ihn telepathisch untersuchen konnte. Da Lloyd seit einiger Zeit den Verdacht hatte, Tolot könnte von Seth-Apophis angegriffen worden sein, suchte er nach entsprechenden Hinweisen in Tosens Bewußtsein - vergeblich. Trotzdem nahm er sich vor, Perry Rhodan so bald wie möglich von diesem Verdacht zu unterrichten.
Tosen setzte ihm keinen Widerstand entgegen. Er war überzeugt davon, daß er nichts zu verbergen hatte. Er wußte, was man ihm vorwarf, aber für ihn stand fest, daß er das Opfer eines Irrtums war.
Schließlich bin ich nicht geisteskrank, sagte er sich, als er Fellmer Lloyd gegenübersaß.
Das haben mir die Ärzte bescheinigt.
Wie also konnte sein, daß er ein Doppelleben führte und von dem anderen, gefährlicheren Leben nichts wußte?
Er hatte Gedächtnislücken.
Das war auf Jarvith-Jarv so gewesen, und das war auch hier auf der Erde so. Hatte sein Bewußtsein nicht in der Klinik ausgesetzt, als er auf dem Bett gesessen hatte, und hatte er sich nicht in einer anderen Klinik wiedergefunden, ohne daß er wußte, wie er dorthin gekommen war?
Irgend etwas mußte also vorgefallen sein. Doch konnte Tosen sich nicht vorstellen, daß er eine feindliche Aktion gegen die Kosmische Hanse durchgeführt
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