1021 - Der unsichtbare Gegner
kleinen Wald, ohne die Bäume zu berühren. Dann verharrte er auf der Stelle und drehte sich um. Er spähte zurück.
Der Gleiter mit dem geheimnisvollen Schützen befand sich etwa hundert Meter hinter ihm, und er flog direkt auf ihn zu. Es war ihm nicht gelungen, den Unbekannten abzuschütteln.
Icho erkannte, daß ihm nichts anderes übrig blieb, als mit dem Fremden im Gleiter zu kämpfen.
Er wäre einem solchen Duell gern aus dem Weg gegangen, da er sich darüber klar war, daß seine Chancen denkbar schlecht waren. Er war nicht im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte, weil sich jemand bei ihm eingenistet hatte. Würde diese fremde Macht erkennen, wie wichtig es war, daß er zumindest vorübergehend frei und unbeeinflußt handeln konnte? Oder würde sie eher seinen Tod in Kauf nehmen, als von ihm zu lassen?
*
„Damit finde ich mich nicht ab", hatte Merlin Sanders gesagt, nachdem sie das Büro des Kunstagenten Robert Archibald verlassen hatte. „Uns steht ebenso eine Entschädigung zu wie den Großen. Im Gegenteil, für uns ist sie sogar noch viel wichtiger."
Das hatte Addison Uptigrove zwar eingesehen, aber er hatte frühzeitig resigniert.
Daran erinnerte sich Merlin, als sie ein Videogespräch mit einem Beamten vom HQ-Hanse im Zentrum von Terrania City führte. Sie fragte ihn, wo und unter welchen Umständen sie Perry Rhodan sprechen konnte.
Der Beamte lächelte verwundert.
„Du willst Perry Rhodan sprechen? Wegen des Vorfalls auf der Kunstausstellung? Was hat Rhodan damit zu tun?"
„Wenn er nicht zuständig ist, an wen muß ich mich denn dann wegen einer Entschädigung wenden?"
„Schreib einen Antrag und gib ihn in den Zentralcomputer", riet er ihr. „Soweit ich weiß, wird alles von dort aus geregelt."
Merlin beherrschte sich nur noch mühsam. Für diesen Beamten und die anderen, mit denen sie gesprochen hatte, schienen Addison Uptigrove und die Notlage, in die er unverschuldet geraten war, völlig uninteressant zu sein. Sie dachte jedoch nicht daran, angesichts einer gleichgültigen Bürokratie zu kapitulieren.
Sie ließ sich die Nummer seines Vorgesetzten geben, mußte sich jedoch sagen lassen, daß dieser zu so später Abendstunde nicht zu sprechen war. Der Beamte wollte sie auf den morgigen Tag vertrösten.
„Dann verraten Sie mir wenigstens, wo ich Fellmer Lloyd finde", bat sie. „Er weiß, was geschehen ist."
„Bedaure. Ich bin nicht befugt, derartige Auskünfte zu geben."
Doch auch jetzt gab Merlin noch nicht auf.
Sie wählte die Nummer an, unter der der Mutant normalerweise zu erreichen war. Die Stimme eines Computers meldete sich und teilte mit, daß Lloyd nicht anwesend war.
Merlin versuchte es mit einer Täuschung.
„Ich weiß, daß er in der Klinik für extraterrestrische Medizin ist", schwindelte sie. „Mir ist nur nicht bekannt, unter welcher Nummer er dort zu erreichen ist."
Der Computer nannte eine Codezahl.
Merlin bedankte sich und wählte die Zahl. Sekunden darauf erschien das Abbild des Mutanten im Projektionsfeld ihres Videogeräts.
Verblüfft blickte Fellmer sie an. Ihm war anzusehen, daß er nicht mit dem Anruf einer Unbekannten gerechnet hatte.
*
Gernon Egk war mit sich zu Rate gegangen, und er war zu einem klaren Schluß gekommen.
Sein Aufenthalt auf der Erde wäre ein voller Erfolg geworden, wenn ihm Icho Tolot nicht in die Quere gekommen wäre. Auch seine Bemühungen um Angela Gore wären belohnt worden, wenn der Haluter ihn nicht angegriffen und blamiert hätte.
Daraus ergab sich für ihn, daß er weiterkämpfen mußte, bis es ihm gelang, Icho Tolot zu töten.
Mühelos fand er heraus, wohin die Gleiter den Haluter gebracht hatten. Diese Information konnte er von Terrania-Vision abrufen, ohne daß jemand Fragen stellte.
Und so wartete Egk bereits vor der Klinik für extraterrestrische Medizin, als Bruke Tosen kam, um Icho Tolot zu befreien. Egk sah den Agenten von Seth-Apophis nicht, und er hätte auch nichts mit ihm anzufangen gewußt, wenn er ihn bemerkt hätte.
Er übte sich in Geduld, denn er war sicher, daß sich früher oder später eine Chance für ihn ergeben würde, sich dem Haluter weit genug zu nähern.
Er rechnete nicht mit einem dramatischen Ausbruch aus der Klinik. Daher wurde er zunächst überrascht, als Icho Tolot plötzlich auftauchte und in die Nacht hinausstürmte. Er brauchte einige Sekunden, um den Gleiter zu starten und die Verfolgung aufzunehmen.
Diese wurde ihm jedoch nicht schwergemacht. Er brauchte nur das
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