1022 - Der Held von Arxisto
Frau versprach ihr Möglichstes, aber ihrer Stimme war anzumerken, daß sie Elevas Sorge nicht ganz teilte.
Da beschloß Eleva, auf eigene Faust etwas zu unternehmen. Sie fühlte sich durchaus in der Lage, den Wohnbezirk C17-Nord selbst aufzusuchen.
In dem allgemeinen Durcheinander fiel Eleva in ihrem Krankenmantel nicht auf, als sie sich durch die Reihen der auf Behandlung wartenden Patienten schlug. So kam sie aus der Medostation und fuhr auf dem Bodengleiter einer Evakuierungsmannschaft mit, die in den Wohnbezirk abgestellt worden war, in den auch sie wollte. Die Fahrt durch den Schnelltransporttunnel dauerte nur wenige Minuten, und sie erreichten C17-Nord ohne Zwischenfälle.
Eleva hatte den Mitgliedern der gemischten Mannschaft so in den Ohren gelegen, daß sich zwei Frauen bereit erklärten, sich sofort mit ihr zu Sauls Wohnung zu begeben. Als sie sie erreichten und läuteten, meldete sich Saul hinter der Tür. Aber er weigerte sich, sie zu öffnen, als er erfuhr, daß sie, Eleva, draußen war.
Sie mußten schließlich die Tür aufbrechen. Und da saß Saul inmitten von einem Dutzend Quallenkadavern. Er mußte die Scheusale mit den bloßen Händen getötet haben, denn sie waren schwärende, vom Nesselgift zerfressene Klumpen. Saul war übel zugerichtet. Sein Gesicht war bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Als Eleva seine leeren, verbrannten Augenhöhlen sah, da schrie sie vor Entsetzen auf, warf sich auf ihn und drückte ihn an sich.
„Du bekommst dein Augenlicht wieder zurück", redete sie ihm schluchzend zu. Aber bei sich dachte sie, daß sie in Zukunft den zärtlichen Blick seiner rötlichen Augen würde missen müssen.
*
Die Situation beruhigte sich allmählich wieder.
Am Morgen nach dieser Nacht des Schreckens konnte Arger Staball eine erste Bilanz ziehen.
Die meisten der fliegenden Quallen waren abgeschossen worden, die anderen hatte man aus dem bebauten Gebiet vertrieben. Kommandos waren unterwegs, um die letzten Schwärme zu vernichten.
Die evakuierten Bewohner von C17-Nord konnten wieder in ihre Quartiere zurückkehren, nachdem die Räumkommandos den gesamten Block von den Kadavern gesäubert hatten. Es kamen einige Beschwerden darüber, daß die Luft in C17-Nord noch immer von Verwesungsgeruch durchsetzt war. Beschwerdeführerin war einmal mehr Linde Heafen. Arger Staball kanzelte sie kurzerhand ab, aber er wußte, daß er nicht lange Ruhe vor ihr haben würde.
„Jupp, ich bin für die Heafen unter keinen Umständen zu sprechen", trug Staball seinem Sekretär auf, der seinen Posten wieder eingenommen hatte, nachdem er verarztet worden war. Seine Verbrennungen waren dank der raschen Hilfe fast wieder ausgeheilt. Staball hatte den Biomolfilm von seinen Händen auch längst schon wieder abgekratzt.
Zum Glück war die ätzende Wirkung der fliegenden Quallen nicht so schlimm, wie man anfangs geglaubt hatte. Trotzdem, zwölf von ihnen vermochten einen Humanoiden zu töten, das ergaben theoretische Untersuchungen. Tote hatte man nicht zu beklagen, was fast wie ein Wunder erschien.
Aber es gab kaum einen unter den 28 000 Bewohnern von Arxisto-Park, der nicht Blessuren davongetragen hatte. Die meisten Verwundeten konnten ambulant behandelt und wieder nach Hause geschickt werden. Es gab nur ganz wenige schwerere Fälle.
Darunter ein Mitglied des Planungsstabs, das seine Augen eingebüßt hatte. Eine Frau, die bei dem Versuch, ihr Kleinkind zu schützen, arge Gesichtsverbrennungen erlitten und durch die Säureeinwirkung auch fast ihr ganzes Haupthaar eingebüßt hatte. Aber auch ihr konnte geholfen werden, wie Doc Lorghen versicherte. Aus seinem Bericht ging weiter hervor, daß die Medostation voll belegt war und daß die meisten der Patienten ihre Arbeit nicht vor einer Woche wieder würden aufnehmen können.
Staball beschloß daraufhin, die Arbeiten am Ausbau des Kontors und des Raumhafens vorerst einzustellen. Der Raumhafen wurde gesperrt, dazu sah sich Staball aus Sicherheitsgründen veranlagt, Landeerlaubnis wurde nur in dringenden Fällen erteilt.
Dadurch würde die Kosmische Hanse große Verluste erleiden, weil die verlorenen Aufträge konkurrenzlos den Springern zufallen würden. Aber die Sicherheit seiner Leute ging Staball über alles. Er konnte seine Maßnahmen gegenüber dem HQ-Hanse rechtfertigen.
Im Hauptkontor herrschte trotz des eingeschränkten Dienstes rege Betriebsamkeit.
Germo Hillard war mit seinem Team dabei, Sicherheitsmaßnahmen auszuarbeiten, die für den Fall,
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