1022 - Der Held von Arxisto
daß sich ähnliche Phänomene wie in den vergangenen Tagen wiederholten, die Anlagen und die Bewohner schützen sollten. Und wie die Wahrscheinlichkeitsberechnungen ergaben, mußte man mit einer Widerholung - und sogar einer Eskalation - der Vorfälle rechnen. Die Ereigniskurve war ansteigend.
Schon vor Tagen war es passiert, daß verschiedentlich im Bereich des Kontors Massebrocken materialisierten. Niemand konnte sich dieses Phänomen erklären. Zuerst waren es nur kleinere Gebilde von einigen Tonnen Gewicht gewesen, die rund um Arxisto-Park einschlugen. Doch waren sie von Tag zu Tag voluminöser und gewichtiger geworden - bis dann am 15. Oktober dieses halbe Gebirge am Rand von Arxisto-Park materialisierte.
Die Begleiterscheinungen waren immer die gleichen. Zuerst war die Luft von einem dumpfen, immer mehr anschwellenden Brausen erfüllt. Der Boden erbebte, und in der Atmosphäre kam es zu verwirrenden Leuchteffekten. Diese Vorzeichen kündigten untrüglich das Eintreffen irgendwelcher Massesendungen an, und an der Stärke der Begleiterscheinungen konnte man auch den Umfang der eintreffenden Masse erkennen.
Wie gesagt, die Kurve war ansteigend, und wenn es so weiterging, konnte man sich ausrechnen, daß die nächste Sendung vom Umfang eines kleineren Asteroiden sein würde...
Staball hatte gleich zu Anfang einen Bericht über das unerklärliche Phänomen an HQ-Hanse geschickt und erfahren, daß es auch auf anderen Welten mit Handelskontoren zu ähnlichen Erscheinungen gekommen war. Auf Terra versicherte man ihm, sich mit allem Nachdruck um diese Sache zu kümmern, und man beruhigte ihn damit, daß Perry Rhodan NATHAN mit der Ermittlung und Auswertung betraut hatte. Man stellte ihm auch eine baldige Lösung des Problems in Aussicht. Seitdem hatte sich HQ-Hanse nicht mehr gemeldet, obwohl Staball pausenlos über die sich zuspitzende Lage berichtete.
Er war nun nicht länger gewillt, sich beschwichtigen zu lassen. Es mußte etwas unternommen werden, bevor noch größeres Unheil passierte. Die erfreulichen Berichte der Einsatzkommandos darüber, daß die Gefahr beseitigt war und sich die Lage stabilisiert hatte, konnten nicht über den Ernst der Lage hinwegtäuschen. Die Bedrohung aus dem Unsichtbaren blieb bestehen, solange das Phänomen nicht geklärt war.
Staball stellte auch über die jüngsten Ereignisse einen ausführlichen Bericht zusammen, der aus Forschungsergebnissen, Hochrechnungen, Statements und Bildmaterial bestand, und schickte diese umfangreiche Dokumentation per Hyperkom nach Terra ins HQ-Hanse.
Und er hängte die Frage an: „Was muß denn noch passieren, bis man sich dazu bequemt, das Phänomen zu untersuchen und Gegenmaßnahmen zu treffen?"
Den Gedanken, daß man in HQ-Hanse schwieg, weil man selbst ratlos war, schob er weit von sich.
„Was können wir zu unserem Selbstschutz tun, Germo?" erkundigte er sich bei dem Computerfachmann.
Germo Hillard hatte schon die ganze Zeit über versucht, den Kontorchef auf sich aufmerksam zu machen, jedoch nicht mit dem nötigen Nachdruck. Es war eben so seine Art, sich im Hintergrund zu halten und darauf zu warten, daß man förmlich über ihn stolperte.
„Theoretisch könnten wir schon etwas tun", sagte er und ließ seine Finger nervös über die Eingabeelemente des Kontorcomputers wandern. Er räusperte sich und fuhr fort: „Aber die Praxis sieht etwas anders aus. Der wirksamste Schutz gegen Masseentladungen wäre zweifellos eine große Energiekuppel, die das ganze bewohnte Gebiet überspannt. Aber das würde uns sehr viel Zeit kosten und die Hanse viel Geld.
Ganz abgesehen davon, daß uns dazu im Augenblick die technischen Möglichkeiten fehlen. Einfacher wäre es da schon, das Kontor zu räumen und Arxisto zu verlassen ..."
„Daran ist nicht zu denken", erklärte Staball bestimmt. „Dazu besteht auch gar kein echter Grund.
Wir dürfen nicht gleich den Kopf verlieren, sondern müssen nach Möglichkeiten suchen, das Kontor zu erhalten. Eine Räumung kann nur vom HQ-Hanse beschlossen werden. Ich würde die Verantwortung für einen solchen Schritt nur dann übernehmen, wenn uns Vernichtung droht. Das ist aber nicht der Fall. Wir müssen einen Ausweg suchen, Germo."
„Ich wollte eine Evakuierung gar nicht vorschlagen, sondern sie bloß als hypothetische Möglichkeit erwähnen", sagte Hillard.
„Was können wir also tun?" fragte Staball leicht ungehalten.
„Nun, die Techniker könnten ein Vorwarnsystem einrichten", antwortete Hillard
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