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1023 - Die Quarantäneflotte

Titel: 1023 - Die Quarantäneflotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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    Eiling konnte der Rolle, die man ihm zugeschoben hatte, in keiner Weise gerecht werden. Es war schon fast wunderbar, daß er es fertiggebracht hatte, der Versuchung zu widerstehen, sich die gesamte Flotte zu unterwerfen - schwer wäre ihm das nicht gefallen.
    Während der Einsame grübelte, vollzog sich draußen der Abflug der Quarantäneflotte.
    Niemand wußte, wo diese Schiffe wieder auftauchen würden. Man hatte sich darüber ausgeschwiegen. Wie der Transportvorgang bewerkstelligt werden sollte, war ebenfalls niemandem bekannt.
    Eiling griff zum Mikrophon. Er stellte die Verbindung mit Beneder wieder her.
    „Sobald wir angekommen sind, egal wo, werden die Triebwerke mit voller Kraft hochgefahren!" ordnete Eiling an.
    „Wieso?" wollte Beneder wissen.
    „Mißtrauen", sagte Eiling und trennte die Verbindung wieder.
    Er war erfüllt von Zweifeln. In dieser Lage, die einmalig war in der Geschichte der Seolis, lastete alle Verantwortung auf ihm - und nur er allein wußte, zu welchen Gedanken er fähig war, wie weit er sich von seinem Volk entfernt hatte.
    Eiling war - vermutlich - der erste Seoli, der jemals ernstlich eine Beendigung der eigenen Existenz durch gewaltsame Handlungen erwogen hatte. Er war davor zurückgeschreckt, weil die Folgen einer solchen Verhaltensweise für sein Volk nicht mehr absehbar waren - so blieb dem Einsamen in dem Quarantäneschiff nur ein einziger Ausweg aus einem unhaltbar gewordenen Zustand.
    Er mußte darauf warten, daß das Alter ihn abberief - ihn von einem Leben befreite, das für ihn längst eine Last geworden war.
    Ein Summer ertönte.
    Eiling legte das Gespräch auf einen Schirm. Orofon meldete sich aus der Zentrale.
    „Wir sind soweit", sagte er.
    „Nur zu", ermunterte Eiling seine Untergebenen.
    Er selbst sah kaum hin. Ihn interessierte nicht das Wie und Wo, er war am Warum interessiert - und er wußte, daß er auf diese Frage keine Antwort bekommen würde.
    Eiling machte eine Geste der Hilflosigkeit. Er verließ seine Kabine. Nur ein paar Schritte weiter gab es den Labortrakt - man hatte ihn eigens für seine Forschungen eingerichtet.
    Die Türen öffneten sich automatisch, als Eiling näher trat. Es gab in diesem Labor alles, was die Seolis jemals an wissenschaftlicher Leistung zusammengebracht hatten - aber es reichte nicht aus.
    Da waren Brutschränke, Retorten und Pipetten, Kolben, Schalen, Leitungen. Nebenan gab es ein medizinisches Labor, in dem Blutuntersuchungen durchgeführt werden konnten. Sie waren ergebnislos geblieben. Es gab ein Labor, das ausschließlich dazu bestimmt war, abgestorbene Seoli-Eier zu prüfen - nicht selten waren die Eier unfruchtbar, was früher bei den Seolis nie vorgekommen war.
    Seit Jahrhunderten, vielleicht gar Jahrtausenden, niemand konnte das wissen, forschten die Seolis - aber sie hatten nichts erreicht.
    Was die Sonnenwindpest hervorrief, war noch immer unbekannt. Kein Mittel war gefunden worden, und es war noch nicht einmal ein Weg in Aussicht.
    Eiling stieß einen leisen Klagelaut aus. Es war schwer, unter diesen Umständen zu arbeiten.
    Er hatte einen Plan entwickelt - ein Unterfangen, das in den Augen seiner Artgenossen im höchsten Maß verbrecherisch wirken mußte.
    Alles war für das große Experiment vorbereitet. Die Spritze lag auf dem Tisch, der Schlauch zum Abbinden. Eiling brauchte nur noch zu handeln.
    Tief atmete der Seoli durch, dann begann er mit der für ihn typischen Entschlossenheit und Gradlinigkeit zu handeln.
    Er griff nach dem Schlauch, band ein Blutgefäß seines Körpers ab und stach sich die Spritze in die Ader. Dies alles mit nur einem handlungsfähigen Glied durchzuführen war außerordentlich schwierig, aber Eiling schaffte das Kunststück - er hatte seit langen Wochen Turnübungen gemacht, um die nötige Geschmeidigkeit für diese Bewegungsabläufe zu bekommen. Nach einigen strapazenreichen Minuten war das Werk vollendet - Eiling hatte sich selbst eine Blutprobe entnommen.
    Er wußte, wie sein Blut aussah, er hatte es schon oft unter dem Mikroskop beobachtet.
    Wieder ging er hin, nahm er ein dünnes Glasplättchen zur Hand. Am besten ließen sich solche Proben in einem hängenden, isolierten Tropfen beobachten. Eiling hatte einige Zeit gebraucht, bis er das Verfahren entwickelt hatte, und inzwischen beherrschte er es vollkommen.
    Rasch war die Probe unter das Mikroskop gelegt. Auf einem großen Bildschirm zeichnete sich das typische Blutbild eines Seoli ab - eine grünliche

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