1023 - Monster-Queen
verraten. An keinen anderen Menschen. Man hat dich gesehen. Du wolltest doch in deiner Welt bleiben. Aber du bist in meine gekommen. Du hättest ihn auch später töten können. Die beiden Männer haben mir nicht geglaubt, meine ich. Deshalb weiß ich nicht, was ich tun soll…«
Wieder wartete sie auf die Antwort. Plötzlich – es waren mindestens zehn Sekunden vergangen – schluchzte sie auf. Tränen schossen aus ihren Augen. Sie schüttelte den Kopf, ohne allerdings aus der Trance zu erwachen. »Bitte, nein, nicht sie, nein, nicht sie…«
Schweigen.
Wir schauten auf die Wand.
Eine Bewegung entdeckten wir im Hintergrund. Allerdings konnten wir nicht erkennen, was sich dort näherte. Alles war zu diffus und verschwommen, aber das Monster würde nicht allein bleiben.
Die Frau senkte den Kopf. »Ich will es nicht haben. Ich weiß, daß du meine Zwillingsschwester geholt hast. Ich habe sie dir gegeben, weil ich nicht auch noch zu dir kommen wollte. Aber laß mich hier in meiner Welt – bitte…«
Zwillingsschwester? Suko und ich glaubten schon, uns verhört zu haben. Aber es entsprach den Tatsachen. Cynthia hatte tatsächlich davon gesprochen, und sie mußte sich in dieser anderen Dimension eines fürchterlichen Dämons befinden.
Jetzt sahen wir die Bewegung innerhalb der Wand aus anderen Augen. Dort mußte jemand kommen. Es waren nicht nur die Schatten, die sich da unruhig verhielten.
Uns quälte die Frage, was wir unternehmen sollten. Cynthia aus ihrer Trance holen oder zunächst abwarten, was sich in dieser Wand noch alles tat, die für uns zu einer nahen und doch so fernen Bühne geworden war.
Sie war wichtig. Das Monstrum bewegte sich nicht. Es stand gebückt da, hatte eine schwere Last zu tragen und hielt nur sein Maul offen. Aber aus dem Hintergrund löste sich eine Gestalt. Okay, sie ging, nur kam sie uns vor, als würde sie durch diese schattige Düsternis schwimmen. Mit Entfernungen in anderen Dimensionen zu rechnen, konnte man sich sparen, da kam man auf keinen grünen Zweig. Auch hier erlebten wir das. Wir wußten nicht, ob die andere Person – diese Zwillingsschwester – fern oder nahe war.
Aber sie war jetzt besser zu sehen!
Eine fast nackte Kriegerin. Bewaffnet. Sie trug ein ungewöhnliches Schwert, das den Namen nicht verdiente, denn die Waffe war mehr ein Mittelding zwischen Lanze und Schwert. Ein brauner Gürtel, eine knappe Hose, ein Umhang, der nur ihren Rücken bedeckte, die vordere Seite ansonsten frei und nackt ließ.
Ich konzentrierte mich auf das Gesicht. Ja, es glich dem der Cynthia in allen Einzelheiten. Selbst die lockigen Haare zeigten den gleichen Schnitt, und sie passierte das Monstrum, als wäre es nicht vorhanden. Sie warf ihm nicht einmal einen Blick zu.
Neben mir bewegte sich Suko. Er hatte seine Dämonenpeitsche schon gezogen und schlug einmal den Kreis, damit die drei Riemen ins Freie rutschen konnten.
»Ich schätze, daß wir uns die Arbeit teilen müssen, John. Kümmere du dich um die Frau. Ich werde mir das Monstrum vornehmen. Vorausgesetzt, das Tor ist offen.«
»Das muß es sein. Die andere will ja kommen.«
Und sie kam. Wir kannten die Dimensionstore. Wir wußten, wie es war, wenn jemand von einer Parallelwelt in die andere hineinschritt.
Für einen Moment fing der Körper dann an auf der Grenze zu flimmern, als wollte er sich auflösen, aber er zerfiel nicht, auch nicht bei dieser halbnackten und bewaffneten Frau.
In dem Augenblick, als die fremde Kriegerin ihre Welt verließ, startete Suko. Und er war schnell. Niemand konnte ihn aufhalten, als er auf die Wand zustürmte. Ich hoffte nur, daß er nicht in die andere Welt eintauchte und darin verschwand. Dann wurde ich abgelenkt, denn auch Cynthia erwachte aus ihrem Zustand.
Ruckartig stand sie auf. »Celia!« rief sie!
***
Jetzt kannte ich den Namen.
Celia und Cynthia. Zwillinge. Schöne Frauen, die einen falschen Weg eingeschlagen hatten. Ich zögerte noch immer und hatte leider keine Zeit, auf Suko zu schauen, der sich dem Untier gestellt hatte, denn Celia war in unsere normale Welt hineingetreten. Sie war dabei zu einer Person aus Fleisch und Blut geworden, zudem bewaffnet und vermutlich auch bereit, zu töten.
Die beiden Schwestern standen sich gegenüber. Sie schauten sich an, nickten sich zu, dann aber schüttelte Celia den Kopf und sagte:
»Du hast alles zerstört, Cynthia. Du hast unser Geheimnis preisgegeben. Du hast versprochen, es nicht zu tun, aber…«
»Nein, nein, so ist das
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