1024 - Bestien aus Satans Garten
überraschte. Es sei denn von der Größe her, denn hier mußte man wohl Mauern oder Trennwände entfernt haben, um diese Größe zu erreichen.
Die Einrichtung paßte zum Garten. Der Besucher selbst mußte das Gefühl bekommen, in einem zweiten Garten zu stehen, denn auch im Innern wuchsen Blumen und Pflanzen. Es war zwar kein künstliches Gewässer angelegt worden, aber auch das hätte mich nicht gewundert. Der Fußboden bestand ebenfalls aus Steinen, die keine glatte Fläche bildeten, sondern durch Unebenheiten auffielen. In einer graugrünen Farbe präsentierte er sich. Mir kam auch der Vergleich mit einer Gärtnerei oder einem Blumenladen in den Sinn, bei dem die Möbelstücke eher Nebensache waren und so standen, daß sie die Pflanzen nicht störten.
Man hatte für sie den nötigen Platz geschaffen. Sie wuchsen aus Trögen hervor, aus hochstehenden Blumenbänken oder waren auch in den Boden eingelassen worden. Da hatte der Hausherr die Steine entfernt und die Löcher mit Erde aufgefüllt. Dies wiederum bewies mir, daß ich hier keinen Keller finden würde.
Ich ging und suchte weiter. Kein Baby-Drache griff mich an. Dafür sah ich endlich auch die Möbel, die zwischen den Rabatten kaum auffielen. Tiefliegende, unbehandelte Holzmöbel mit hellen Polstern aus Leinen. Ein Tisch aus Glas. Die durchsichtige Platte lag auf dem Stumpf eines Baumstamms.
Es gab auch einen Schrank. Gebaut aus Rohr, so daß er wirkte wie ein knotiges Skelett. Die Lampen verteilten sich an den verschiedensten Stellen, doch keine von ihnen gab Licht.
Es war Tag, aber in diesem Raum herrschte eine ständige Dämmerung. Die Fenster ließen wenig Licht durch. Hinzu kam, daß auch die grünen Pflanzen einen Teil des Lichts aussaugten. So konnte nicht von einem sonnigen Raum gesprochen werden.
Eine Glotze entdeckte ich ebensowenig wie eine HiFi-Anlage. Natürlich auch kein Radio. Dafür stapelten sich neben einem Sessel zahlreiche Zeitschriften. Ich konnte einen Blick auf die Titel werfen.
Es waren Garten- und Umweltmagazine. Eine andere Lektüre hätte hierher auch nicht gepaßt.
Eine Tür zu einem Nachbarzimmer gab es nicht. Aber das Haus bestand hier unten auch nicht nur aus einem Raum. Zum zweiten hin führte ein offener Durchgang.
Seit meinem Eintritt hatte mich kein Laut gestört. Dieses Haus war zumindest im unteren Bereich leer. Niemand war mir entgegengekommen, ich hörte auch jetzt keine Schritte, kein heftiges Atmen, einfach nichts. Selbst die Blätter der Pflanzen bewegten sich nicht, weil kein Luftzug an ihnen entlangwehte.
Es war eine Umgebung, wie sie besser nach draußen gepaßt hätte. Es herrschte auch eine entsprechende Luft. Sie war feucht und schwül, nie so klar, um richtig durchatmen zu können. Auf einigen Blättern hatten sich auch Tropfen abgesetzt. Manche Pflanzen hatte ich noch nie gesehen. Sie kamen mir in ihrer Form vor wie gierige, offene Mäuler, die nur auf eine Beute warteten, um sie zu verschlingen.
Fleischfressende Pflanzen gab es. Ich kannte sie, ich hatte mit ihnen zu tun gehabt. Je länger ich mich zwischen ihnen aufhielt, um so unwohler wurde mir. Ich konnte mir leicht vorstellen, daß hier eine Welt für sich geschaffen worden war, die unter dem Einfluß des Mandragoro stand. Wenn das stimmte, konnte ich mich durchaus auf gefährliche und tatsächlich fleischfressende Pflanzen gefaßt machen. Der Fall in Manila war mir noch in zu guter Erinnerung.
Innerhalb des Rundbogens blieb ich stehen. Vor mir lag etwas, das auch in anderen Häusern seinen Platz gefunden hatte und hier irgendwie spießig wirkte.
Ein schlichtes Eßzimmer!
Das stand der runde Tisch aus knotigem, unbearbeitet wirkendem Holz mit der runden Glasplatte darauf. Stühle mit hohen Lehnen und einem Geflecht als Sitz.
Auf der Tischmitte hatte eine Tonschale ihren Platz gefunden. So etwas wie eine breite Vase, aus der allerdings keine Pflanze hervorschaute. Zwei Fenster an der Seite ließen Licht in das Eßzimmer fallen. Ich schaute hinaus und zugleich hinein in einen dicht bewachsenen Vorgarten. Die am Haus vorbeiführende Straße war nicht zu sehen. Da versteckte sich das Haus auch von dieser Seite.
Meine Anspannung hatte in den letzten Minuten etwas nachgelassen. Ich fühlte mich wieder normaler. Deshalb war ich auch in der Lage, die Gerüche aufzunehmen.
Von einem feuchten Geruch abgesehen, strömten auch gewisse Blüten ihren Duft aus. Sie waren verschiedenartig, und so gab es auch keinen gemeinsamen Duft. Da mischten sich
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