1025 - Ich töte jeden Sinclair!
etwa nur. Unser Namen kommt aus dem Französischen. St. Clair«, betonte ich.
»Ja«, gab Karen nach einer Weile des Nachdenkens zu, »davon habe ich gehört. Ich weiß allerdings nicht, aus welcher Ecke ich nun komme. Da bin ich ehrlich.«
Ich winkte ab. »Das ist auch unwichtig. Wir sollten uns um die naheliegenden Dinge kümmern.«
»Meine ich auch«, sagte Suko und lächelte. »Karen soll ja von dem Anrufer abgeholt werden, dessen Vornamen sie nicht einmal kennt. Sie weiß nur, daß es ein Sinclair ist. Zu ihm hat sie ein Vertrauen, sicherlich aufgrund der Namensgleichheit.«
»Hätten Sie denn anders gehandelt?«
»Ist Ihnen dieser Treffpunkt hier nicht ungewöhnlich vorgekommen? Oder haben Sie das vor fünf Jahren schon ähnlich erlebt?«
»Nein, das nicht.« Sie schüttelte den Kopf. »Da ist alles normal gelaufen. Ich war auch nicht übermäßig mißtrauisch, denn Sinclair berichtete mir, wo ich den Schlüssel finden konnte, und er sprach auch davon, daß dieses Haus hier von einem älteren Ehepaar bewohnt ist. Ich habe mir da keine Gedanken gemacht.«
»Es waren meine Eltern, die hier wohnten«, sagte ich. »Leider sind sie verstorben.«
Karen nickte. »Tut mir leid, davon habe ich gehört. Aber ich weiß nicht, was ich Ihnen noch sagen soll. Ich warte hier auf Sinclair, um mit ihm gemeinsam zum Treffpunkt zu fahren. Da wird es dann wieder den großen Auflauf geben. Möglicherweise noch intensiver als vor fünf Jahren. Es wird sich auch herumgesprochen haben, wie toll es gewesen ist. Da werden die Hotels in Wick mehr als überlastet sein. Es gab auch einige, die kamen mit ihren Wohnwagen oder Wohnmobilen.«
»Wo hätten Sie denn übernachtet?« fragte ich.
»In einem Hotel. Das Zimmer ist für mich bereits reserviert worden. Da hatte ich auch damals gewohnt.«
»Aber zuvor bleiben Sie mal hier.«
»Klar, John, er will mich doch abholen.«
Ich verdrehte die Augen, hielt mich ansonsten aber zurück. Karen wußte von nichts. Sie ahnte nicht einmal, in welch einer Gefahr sie wirklich steckte. Daß hier ein zweifacher Mörder auf sie lauerte und nur darauf wartete, sie umbringen zu können. Zudem noch im Haus meiner Eltern. Für ihn war es der ideale Ort für eine Bluttat. Wenn ich daran dachte, wurde mir ganz anders.
Karen schaute Suko und mich an. »Aber Sie wollen doch auch zu diesem Treffen, oder?«
»Jetzt schon«, gab ich zu.
Wir erlebten ihr Staunen. »Ach, dann sind Sie nicht deswegen hergekommen?«
»Nein«, sagte ich. »Eigentlich hatte ich vor, das Grab meiner Eltern zu besuchen und hier zu wohnen.«
»Ja, das verstehe ich.«
»Aber das Haus ist groß genug für uns drei«, sagte Suko. »Da brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen. Oder hatten Sie vielleicht noch etwas anderes vor?«
Karen zögerte mit der Antwort. »Wenn ich ehrlich sein soll, schon.« Sie errötete etwas. »Ich wollte in den Ort fahren und dort in eine Gaststätte gehen, um etwas zu essen. Ich habe nämlich Hunger.«
»Den haben wir sicherlich auch«, sagte Suko und nickte mir zu.
»Du etwa nicht?«
»Doch, ja, wir können gemeinsam hinfahren. Danach kehren wir dann zurück und warten auf unseren Namensvetter.«
»Klasse«, freute sich Karen. »Wann? Sofort?«
Wir hatten nichts dagegen.
Sie stand auf. »Dann hole ich nur eben meinen Mantel. Eigentlich wollte ich mich noch umziehen.« Sie schaute an ihrem Kleid herab.
»Ich weiß selbst nicht, warum ich das angezogen habe. Na ja, manchmal macht man eben Dinge, die nicht zueinander passen. In zehn Minuten – okay? Ich will noch meinen Koffer aus dem Auto holen.«
»Es können auch fünf mehr sein«, sagte ich.
Karen verschwand aus der Küche und wirkte dabei wie ein fröhlicher Mensch. Ganz im Gegensatz zu uns, denn unsere Mienen verdüsterten sich, als wir allein waren.
»Es ist gut, daß du ihr nichts von dem zweifachen Mord erzählt hast.«
»Das versteht sich von selbst«, erklärte Suko. »Sie weiß von nichts, sie ist völlig harmlos.«
Ich nickte. »Stimmt, harmlos. Aber daran kann sich einiges ändern.«
»Wie meinst du das?«
Ich lehnte mich zurück. »Er wollte kommen und sie abholen. Sinclair hat sie auf die Liste gesetzt, und du weißt, was das bedeutet, Suko.«
»Ja, er könnte hier auftauchen.«
»Sehr richtig.«
Wir schwiegen beide und hörten, wie Karen das Haus verließ. Sie ging am Küchenfenster vorbei, warf noch einen Blick in den Raum und lächelte dabei.
Erst als sie außer Sichtweite war, nahm ich den Gesprächsfaden wieder
Weitere Kostenlose Bücher