1026 - Der Favorit
bereitete ihm zum Beispiel keine Mühe mehr, das Spiel der Bruderschaft zu durchschauen.
Natürlich hatte man es von Anfang an auf Surfo Mallagan abgesehen gehabt. Die Entführung Doevelnyks war nur ein Ablenkungsmanöver gewesen.
Der Erleuchtete hat das klug eingefädelt, dachte Mallagan, während er im Schneidersitz auf dem Bett saß und aus halb geschlossenen Augen seine Umgebung beobachtete. Die Schutzgarde wird uns sehr schnell glauben, daß man uns nur aus Versehen mitgenommen hat - weil wir nun einmal greifbar waren. Und man wird das als einen überaus glücklichen Umstand feiern, wenn wir Doevelnyk zurückbringen.
Und genau das würden sie tun. Niemand würde Verdacht schöpfen, ganz im Gegenteil: Jeder Bewohner von Couhrs-Yot, vor allem aber jeder Tart, würde den Befreiern des Meisterspielers zujubeln.
Mallagan empfand uneingeschränkte Bewunderung für den Erleuchteten, der sich diesen Plan ausgedacht hatte. In den ersten Tagen hatte es hier und da noch Augenblicke gegeben, in denen er sich gegen die Rolle sträubte, die man für ihn vorgesehen hatte. In einem lichten Moment erkannte er kristallklar, daß er im Begriff stand, seine Freunde zu betrügen und sie, die unwissenden und arglosen Gefährten, einem noch nicht kalkulierbaren Risiko auszuliefern. Er wußte aber auch, daß es nicht seine Schuld war, wenn es so kam. Man hatte ihn hypnotisiert, ihn mit Drogen vollgepumpt und möglicherweise noch andere Sachen getan, von denen er gar nichts mitbekommen hatte.
Die Befehle der Bruderschaft fraßen sich immer tiefer in sein Gehirn, und die lichten Augenblicke blieben schließlich aus. Mallagan empfand nicht einmal mehr das leiseste Unbehagen, wenn er an die Zukunft dachte.
Er würde an die Lugosiade teilnehmen. Man hatte ihm gesagt, daß er mit seinen vier Spoodies gute Chancen hatte, bis in das Spiel auf dem Ednuk vorzudringen, und er glaubte daran. Er würde - egal auf welchem Wege - nach Kran gelangen und dort die Befehle der Bruderschaft befolgen. Er würde ...
Die Gedankenkette brach ab, als die Tür sich öffnete. Mallagan konzentrierte sich auf die neue Situation, ohne sich davon äußerlich etwas anmerken zu lassen. Gleichzeitig erfaßte ihn eine seltsame Ungeduld. Er hätte aufspringen und den Störenfried verprügeln mögen, aber er ließ es bleiben, weil er sich sagte, daß dies eine höchst unvernünftige Reaktion gewesen wäre.
Ein sehr großer Krane mittleren Alters betrat die Zelle. Mallagan stellte erstaunt fest, daß der Erleuchtete selbst sich noch einmal mit ihm zu befassen gedachte.
„Wie geht es dir?" fragte der Erleuchtete höflich.
„Gut", erwiderte Mallagan kurz angebunden.
„Deine Stimme klingt gereizt. Hat das einen besonderen Grund?"
Oh ja! dachte Mallagan grimmig. Auch wenn du der Erleuchtete bist, würde ich dich am liebsten hinauswerfen!
Laut aber sagte er: „Das Warten geht mir auf die Nerven. Wie lange wollt ihr uns noch hier behalten?"
„Ihr werdet uns morgen nacht verlassen, gerade noch rechtzeitig, um bei eurer Rückkehr genug Aufsehen zu erregen."
„Wann beginnt die Lugosiade?"
„Übermorgen. Sie wird am Vormittag eröffnet."
„Muß es so knapp sein?" fragte Mallagan ärgerlich. „Ich weiß immer noch nicht, was ich während der Spiele tun soll. Ihr hättet mir mehr Zeit für die Vorbereitungen lassen sollen!"
Der Krane lächelte.
„Wir hätten es gerne getan", versicherte er. „Aber wir haben etwas dagegen, unseren Gegnern Vorteile zu verschaffen, die sich vermeiden lassen."
„Du denkst, daß sie früher oder später Verdacht schöpfen werden!"
„Das ist sicher. Aber selbst ohne einen solchen Verdacht würden sie darauf bestehen, euch gründlichst zu untersuchen. Sie haben seltsame Vorstellungen über das, was wir mit Gefangenen anstellen."
Mallagan bemerkte nichts von dem grausamen Hohn, der sich in dieser Bemerkung verbarg.
„Sie können das jederzeit nachholen", meinte er nur.
Der Erleuchtete lachte.
„Das können sie eben nicht", verkündete er triumphierend. „Mein Plan berücksichtigt auch das. Siehst du, wenn ihr Doevelnyk zurückbringt, wird zunächst ein heilloses Durcheinander herrschen. Niemand wird unter diesen Umständen an Untersuchungen denken, und die Zeit bis zur Eröffnung wird wie im Flug vergehen. Wenn es aber erst einmal soweit ist, bist du in Sicherheit. Die Teilnehmer an der Lugosiade sind tabu.
Niemand darf sie mit derlei Dingen belästigen."
Mallagan nickte nachdenklich. Darauf hätte er auch von selbst
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