1026 - Der Favorit
ausüben."
„Abergläubischer Unsinn!" murmelte Mallagan.
„Das mag für dich so aussehen, aber ich glaube nicht, daß die Dinge so einfach liegen.
Abgesehen davon: Du wirst einen guten Vorsprung vor allen anderen Bewerbern haben, denn du gehörst immerhin zu Doevelnyks Befreiern!"
Mallagan nickte nur und duckte sich, um der Hand des Erleuchteten zu entrinnen. Als er das Gewicht auch dann noch auf den Schultern spürte, griff er ungeduldig nach oben und stieß die Hand weg. Erst im nachhinein wurde ihm klar, was er getan hatte und welche Schlußfolgerung er daraus ziehen mußte. Er war auch körperlich stärker geworden.
Der Krane sah ihn nachdenklich an.
„Du solltest deinen Freunden das nicht zu deutlich zeigen", bemerkte er. „Sie könnten Verdacht schöpfen."
„Ich werde es mir merken!" versprach Mallagan.
Der Krane führte ihn zu jener Tür, hinter der die beiden anderen Betschiden gefangensaßen.
„Mach deine Sache gut", sagte er noch, und es klang ein wenig drohend. Dann öffnete er die Tür und stieß Mallagan in das Gefängnis.
*
Nun war er also wieder mit Brether und Scoutie vereint, und er wußte, daß er sich darüber hätte freuen sollen. Es gelang ihm jedoch nicht so recht.
Es fing schon mit der Begrüßung an. Sie stürzten sich förmlich auf ihn und bombardierten ihn mit Fragen. Er hätte sie am liebsten angebrüllt, um sie zum Schweigen zu bringen, und nur mit äußerster Selbstbeherrschung brachte er es fertig, ihnen halbwegs ruhig zu antworten.
Natürlich hatten sie nichts von dem durchschaut, was sich um sie herum abspielte.
Mallagan fragte sich allen Ernstes, ob es wirklich nur an den Spoodies lag, wenn er die Zusammenhänge schneller als seine Freunde begriff, oder ob er ihnen nicht schon von Natur aus überlegen war.
„Ich glaube, sie werden uns bald freilassen", sagte Brether Faddon plötzlich, als Mallagan noch diesen Gedanken nachhing.
Überrascht hob der Mann mit den vier Spoodies den Kopf.
Hatte Brether etwa doch die Wahrheit erkannt?
„Wie kommst du darauf?" fragte er gedehnt.
„Nun, sie haben uns zusammengebracht, nicht wahr?" erwiderte Brether unbekümmert.
„Bei unseren Fähigkeiten ist das fast schon eine Aufforderung zur Flucht, noch dazu, wo du jetzt wieder bei uns bist. Deinem Genie wird die Tür nicht lange standhalten."
Mallagan runzelte die Stirn.
Er war sicher, daß er früher über Bemerkungen dieser Art gelächelt hätte. Jetzt war ihm sein Humor weitgehend abhanden gekommen.
Statt dessen witterte er in Brethers harmloser Plauderei eine Falle, und er reagierte sofort darauf.
„Deine Sticheleien gehen mir auf die Nerven!" sagte er scharf. „Wenn du nichts Vernünftiges zu sagen hast, dann solltest du besser den Mund halten!"
Brether Faddon starrte den Freund sprachlos an.
„Er hat es nicht so gemeint", mischte Scoutie sich beschwichtigend ein. „Verstehst du denn überhaupt keinen Spaß mehr?"
„Nein", versetzte Mallagan bissig. „Dazu waren die letzten Tage zu anstrengend."
„Diese Leute von der Bruderschaft können einem auf die Nerven gehen", bestätigte Scoutie mitfühlend. „Diese stundenlangen Vorträge darüber, warum wir uns der Organisation anschließen sollten - es war die reinste Gehirnwäsche. Ich nehme an, daß sie über deinen Doppel-Spoodie Bescheid wissen."
Mallagan nickte vorsichtig.
„Dann haben sie dir wahrscheinlich noch schlimmer zugesetzt als uns", meinte das Mädchen.
„Das fürchte ich auch", murmelte Mallagan. „Mir brummt jetzt noch der Schädel."
Damit warf er sich auf eines der Betten und verdeckte die Augen mit dem rechten Arm.
Natürlich fielen sie auch darauf herein. Sie nahmen an, daß er erschöpft war, und gaben sich große Mühe, möglichst leise zu sein. Er gab sich den Anschein, einzuschlafen, während sein Gehirn sich mit der Lugosiade beschäftigte.
„Er wird sich schon wieder erholen", sagte Scoutie schließlich leise, als sie glaubte, daß Mallagan tief und fest schlief. „Wir müssen ihm ein bißchen Zeit lassen. Paß auf, wenn er aufwacht, ist er wieder ganz der alte."
„Ich möchte wissen, was sie mit ihm gemacht haben!" flüsterte Brether Faddon mißtrauisch. „Diesen Brüdern traue ich alles zu."
„Er sieht zumindest nicht so aus, als hätten sie ihn körperlich mißhandelt", meinte Scoutie beruhigend.
„Bist du sicher?" fragte Brether bitter. „Es gibt Methoden, bei denen keine Spuren zurückbleiben. Ein Krane hat mir einen langen Vortrag darüber
Weitere Kostenlose Bücher