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1026 - Der Favorit

Titel: 1026 - Der Favorit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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verwundert an. Dann warf er den Kopf in den Nacken und lachte laut und schallend.
    „Ja", sagte er schließlich. „Ich habe verstanden. Wir werden sehen, was daraus wird."
    Als man ihm kurz darauf den Zettel brachte, den Surfo Mallagan im Ausgabeschacht versteckt hatte, war er sicher, daß der Arzt recht behalten und alles so verlaufen würde, wie die Bruderschaft es sich wünschte.
     
    5.
     
    Der Tag wurde zur Qual. Mallagan hockte mit untergeschlagenen Beinen auf seinem Bett, hing seinen Gedanken nach und versuchte, das Gerede der beiden anderen nicht zu hören. Er hatte etwas entdeckt, was ihn faszinierte, aber bis jetzt hatte er nur einen Zipfel davon zu fassen bekommen, und er zweifelte daran, daß es ihm je gelingen würde, mehr zu erfahren, solange er sich in dieser Zelle befand. Trotzdem konnte er nicht anders, als es immer wieder zu versuchen, und die Fehlschläge, die er auf diese Weise heraufbeschwor, machten ihn aggressiv und ungerecht.
    Er erkannte das sehr genau. Sein Gehirn arbeitete klar und präzise. Es zeigte ihm, wo und wann er von seinem früheren Verhalten abwich, und er versuchte bisweilen, Korrekturen vorzunehmen. Aber auch dabei scheiterte er meistens, weil er nicht imstande war, dieses seltsame, verblüffende Geheimnis zu ignorieren, das er so gerne erforscht hätte.
    Auf Scoutie und Brether Faddon wirkte Mallagan wie ein Träumer. Die meiste Zeit über saß er regungslos da und starrte in die Luft. Ab und zu veränderte sich sein Gesichtsausdruck. Er wirkte manchmal traurig oder wütend, aber meistens war sein Gesicht ausdruckslos und erinnerte mehr denn je an eine aus Holz geschnitzte Maske.
    Nur ganz selten lächelte er.
    Und wie ein Träumer, der schönen Bildern nachjagt, reagierte er ungeheuer empfindlich auf Störungen aller Art. Die Betschiden gewöhnten es sich binnen kaum einer Stunde ab, Mallagan anzusprechen. Aber auch wenn sie sich untereinander unterhielten, mußten sie stets darauf gefaßt sein, daß ihr Freund unvermittelt aus der Haut fuhr. So setzten sie sich in die entfernteste Ecke und sprachen nur dann miteinander, wenn Mallagan seine Träumereien aus diesem oder jenem Grund für kurze Zeit unterbrach.
    Eine solche Gelegenheit ergab sich, als Mallagan einen Schluck Wasser trinken wollte.
    Während die beiden anderen miteinander flüsterten, öffnete der Betschide einen Hebel und hielt die hohle Hand unter das Rohr. Das Wasser floß auch sofort, aber Mallagan spuckte es mit einem Fluch wieder aus - aus irgendeinem Grund lieferte die Automatik eine Art von Wasser, die für einen Menschen nicht genießbar war.
    Mallagan richtete sich auf, zornrot im Gesicht. Dann griff er urplötzlich nach dem Rohr - und brach es ab. Einfach so, mit der bloßen Hand.
    Für ein paar Sekunden brach ein heftiger Wasserstrom aus der Öffnung hervor.
    Mallagan wich geistesgegenwärtig zurück, ehe er restlos durchnäßt war. Dann gab es in der Wand ein schnappendes Geräusch, und danach kam überhaupt kein Wasser mehr.
    „Das hast du fabelhaft gemacht", sagte Brether Faddon sarkastisch.
    Surfo Mallagan stand sehr still neben der Pfütze, hochaufgerichtet, und starrte den Betschiden an. Brether Faddon gab die Blicke zurück und hob die Fäuste, denn es sah ganz so aus, als würde er sich schon im nächsten Augenblick gegen Mallagan zur Wehr setzen müssen.
    Aber schließlich wandte Surfo sich doch ab. Er hob die Klappe zum Essenschacht.
    „Wir brauchen Wasser!" schrie er hinein und schlug die Klappe zu, daß es knallte. Dann nahm er wieder seinen alten Platz auf dem Bett ein und hockte dort düster und drohend, wie ein dumpf vor sich hinbrütender Rachegott.
    „Du kannst sagen, was du willst", murmelte Brether Faddon. „Aber da stimmt etwas nicht. Diese verdammte Bruderschaft! Ich möchte wissen, was sie ihm angetan haben!"
    „Er wird schon wieder", meinte Scoutie, aber der leichte Tonfall, den sie anschlug, konnte nicht darüber hinwegtäuschen, daß auch sie sich Sorgen machte. Surfo Mallagan hatte sich verändert, daran gab es nichts mehr zu rütteln. Wenn man es genau nahm, dann hatte diese Veränderung allerdings schon vor geraumer Zeit ihren Anfang genommen. Mallagan war nicht mehr der alte, seit er den zweiten Spoodie hatte. Und so kam es, daß Scoutie und Brether zu der Annahme neigten, dieser Doppel-Spoodie würde erst jetzt seine volle Wirkung zeigen.
    Sie kamen nicht im entferntesten auf die Idee, ihren Freund im Stich zu lassen oder ihm die Schuld an verschiedenen Vorfällen

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