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1026 - Der Favorit

Titel: 1026 - Der Favorit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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freundschaftlicher Absicht. Nur mit Mühe beherrschte er sich, und zum erstenmal bereitete ihm seine ständige Gereiztheit Sorgen.
    Er zwang sich zur Konzentration. Die Flucht mußte reibungslos ablaufen. Brether und Scoutie waren mißtrauisch, und sie würden jeden Fehler bemerken und sofort ihre Schlüsse daraus ziehen. Wenn sie Verdacht schöpften, war ihr Leben verspielt, und der Plan geriet in Gefahr.
    „Es gibt nur einen Punkt, über den wir uns vorher einigen müssen", sagte er langsam.
    „Und das ist Doevelnyk."
    „Wir sollten froh sein, wenn es uns gelingt, diesen Bau zu verlassen", bemerkte Scoutie.
    „Sobald wir draußen sind, können wir die Schutzgarde rufen. Die werden dann schon in dieser Räuberhöhle aufräumen."
    „Und du glaubst tatsächlich, daß Doevelnyk dann noch da ist?" fragte Mallagan spöttisch. „Glaube mir, sobald man unsere Flucht bemerkt, wird man den Tart wegschaffen - oder umbringen. Wir können uns natürlich auch auf den Standpunkt stellen, daß uns das nichts angeht, aber das wäre ein gefährliches Spiel. Wir müssen davon ausgehen, daß man uns mit der Entführung in Verbindung bringt. Doevelnyk wurde betäubt, gefesselt und verhüllt, ehe man ihn wegschleppte. Wir dagegen sind dem Kranen gefolgt, scheinbar freiwillig, ohne auch nur von einer einzigen Waffe bedroht zu werden. In Doevelnyks Umgebung gab es Dutzende von Kameras. Wenn nur eine davon uns aufgenommen hat, als wir den Saal verließen, wird man annehmen, daß wir zur Bruderschaft gehören und bei der ganzen Geschichte aus freiem Willen mitgewirkt haben."
    „Wir können beweisen, daß es sich anders abgespielt hat!" behauptete Brether Faddon.
    „Wie schön!" sagte Mallagan sarkastisch. „Wie lange wird man dir wohl Zeit lassen, das alles zu erklären? Da draußen laufen jetzt Zehntausende von aufgeregten Tarts herum, von denen die meisten auch noch bewaffnet sind. Was meinst du wohl, was die tun, wenn sie uns zu Gesicht bekommen?"
    „Sie werden schon nicht gleich schießen", meinte Scoutie. „Woher sollten sie dann noch erfahren, wo ihr Meisterspieler steckt?"
    „Ich verlasse mich nicht gerne darauf, daß bestimmte Leute so vernünftig handeln, wie ich es mir vorher ausgedacht habe", erklärte Mallagan gelassen. „Der einzig sichere Schutz, den wir uns verschaffen können, ist Doevelnyk selbst. Wenn wir ihn bei uns haben, wird niemand auf uns schießen."
    „Mit anderen Worten", sagte Brether gedehnt, „du willst den Tart befreien. Was machen wir, wenn Doevelnyk gar nicht mit uns gehen will? Wenn die Bruderschaft ihn schon bekehrt hat?"
    „Das weiß ich auch nicht. Vielleicht müssen wir Gewalt anwenden - es wird sich schon irgend etwas ergeben."
    „Wir wissen nicht einmal, wo man den Tart eingesperrt hat", wandte Scoutie ein. „Sollen wir etwa stundenlang nach ihm suchen?"
    „Das ist nicht nötig", wehrte Mallagan ab. „Als ich zu euch gebracht wurde, habe ich Doevelnyk gesehen. Er wurde in eine der gegenüberliegenden Zellen gesperrt. Ich habe mir die Tür gemerkt. Sie ist von außen sehr leicht zu öffnen. Als wir zu fliehen versuchten, habe ich euch ja auch herausholen können."
    „Ich zweifle nicht daran, daß du es fertig bringst", murmelte Scoutie bedrückt. „Aber ich frage mich, ob es richtig ist, wenn wir uns mit dem Tart belasten. Er wirkte so versponnen und abwesend - wer weiß, wie er sich in gefährlichen Situationen verhält!"
    „Das wird sich ja zeigen", meinte Mallagan leichthin.
    Lange Zeit schwiegen sie und dachten über das Problem nach.
    „Surfo hat recht", sagte Brether schließlich. „Wir haben gar keine andere Wahl. Nur wenn wir Doevelnyk befreien, wird man uns glauben, daß wir nichts mit der Bruderschaft zu tun haben. Wir holen ihn heraus."
    Mallagan sah Scoutie fragend an, und das Mädchen nickte zögernd.
    Der Betschide atmete auf. Diese Hürde war überwunden.
    Am liebsten hätte er sich nun wieder seinen Gedanken überlassen, aber er wagte es nicht. Seine Freunde sollten nicht auf die Idee kommen, daß tatsächlich etwas nicht mit ihm stimmte. Im Augenblick waren sie davon überzeugt, daß Mallagan sich nur hatte erholen müssen. Sollten sie ruhig noch eine Weile dabei bleiben!
    Natürlich würde er dieses Spiel nicht lange durchhalten. Er spürte sehr deutlich, daß er sich immer stärker veränderte. Seine geistigen und körperlichen Kräfte wuchsen, aber auch seine Reizbarkeit nahm zu. Als er sich jetzt gezwungenerweise am Gespräch beteiligte, ertappte er sich

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