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1026 - Der Favorit

Titel: 1026 - Der Favorit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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immer häufiger bei dem Wunsch, aus lauter Ungeduld alles kurz und klein zu schlagen.
    Mallagan beruhigte sich selbst, indem er sich sagte, daß diese Ungeduld auf den Aufenthalt in den Zellen zurückzuführen war. Kam er erst wieder ins Freie, dann würde er auch wieder normal reagieren.
    Schließlich ging das Licht aus, und sie legten sich hin, um einige Stunden zu schlafen.
    Sie rechneten sich größere Chancen aus, wenn sie erst gegen Morgen ausbrachen. Auf diese Idee waren Scoutie und Brether von ganz alleine gekommen, und Mallagan war sehr froh darüber, denn eine langwierige Diskussion wäre zu diesem Zeitpunkt über seine Kräfte gegangen.
     
    *
     
    „Wie bekommen wir die Tür denn nun auf?" fragte Scoutie ratlos.
    „Das wirst du gleich sehen", murmelte Mallagan und ging zur Wässerleitung.
    Er hatte das seltsame Wesen genau bei der Reparatur beobachtet, wie der Erleuchtete es ihm geraten hatte.
    Sie waren sich darüber klar gewesen, daß sie den beiden Betschiden eine absolut glaubwürdige Flucht bieten mußten. Es ging nicht an, daß beispielsweise die Tür nicht richtig geschlossen wurde oder ein Wächter den Schlüssel „verlor" - Scoutie und Brether hätten bei solchen Spielchen leicht Verdacht schöpfen können. Den Trick mit der Wasserleitung würden sie hoffentlich nicht durchschauen.
    Das neue Rohr bestand aus dünnem, hartem Kunststoff. Es war etwa zwanzig Zentimeter lang und fast so dick wie der Finger eines Kranen. Der Hebel, mit dem man es verschließen konnte, saß am vorderen Ende. Das Rohr ragte schräg aus der Wand und zielte auf ein Loch, durch das das Wasser abfließen konnte. Es war auf den in der Wand sitzenden metallenen Stumpf nur aufgesteckt und mit einer plastischen Masse abgedichtet worden.
    Auf diese Masse hatte der Betschide es abgesehen - und auf das Rohr ebenfalls.
    Mit einiger Mühe gelang es ihm, das Rohr von dem Stumpf herunterzuziehen. Wieder brach ein heftiger Wasserstrahl aus der Wand. Mallagan hielt das an einem Ende verschlossene Rohr darunter und wich erst zurück, als er sicher war, daß kein weiterer Tropfen hineinpaßte. Das gefüllte Rohr reichte er an Scoutie weiter.
    „Paß gut darauf auf!" warnte er. „Verschütte nichts!"
    Er wartete, bis das Wasser versiegte, dann machte er sich daran, die Reste der Masse aus der Öffnung in der Wand zu kratzen. Es war eine mühselige Arbeit, bei der er sich die Fingernägel abbrach und die Haut aufschürfte, aber endlich hatte er einen kleinen Klumpen von dem klebrigen Zeug zusammen. Während Scoutie das Rohr hielt, klebte Mallagan den Klumpen an dessen oberen Rand und formte eine kurze Tülle daraus. Dann ging er zur Tür.
    Die Türen der Zellen konnten von außen geöffnet werden, indem man auf einen Knopf drückte. Von innen jedoch brauchte man dazu einen Schlüssel - einen kurzen Stab, den man gegen eine Kontaktstelle drückte und der dann eine bestimmte Impulsfolge abgab.
    Es war völlig aussichtslos, wenn man versuchte, dem elektronischen Schloß mit bloßen Händen zuleibe zu rücken, und Werkzeug, selbst in der primitivsten Form, stand den Gefangenen nicht zur Verfügung und ließ sich aus den in der Zelle vorhandenen Gegenständen auch nicht anfertigen. Die Zellen waren - nach kranischen Begriffen - ausbruchsicher. Selbst gegen das, was Mallagan jetzt vorhatte, war die Tür gesichert, denn man hatte die feinen Ritzen rund um die Kontaktstelle mit einer wasserdichten Haut aus dünnem, glattem Kunststoff überzogen. Ein Gefangener, der auf normale Weise versuchte, diese Haut zu entfernen, brauchte unweigerlich so viel Zeit dazu, daß man ihm allemal rechtzeitig auf die Schliche kam.
    Aber die Betschiden besaßen den Klebstoff und das Rohr, und sie benötigten nur eine winzige Öffnung, um ihren Plan in die Tat umsetzen zu können.
    Als Mallagan mit seinen klebrigen Fingern über die Plastikhaut strich, zeigte es sich, daß das Material von dem Klebstoff angegriffen wurde. Es wurde rau und weich. Schon nach wenigen Minuten hatte der Betschide eine kleine Spalte freigelegt.
    Der Riß war sehr fein, kaum einen Viertel Millimeter breit, aber Mallagan ließ sich dadurch nicht entmutigen. Sorgfältig drückte er die klebrige „Tülle" gegen die Tür und drückte sie zurecht, bis dem Wasser gar nichts anderes mehr übrigblieb, als durch die dünne Spalte zu laufen.
    „Wenn das nur gut geht", murmelte Scoutie skeptisch. „Glaubst du, daß du auf diese Weise die Tür aufbekommst?"
    „Es ist ein gewisses Risiko dabei",

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