1026 - Der Favorit
Kontrolltafel untersuchten, mit der das Tor sich öffnen ließ.
Und dann rannten sie auf einer der schönen, glänzenden Straßen von Couhrs-Yot bergab, jenem Bereich der Stadt entgegen, der voller Lichter und Leben war. Nach einigen Minuten tauchte eine Gruppe von Tarts vor ihnen auf, bewaffnete, blau gekleidete Männer von der Schutzgarde, die beim Anblick der drei Betschiden in Schußposition gingen, ihren Zorn aber schnell vergaßen, als sie ihren verehrten Meisterspieler sahen.
Ein Schweber wurde herbeigerufen, und als das Fahrzeug mit den Entführten vor dem Verwaltungsgebäude eintraf, wartete dort bereits eine riesige Schar von Tarts, die Doevelnyk mit überschäumender Freude begrüßten. Die Betschiden trug man im Triumphzug zu jenem Raum, in dem Grofler auf sie wartete.
6.
Die Nachricht von der Rückkehr der Entführten schlug wie eine Bombe ein. Ganz Couhrs-Yot wurde aus dem Schlaf gerissen. Die Tarts verfielen in einen wahren Freudentaumel, aber auch die Angehörigen anderer Völker waren froh über den glücklichen Ausgang dieser unangenehmen Geschichte. Die offizielle Meldung zu Doevelnyks Befreiung kam eine Stunde nach Sonnenaufgang, und von da an feierte man überall in der Stadt den Meisterspieler und den Beginn der Lugosiade, auch wenn diese noch gar nicht eröffnet war.
Während sich aber die Bewohner und Gäste von Couhrs-Yot ins Vergnügen stürzten, mußten die drei Betschiden sich mit Grofler und dessen Leuten auseinandersetzen, und das war nicht immer einfach.
Grofler selbst war ein vierschrötiger Krane. Er sah geradezu furchteinflößend aus, verhielt sich jedoch bemerkenswert diplomatisch, ja, beinahe feinfühlig. Das genaue Gegenteil traf auf Op zu, einen Tart, der das Taktgefühl eines Holzhammers und das diplomatische Geschick eines tollwütigen Chircools besaß. Op stand, wie die Betschiden bald merkten, in erbitterter Konkurrenz zu Ylsga, einer Kranin, die direkt unter Grofler rangierte. Ylsga war nicht mehr die Jüngste und sie war gerissen und klug. Vor ihr mußte man sich besonders in acht nehmen - wenn man ein schlechtes Gewissen hatte.
Die Betschiden hatten so etwas nicht. Die Tatsache, daß sie es mit dem Chef der Schutzgarde und dessen engsten Mitarbeitern zu tun hatten, konnte sie nicht schrecken.
Im Gegenteil: Einen besseren Beweis dafür, daß sie mit der Befreiung Doevelnyks eine große Tat vollbracht hatten, hätte man ihnen schwerlich liefern können.
Seltsamerweise war gerade Op nicht restlos davon überzeugt, daß es bei dieser Befreiung mit rechten Dingen zugegangen war. Grofler und Ylsga waren heilfroh darüber, daß der Meisterspieler zurückgekehrt war, und selbst wenn sie etwas an der Entführung und der Befreiung als fragwürdig empfunden hätten, wären sie vermutlich bereit gewesen, alle Fragen zu diesem Thema auf einen späteren Termin zu verschieben.
Bei Op war es anders. Er stellte so viele bohrende Fragen, daß Doevelnyk, der sich mit Recht als unschuldiges Opfer fühlte, schließlich die Geduld verlor.
„Was soll das eigentlich?" fragte er eisig. „Man hat mich entführt und tagelang gefangengehalten - mitten in Couhrs-Yot. Die Schutzgarde war nicht in der Lage, mich aufzuspüren und zu befreien. Diese drei Betschiden mußten das übernehmen, was eigentlich eure Aufgabe gewesen wäre. Und nun behandelst du, Op, uns alle wie Verbrecher. Was denkst du dir dabei?"
Mallagan, der alles aufmerksam beobachtete, sah, daß Ylsga sich zufrieden zurücklehnte. Auch Grofler schien dem Tart zuzustimmen, brachte das aber nicht ganz so deutlich zum Ausdruck.
Op war von Doevelnyks Vorwürfen keineswegs beeindruckt.
„Du solltest besser ganz ruhig sein", riet er seinem Artgenossen. „Und du solltest mir dafür danken, daß ich so vorsichtig und mißtrauisch bin, wie die Situation es erfordert. Du hast dich in der Gewalt der Bruderschaft befunden, und niemand weiß, was mit dir in dieser Zeit geschehen ist."
„Du könntest zum Beispiel mich danach fragen", schlug Doevelnyk spöttisch vor.
„Deine Antworten genügen mir nicht."
„Was soll ich dir sonst noch liefern?"
„Bringe mir den Beweis dafür, daß du dich während deines Aufenthalts bei der Bruderschaft nicht verändert hast!"
„Du verlangst viel", meinte der Meisterspieler belustigt. „Soll ich Martha-Martha mit dir spielen?"
„Nein", erwiderte Op gedehnt. „Ich bin sicher, daß man an deinen Fähigkeiten nicht herumgekratzt hat."
„Dann verstehe ich nicht, worauf du
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