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1026 - Der Favorit

Titel: 1026 - Der Favorit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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gab Mallagan kaltblütig zu. „Wenn wir Pech haben, bleibt der Sperrmechanismus geschlossen. Dann müssen die Leute von der Bruderschaft sehen, wie sie uns aus der Zelle bekommen. Aber es bleibt uns nichts anderes übrig, als es zu probieren - oder hier zubleiben."
    „Alles, nur das nicht", sagte die Betschidin.
    „Na also."
    Mallagan hob das Rohr vorsichtig an, und das Wasser begann, unendlich langsam, Tropfen für Tropfen, durch den Spalt zu sickern.
    „Das kann ja Stunden dauern!" stöhnte Brether Faddon gequält.
    Mallagan schüttelte den Kopf.
    „Das glaube ich kaum", wehrte er ab. „Ein solches Schloß dürfte allergisch gegen Wasser sein."
    Brether Faddon setzte zu einer Bemerkung an, aber fast gleichzeitig klickte es vernehmlich in der Tür, dann zischte und puffte es, und einen Augenblick später sprang die Tür auf.
    „Das war's", bemerkte Mallagan zufrieden und löste das Rohr.
    „Ich frage mich, warum ich so vorsichtig mit dem Wasser umgehen sollte!" sagte Scoutie.
    „Weil ich Durst habe", gab Mallagan ungerührt zurück und trank das Rohr leer.
    Die beiden anderen sahen ihn kopfschüttelnd an. Er lachte und steckte das Rohr in eine der zahllosen Taschen an seinem Overall.
    „Kommt!" sagte er leise.
    Er spähte auf den Gang hinaus und fand ihn leer, wie er es auch erwartet hatte. Leise huschte er auf die andere Seite, zu jener Tür, hinter der Doevelnyk gefangen war. Binnen Sekunden hatte er die Tür geöffnet.
    Der Tart saß auf der Bettkante und starrte den Betschiden düster an. Er trug ein grellgelbes Gewand, das mit roten und violetten Ornamenten bedruckt war. In seiner Zelle war es hell, und verschiedene Kleidungsstücke, die auf dem Bett lagen, sowie ein Martha-Martha-Brett und ein Tablett, auf dem Teller und Schalen mit Essensresten standen, zeigten deutlich, daß Doevelnyk während seiner Gefangenschaft ein weitaus bequemeres Leben als die Betschiden hatte führen können.
    „Laßt ihr mir jetzt nicht einmal mehr in der Nacht meine Ruhe?" fragte Doevelnyk ärgerlich.
    „Ein Mißverständnis!" sagte Scoutie, die neben Mallagan stand, hastig. „Wir sind Gefangene wie du. Komm mit, wir wollen sehen, daß wir hier herauskommen."
    Doevelnyk blieb für einen Augenblick ganz still sitzen. Dann aber sprang er auf, stopfte in rasender Eile die Kleidungsstücke und das Martha-Martha-Brett in eine überreich verzierte Tasche aus dünnem Leder und war danach bereit zur Flucht.
    „Ich hab's ja gleich gesagt", flüsterte Scoutie. „Wir werden nichts als Ärger mit ihm haben. Wozu muß er den ganzen Kram mitschleppen?"
    Niemand antwortete ihr.
    Surfo Mallagan übernahm - wie bei ihrem ersten Fluchtversuch - die Führung. Er mußte lächeln, als er daran dachte, wie sie damals durch dieses Gebäude gerannt waren und tatsächlich geglaubt hatten, der Bruderschaft entkommen zu können. Natürlich war auch dieser erste Versuch von dem Erleuchteten genau geplant gewesen. Er hatte den Betschiden damit die Gelegenheit geben wollen, den Weg in die Freiheit auszukundschaften, damit beim zweitenmal, wenn es ernst wurde, keine Komplikationen auftraten.
    Die Mühe hatte sich gelohnt. Die Betschiden mit ihrem ungewöhnlich guten Orientierungsvermögen fanden sofort den richtigen Weg, und diesmal umgingen sie auch jene Halle, in der die Roboter Wache hielten. Doevelnyk hielt sich recht gut. Für einen Tart bewegte er sich sehr schnell und beinahe elegant, wenn er auch bei weitem nicht so geschmeidig und flink wie die drei Jäger war.
    Mallagan führte seine Schützlinge zur einer der vielen Terrassen, über die man in den parkähnlichen Garten gelangen konnte. Diesmal warteten dort keine Mitglieder der Bruderschaft, und auch im Garten selbst war es still. Sie rannten über Grasflächen und unter Bäumen hindurch, bis sie die Mauer erreichten.
    Es war ein ernstzunehmendes Hindernis, gute vier Meter hoch und so glatt, daß nicht einmal ein Prodheimer-Fenke daran hätte hinaufklettern können.
    „Wo kann das Tor sein?" fragte Scoutie flüsternd.
    Mallagan rief sich die Anlage des Grundstücks ins Gedächtnis und deutete nach links.
    „Es werden Wachen dort sein!" warnte Doevelnyk leise.
    „Mit denen werden wir auch noch fertig!" versicherte Mallagan grimmig und lief voraus.
    Er behielt recht. Die Wache bestand aus einem verschlafenen Lysker, der viel zu spät begriff, was die vier Fremden mit ihm vorhatten. Scoutie und Brether fesselten und knebelten ihn im Handumdrehen, während Mallagan und der Tart die

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