1028 - Der einsame Gefangene
Umständen verheerend auswirken, wenn ein Befreiungsversuch unternommen wurde, und damit rechnete Gu fest.
Wenn schon die Gefängnisverwaltung nichts unternahm, dann mit Sicherheit Kommandant Klidser.
Es mußte bereits später Nachmittag sein, als der Interkom sich meldete. Am anderen Ende war Tarnis.
„Wir sind zu Verhandlungen bereit", sagte er ohne jede Einleitung.
„Aber auch wir stellen unsererseits Bedingungen."
1-Lindepj hatte bei den Geräten gesessen, also blieb Ford an seinem Platz und überließ dem Piraten das Gespräch.
„Ihr habt keine Bedingungen zu stellen, sondern nur auf unsere Forderungen einzugehen, Tarnis."
„Das haben wir auch vor, aber du mußt auch einsehen, daß zuvor verhandelt werden muß. Wenn es nach Op ginge, lebte schon keiner mehr von euch und ..."
„Und die Geiseln?" unterbrach 1-Lindepj. „Sie wären auch tot."
„Vielleicht müßten sie so oder so sterben, wir würden nicht viel verlieren, ihr aber euer Leben."
Der Pirat schwieg für einige Sekunden und warf Ford einen fragenden Blick zu. Er schien plötzlich ratlos zu sein. Dann sagte er: „Was sind das für Bedingungen, von denen du sprichst?"
Am anderen Ende hörte man Tarnis erleichtert aufatmen.
„Schickt Ford hinaus. Er wird als Unterhändler behandelt, und wir garantieren für seine Sicherheit. Er kann jederzeit zu euch zurückkehren."
„Eine grandiose Garantie!" rief 1-Lindepj höhnisch aus. „Er darf ins Gefängnis zurückkehren. Aber das soll er selbst entscheiden." Er nickte Ford zu. „Komm, sprich du mit ihm."
Ford nahm den Platz des Piraten ein. Er aktivierte den bislang dunkel gebliebenen Bildschirm und sah in das Gesicht von Tarnis. Es verriet Spuren der Erschöpfung und ein wenig Ungeduld.
„Was willst du von mir, Tarnis?"
„Die Bedingungen aushandeln, mehr nicht."
„Hört sich nach einer Falle an."
„Welche Falle könnte das sein? Glaubst du vielleicht, als Geisel wärest du für uns von Wert? Deine neuen Freunde würden dich ohne Zögern opfern, oder zweifelst du daran?
Aber wie dem auch sei: du bist ihr Unterhändler, und das wird von uns respektiert."
Ford winkte 1-Lindepj zu sich.
„Was meinst du? Soll ich gehen?"
„Das liegt bei dir. Aber Tarnis hat recht: wir werden keinen Finger für dich rühren, wenn sie dich hereinlegen. Es ist einzig und allein deine Entscheidung. Sollte Tarnis es jedoch ehrlich meinen, verhandele mit ihm, wenn ich auch nicht begreife, warum er ausgerechnet dich dazu ausgesucht hat."
„Ich begreife es auch nicht", gab Ford zu und wandte sich wieder dem Bildschirm zu.
„Gut, Tarnis, ich bin einverstanden. Wie soll es vor sich gehen, ohne daß ein Trick möglich ist?"
Tarnis lächelte krampfhaft.
„Du öffnest einfach die Tür und kommst heraus auf den Gang. Dort erwarten dich zwei Wärter, die dich zu mir bringen. Das ist alles."
1-Lindepj drängte Ford beiseite.
„Hör gut zu, Tarnis: Ford wird die Tür öffnen und hinausgehen, aber laß dir nur nicht einfallen, uns überrumpeln zu wollen. Wir werden mit feuerbereiten Waffen vor unseren Geiseln stehen und nicht zögern, sie zu erschießen, wenn ihr versucht, das Büro zu stürmen. Ist das klar?"
„Völlig klar", sagte Tarnis und schaltete ab.
„Ich glaube", sagte Jaagan von seinem Platz her, „daß ihr Tarnis vertrauen könnt. Die Situation wäre anders, wenn Op gesprochen hätte."
„Den hätte ich auch lieber hier als Geisel", gab 1-Lindepj brutal zurück. „Der Dickwanst neben dir nützt uns überhaupt nichts."
Der „Dickwanst" zuckte unwillkürlich zusammen, aber unter den gegebenen Umständen war das durchaus natürlich. Nur Ford bemerkte das gefährliche Funkeln im trüben Schimmer seiner Augen.
Gegen alle Vernunft flößte ihm gerade das neue Hoffnung ein.
Wie oft lag die Wahrheit im Widerspruch ...?
*
Die Aychartaner nahmen Aufstellung und richteten ihre Strahler auf Jaagan und Gu, als Ford vorsichtig die Tür öffnete. Auf der anderen Seite des Ganges standen zwei unbewaffnete Kranen. Er schob den Kopf durch den Spalt. Es war sonst niemand zu sehen.
„Alles in Ordnung", rief er in den Büroraum zurück, schlüpfte durch den Spalt und vernahm nach dem Schließen der Tür das Zuschnappen des Schlosses.
Die Kranen nahmen ihn in ihre Mitte, ohne ihn anzufassen. Sie bemühten sich, gleichgültige Gesichter zu machen, ohne gerade unfreundlich zu wirken. Über mehrere Korridore gelangten sie in einen anderen Teil der Festung, den Ford nicht kannte. Vor einer Tür
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