1028 - Der einsame Gefangene
Insel stehen, denn das Floß trieb nur langsam an anderen Eilanden vorbei, bis sie durch einen engen Kanal wieder in den Hauptstrom gelangten. Sie hielten sich nun absichtlich in seiner Mitte und hofften, daß man sie bald finden würde.
Ihre ursprüngliche Absicht galt nicht mehr.
Ihr Ziel war es, an Bord der KRANOSI zurückgebracht zu werden.
*
Es wurde für Ford immer schwieriger, die Piraten zu beruhigen. Selbst 1-Lindepj, der sich bisher recht besonnen verhalten hatte, drängte darauf, die Geiseln in die Mitte zu nehmen und einen Ausbruch zu versuchen. Ford lehnte das mit dem Hinweis ab, daß man wahrscheinlich nur darauf warte, sie alle mit einem Paralysefeld zu empfangen, um die beiden Geiseln zu befreien.
Das klang einleuchtend. 1-Lindepj gab widerwillig nach.
Jaagan und Herzog Gu saßen in ihren Sesseln und schwiegen beharrlich auf alle Prägen.
Die Nacht brachte einen natürlichen Aufschub. Im Gegensatz zu den Unterkünften der Gefängnisinsassen besaß das Büro des Direktors Fenster. Man sah hinaus auf die freie Fläche bis hinüber zum Beginn des Urwaldes. Ford hatte seinen Platz neben der Tür verlassen und sich einen Sessel zum Fenster geschoben.
Einen Befreiungsversuch durch den Stellvertreter Baran hielt er nicht für völlig ausgeschlossen. Allerdings war er auch davon überzeugt, daß die Piraten keinen Augenblick zögern würden, ihre Geiseln in einem solchen Fall sofort zu töten. Unter allen Umständen würde er versuchen, das zu verhindern.
Draußen rührte sich nichts. Die Wachtürme mit den Geschützen konnte er nicht einsehen, also wußte er auch nicht, ob dort irgendwelche Vorbereitungen getroffen wurden. Ganz rechts erkannte er ein kleines Stück des gelandeten Schiffes, von dem er annahm, daß es Lebensmittel und sonstigen Nachschub gebracht hatte.
Die Piraten legten sich zum Schlaf nieder, nachdem 1-Lindepj Wachen eingeteilt hatte.
Zwei Aychartaner blieben mit schußbereiten Strahlern neben Jaagan und Gu stehen, ein dritter nahm beim Fenster Aufstellung.
Erneut beschäftigte sich Ford mit dem dicken Kranen, der sichtlich erschöpft wirkte und am Ende seiner Geduld angelangt zu sein schien. Nur die unmittelbare Bedrohung, so nahm Ford an, hielt ihn davon ab, eine Dummheit zu begehen. Sein Verhalten deutete unmißverständlich darauf hin, daß er zu befehlen gewohnt war. Zum Glück hatten die Piraten das noch nicht bemerkt.
Draußen flammten starke Scheinwerfer auf, die das ganze Gelände in grelles Licht tauchten. Das allein verhinderte eine weitere Flucht denn das Metallgitter am Fenster wäre kaum ein ernsthaftes Hindernis gewesen.
Gegen Mitternacht nahm Baran noch einmal Verbindung mit ihnen auf, aber 1-Lindepj war schneller als Ford bei den Geräten, brüllte ein paar Unarten und unterbrach den Kontakt mit der Forderung, wenigstens in Ruhe schlafen zu können.
„Vielleicht hatten sie einen Vorschlag", tadelte ihn Ford.
„Wenn ja, dann können sie ihn auch morgen noch vorbringen, Ford. Sie sollen sehen, daß wir es nicht so eilig haben, sondern gelassen abwarten können, bis ihnen was Vernünftiges einfällt. Trotzdem werden wir morgen auf eine Entscheidung drängen."
„Wir werden sehen", murmelte Ford und schloß erneut die Augen.
Der dicke Krane ihm gegenüber schien zu schlafen.
*
Jetzt, wo sie die Aussichtslosigkeit ihrer Flucht erkannt hatten und gern wieder an Bord der KRANOS Izurückgekehrt wären, hielten Scoutie und Faddon fast verzweifelt Ausschau nach einem Suchkommando. Hinzu kam, daß sie immer seltener eßbare Früchte fanden, die sie schon kannten. Die anderen rührten sie nicht an.
Zu der Ungewißheit kam damit der Hunger.
Als die Dämmerung einsetzte, verankerte Faddon das Floß mitten im Strom. Das Wasser stand praktisch still. Es konnte nicht mehr weit bis zur Mündung sein.
„Es sieht fast so aus, als habe man die Suche nach uns aufgegeben", sagte Scoutie.
Zum erstenmal verriet ihre Stimme Hoffnungslosigkeit. „Die können uns doch nicht einfach so laufen lassen!"
Faddon konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
„Wie man doch seine Meinung ändern kann, nicht wahr? Wir hätten uns die Folgen unserer Flucht eher überlegen sollen."
„Vielleicht haben wir morgen mehr Glück", meinte Scoutie nur sarkastisch und streckte sich lang aus. „Gestartet jedenfalls ist die KRANOS noch nicht."
Das allerdings war richtig. Seit ihrer Flucht hatten sie sich höchstens zwanzig Kilometer vom Landeplatz des Schiffes entfernt,
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