1028 - Der einsame Gefangene
nickte.
„Abgesehen davon, daß ich mit der Geiselnahme nicht einverstanden war, bin ich sicher, daß die Piraten ihr Wort nicht halten werden, ob sie nun wissen, daß Herzog Gu in ihren Händen ist oder nicht. Immerhin wissen sie, daß zumindest Jaagan wichtig ist.
Wenigstens ihn werden sie am Leben lassen und mitnehmen. Sie wissen nur zu genau, daß die Jagd auf sie beginnt, sobald sie ihre Geiseln freigelassen haben, das macht sie ungemein gefährlich."
„Du wirst uns also helfen?" fragte Scoutie ohne Umschweife.
„Ja, das werde ich." Er sah Tarnis an. „Wie ist dein Plan?"
Tarnis lächelte befreit, und selbst Op verzog sein Gesicht zu einem wohlwollenden Grinsen, was bei einer Echse äußerst komisch wirkte.
„Von Couhrs-Yot ist bereits ein Schiff unterwegs, das den Piraten zur Flucht angeboten wird. Es handelt sich um ein schnelles und auch bewaffnetes Schiff, jedes andere würde den Verdacht der Piraten hervorrufen." Tarnis lächelte noch immer. „Natürlich haben wir gewisse Vorbereitungen getroffen, über die ich jetzt nicht sprechen möchte. Von dir verlangen wir nur, daß du zu den Entführern zurückgehst und sie davon überzeugst, daß alles klargeht. Beseitige ihr Mißtrauen uns gegenüber und versichere ihnen, daß wir unser Versprechen halten, sie ungeschoren ziehen zu lassen. Versuche aber auch, sie dazu zu überreden, ihre Geiseln schon dann freizulassen, sobald sie im Schiff sind und sich davon überzeugt haben, daß es startbereit und auch technisch einwandfrei ist."
„Sie werden nicht darauf eingehen."
„Das macht überhaupt nichts", sagte Tarnis zu Fords Überraschung.
„Wichtig ist eigentlich nur, daß wir uns auf dich verlassen können. Das Gelingen der Operation hängt einzig und allein von dir ab. Halte dich in unmittelbarer Nähe von Herzog Gu und Jaagan auf, wenn ihr die Festung verlaßt. Und sorge dafür, daß du eine Waffe hast."
„Die werde ich haben", versicherte Ford.
„Gut", fuhr Tarnis fort. „Dann werden wir dir jetzt weitere Einzelheiten unseres Plans mitteilen, damit du vorbereitet bist..."
*
Je länger Ford ausblieb, desto unruhiger wurde 1-Lindepj.
„Sie haben ihn in eine Falle gelockt", vermutete er mit einem wütenden Blick zu Gu und Jaagan. „So lange können doch die Verhandlungen nicht dauern. Unsere Forderungen sind einfach und klar."
„Es werden Vorbereitungen notwendig sein", behauptete Jaagan. „Ford spricht bei Tarnis für euch, das nimmt Zeit in Anspruch. Er muß sich und damit auch euch nach allen Seiten absichern."
„Trotzdem könnte er sich mal melden", maulte der Pirat und deutete auf den Interkom, den er schon mehrmals ohne Erfolg aktiviert hatte. „Oder wenigstens Tarnis."
„Was habt ihr eigentlich wirklich mit uns vor?" fragte Jaagan, ohne mit einer wahrheitsgetreuen Antwort zu rechnen. Er ahnte, daß er Zeit für Tarnis gewinnen mußte.
„Wollt ihr uns tatsächlich mitnehmen und dann auf einem Planeten absetzen?"
„Genau das werden wir tun! Glaubst du vielleicht, wir verlassen uns auf das Wort eines Kranen?"
Die Schlußbemerkung machte Jaagan klar, daß 1-Lindepj log. Niemals würde er seine Geiseln freigeben, und wenn sie tausend Lichtjahre weit mit ihrem Schiff kamen. Tarnis Würde das ebenfalls wissen, und entsprechend handeln.
„Kranen halten ihr Wort", murmelte er nur und hüllte sich dann in Schweigen.
1-Lindepj beachtete ihn nicht weiter, er hatte andere Sorgen. Trotz der beiden Geiseln war seine und die Lage seiner Gefährten alles andere als rosig. Hinzu kam noch, daß er allmählich begann, Ford nicht mehr zu trauen. Dann aber sagte er sich, daß sein Mißtrauen nur eine Folge des untätigen Wartens sei.
Die Vorräte aus der Erfrischungsbar waren inzwischen restlos verzehrt worden, auch die Getränke gingen zur Neige. Man würde bald, wenn alles noch länger dauerte, neue Vorräte anfordern müssen. Das wiederum war mit der Gefahr eines plötzlichen Überfalls verbunden. Oder man konnte Betäubungsmittel in die Getränke mischen.
Es gab hundert Möglichkeiten, sie zu überlisten, aber nur eine einzige, diesem Gefängnis zu entfliehen.
Er würde mehr Wissen, wenn Ford zurückkehrte.
Und Ford kehrte tatsächlich zurück.
Tamis meldete seine Ankunft über den Interkom und versicherte erneut, daß keine Falle beabsichtigt sei. Trotzdem ergriff 1-Lindepj seine Abwehrmaßnahmen wie vor anderthalb Stunden, als Ford den Raum verlassen hatte.
„Ich bin es, Ford, du kannst öffnen."
„Bist du
Weitere Kostenlose Bücher