1028 - Entführt nach Atlantis
mit wieder dieser leisen, aber deutlichen Stimme. »Ich habe den Weg gefunden, um Atlantis herzuholen. Ich reise in dieses Land. Ich träume von ihm, und ich weiß, wer dort alles gelebt hat. Es ist mir gelungen, den Kontakt aufzunehmen, und deshalb bin ich in der Lage, meine Traumbilder zu transportieren und sie real werden zu lassen. Ich schicke sie dann hinein in diese Welt und lasse all diejenigen daran teilnehmen, die auf meiner Seite stehen. Ich gebe ihnen die Chance, den Kontakt mit der tiefen Vergangenheit aufzunehmen, was für die Menschen einmalig ist. Drei haben es schon erlebt, und du wirst der vierte sein, Johnny Conolly, das hat mir dein Freund Simon versprochen. Freiwillig bist du nicht gekommen, er hat dich holen müssen, aber ich kann dir versprechen, daß du über dein neues Wissen begeistert sein wirst.« Er lachte und ging wieder einige Schritte nach vorn.
Die Sonne brannte nicht heiß, aber sie strahlte genügend Licht aus, um den Raum zu erhellen, der nicht völlig kahl war, denn auf dem Fußboden lag die Matte, die Johnny bereits kannte. Sie war geflochten worden, zeigte auch Lücken, aber sie war trotzdem ein Ersatz für ein Bett, auf das sich Carella zubewegte.
Für einen Moment blieb er neben der Matte stehen. Er drehte den Kopf, um nach seinen Helfern zu sehen.
Sie waren da und hatten den Kreis ebenfalls verlassen. Wie Soldaten und Wächter warteten sie ab, als würden sie darauf lauern, daß etwas passierte.
Das geschah tatsächlich.
Pete Carella blieb nicht mehr stehen. Er sank auf die Knie, strich mit den Handflächen über seine Liegestatt, als wollte er sie glätten und ließ sich dann darauf nieder.
Er bewegte sich dabei langsam, aber auch geschmeidig. Die Beine streckte er aus und auch seine Arme. Sie aber hob er wenig später an, denn er legte seine Hände auf der Brust übereinander.
Wie ein Toter! dachte Johnny. Er sieht aus wie ein Toter, und die anderen drei halten für ihn Wache.
Der Junge überlegte fieberhaft, wie er aus dieser Lage wieder herauskommen sollte. Eine Chance für sich sah er nicht. Vier Personen standen gegen ihn, und auf die Hilfe seines Freundes konnte er auch nicht zählen, denn Simon hatte die Seite gewechselt.
Noch hielt Carella die Augen offen. Er wollte noch einen Kontakt zu Johnny aufnehmen und sagte mit leiser Stimme: »Ich werde bald einschlafen, mein Lieber. Und ich werde dann träumen. Es wird ein besonderer Traum werden, der auch an dir nicht spurlos vorübergehen wird. Das Tor ist offen. Die Vergangenheit liegt vor uns wie ein aufgeschlagenes Buch. Man braucht nur zu blättern, um sie erleben zu können. Warte es ab, Johnny, warte es ab…«
Die letzten Worte waren bereits in einem Gemurmel erstickt und kaum zu hören gewesen.
Johnny schaute sich die Gestalt genau an. Er bekam mit, wie Carella die Augen schloß. Sie fielen ihm wie von allein zu. Aus seinem Mund drang noch ein langer, seufzend klingender Atemzug, der schließlich dicht vor den Lippen verwehte.
Es wurde still.
Auch die drei Menschen, die hinter dem Kopfende des Schläfers standen, bewegten sich nicht. Nur waren ihre Augen nicht geschlossen. Sie schauten über die schlafende Gestalt hinweg auf Johnny und wollten ihn auf keinen Fall aus dem Blick lassen.
Der Junge tat nichts. Es gab keine Gelegenheit zur Flucht, denn dieses Gefängnis war perfekt. Keine Fenster, nur eine verschlossene Tür, die Johnny nicht aufdrücken konnte.
Carella schlief sehr ruhig. Johnny mußte sich schon stark konzentrieren, um ihn überhaupt hören zu können. Seine Brust bewegte sich nur langsam auf und nieder. Im gleichen Rhythmus schwangen auch die aufeinandergelegten Hände mit. Das Gesicht des Mannes war für Johnny gut zu erkennen, als läge es im Zentrum dieser Sonne, um nur von einem bestimmten Schimmer berührt zu werden.
Pete lächelte im Schlaf. Sein Mund war verzogen. Er fühlte sich anscheinend sehr wohl und schien sich bereits als Träumer in anderen Welten zu befinden.
Johnny dachte an das Versprechen, das ihm dieser Mann gegeben hatte. Er hob den Blick an und schaute jetzt direkt auf das kreisrunde Tor zur anderen Welt.
Es war existent, aber es war nicht zu fassen oder zu berühren. Wie ein Dimensionstor, von denen es hin und wieder einige auf dieser Welt gab.
Das Rot blieb, auch wenn sich etwas in seiner Tiefe plötzlich bewegte. Hektischer als die Menschen. Aus einem sehr weit entfernt liegenden Raum löste sich diese Gestalt, die nicht ging, sondern auf einem Reittier
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