1028 - Entführt nach Atlantis
besser, wenn du zunächst einmal außen vor bleibst.«
Sheila schwieg.
Bill aber hatte es eilig und startete den Motor. Der Porsche mußte noch gedreht werden, dann rollten wir wieder zurück. Es dauerte nicht einmal zehn Sekunden, bis wir das Ortsende erreicht hatten und dann nach links abbogen. Genau in die Richtung hatte Sheilas Finger gewiesen. Wir sahen den Wald jetzt vor uns. Kein dichtes, großes Waldstück, eher schlank und licht, aber es bot durch seine Bäume genügend Schutz für ein Haus, das an dessen Rand seinen Platz gefunden hatte.
In der Nacht wäre es nicht zu sehen gewesen, denn es duckte sich gegen den Waldrand. An diesem Morgen stand die Sonne günstig.
Sie schickte ihre Strahlen gegen die Frontseite des Hauses und auch über das schräge Dach hinweg.
So schmal der Platz auch war, Raum genug für einen Vorgarten gab es trotzdem. Kein Garten im eigentlichen Sinn, weder gepflegt, noch kultiviert. Dort hatte man die Pflanzen wachsen lassen, die sich zwischen hohen Gräsern versteckten.
Aber noch etwas fiel uns auf. Der Volvo war in den Vorgarten hineingefahren worden und stand dort, als sollte er für alle Zeiten dort stehen und verrosten.
Von Kathy Tarling wußten wir, daß ihre Eltern einen Volvo fuhren. Jetzt konnten wir damit rechnen, sie auch dort bei diesem Carella zu finden.
Bill fuhr nicht bis an das Haus heran. Er stoppte für einen Moment und fand an der linken Seite des Wegs einen Platz für den Porsche.
Dort wuchs das Buschwerk noch nicht so hoch. Da konnten die Reifen mehr Gräser niederfahren.
»Einverstanden?« fragte Bill.
»Ich immer.«
Sheila enthielt sich einer Antwort. Sie stieg als erste aus. Ich drückte mich als letzter hervor, und mir fiel sofort die Stille auf, die hier herrschte. Allerdings eine normale morgendliche Stille. Nichts, was unnatürlich gewesen wäre.
Bill legte seiner Frau beide Hände auf die Schultern und schaute sie an. »Ist das okay?« fragte er.
»Ja.«
»Du brauchst ja nicht am Wagen zu bleiben, aber zumindest in der Nähe des Hauses. Allerdings so, daß man dich nicht sieht. Ist das in deinem Sinne?«
»Seid nur vorsichtig«, flüsterte Sheila. Für einen Moment schmiegte sie sich gegen Bill. »Denk immer daran, daß es nicht nur um uns geht, sondern in erster Linie um Johnny.«
»Ist klar.«
Ich war schon vorgegangen, wobei ich mich nicht auf dem Weg hielt, sondern neben ihm herging. Dort war der Untergrund sicher.
Er gehörte bereits zum Wald.
Bill hatte mich schnell eingeholt. Sein Gesicht war hart und wirkte wie geschnitzt. »Es würde mich nicht einmal wundern, wenn plötzlich der Schwarze Tod erscheint«, sagte er leise. »Inzwischen rechne ich wirklich mit allem.«
»Ja, ich auch. Obwohl bisher alles nur Theorie ist und es hoffentlich auch bleiben wird.«
Unser Gespräch schlief ein. Wir waren beide am Haus und schauten es uns genauer an. Es war ein dunkles Gebäude. Aus Stein und auch aus Holz gebaut. Zumindest die Grundmauern bestanden aus einem steinernen Fundament. Darüber hatte es den Charakter einer Blockhütte bekommen. Trotz des Sonnenlichts wirkten die Fenster dunkel, als hätten sie einen inneren Anstrich bekommen. Es war kein Haus, in das man fröhlich hineinging, es wirkte eher abweisend auf den Besucher, und das spürten wir beide sehr deutlich.
Wir warfen dem Volvo nur einen knappen Blick zu. Dennoch blieb Bill wie angewurzelt stehen. Ein Reflex hatte ihn aufmerksam werden lassen. Sonnenlicht war auf eine helle Fläche gefallen und hatte sich dort für einen Moment gespiegelt.
Gespiegelt war der richtige Ausdruck, denn dieser Reflex war vom Spiegel eines Fahrrads widergegeben worden. Es lehnte an der seitlichen Wand des Hauses und hatte Bill dazu veranlaßt, seine Schritte zu stoppen.
»Das ist Johnnys Rad!«
Ich fragte nicht, ob er sicher war. Als Vater kannte er das Rad seines Sohnes genau. »Dann wissen wir ja Bescheid.«
»Nur, daß er hier ist. Aber nicht, in welchem Zustand.«
»Warte es zunächst einmal ab.«
Mein Freund nickte und atmete scharf aus. Er wischte mit dem Handrücken über seine Stirn. Ich sah das Zucken seiner Mundwinkel und konnte mir vorstellen, daß es in ihm brannte. Wir mußten trotzdem überlegt vorgehen und durften nichts überstürzen.
Die Eingangstür lag natürlich an der Frontseite. Zu ihr führten flache, breite Stufen hoch. Sie präsentierte sich als ein geschlossenes Stück Holz. Erst beim Näherkommen entdecken wir in Augenhöhe das Guckloch mit der
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