1028 - Entführt nach Atlantis
ging bereits einen Schritt auf den Glutsack zu, den ihm der Schwarze Tod offenhielt.
Dann legte er seine Hände auf den Rand.
In diesem Augenblick hörte Carella den Schrei. Zugleich auch die hämmernden Tritte auf dem Boden, und er sah Johnny Conolly förmlich angeflogen kommen.
Wie ein Irrwisch rannte er auf die Wand und damit auf den Ball der Sonne zu. Sie zog ihn an wie ein Magnet aus Metall. Johnny konnte auch nicht mehr stoppen. Es gab kein Hindernis. Es war ein Tor, ein Loch, ein Riß in der Zeit.
Der Junge stürzte kopfüber hinein.
Pete Carella lachte.
Er schlug beide Hände gegeneinander. Sein Ziel war erreicht. Es würde den Zeugen nicht mehr geben. In dieser Welt des Schwarzen Tods würde er elendig verrecken. Dann hörte er die Klingel!
***
Wir hatten nicht nur einmal, sondern dreimal geschellt, aber keine Antwort erhalten. Entweder war dieser Carella nicht im Haus oder er hielt sich bewußt zurück. Bill und ich glaubten mehr an die zweite Möglichkeit.
Ich sah es meinem Freund an, wie es in ihm kochte. Sein Gesicht war hochrot geworden, die Augen hatten einen starren Blick bekommen. Er wirkte wie ein Mensch, der bereit ist, jeden Augenblick die Tür einzutreten.
Ich legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Laß es, Bill, laß es lieber sein.«
»Aber wir müssen hinein, John!«
»Ja, ich weiß, und das werden wir auch. Da brauchst du keine Sorge zu haben.«
Er klingelte noch einmal. Diesmal sehr lange, beinahe schon verbissen.
Wir hatten Erfolg. Das dicke Holz hatte die Schritte des Ankommenden gedämpft. Deshalb waren wir schon etwas überrascht, als uns plötzlich die Tür geöffnet wurde.
Ein Mann schaute uns an.
Schon auf den ersten Blick erkannten wir seine Selbstsicherheit. Er war etwa so groß wie wir, dunkel gekleidet und hatte sein Haar straff nach hinten gekämmt. Das Gesicht wirkte glatt; es war keine Falte zu sehen. Zwei Pupillen wie dunkle Köpfe starrten uns an, und diesen Blick empfand ich als verdammt hochnäsig. So schauten keine Siegertypen, sondern arrogante Menschen, für die andere nicht mehr als Gewürm waren.
Obwohl nur wenig Zeit vergangen war, kam sie uns fast dreimal so lang vor. Von diesem Carella ging etwas aus, das mich zumindest abstieß. Er hatte etwas Guruhaftes an sich. Wie jemand, der es gewohnt war, daß andere Menschen vor ihm kuschten und sie schon allein bei seinem Auftreten Angst bekamen.
»Sie wünschen?«
»Wir möchten mit Ihnen reden!« sagte Bill.
»Zu so früher Stunde?«
»Ja. Wie Sie sehen.«
»Aber Sie sind nicht angemeldet«, sagte er und lächelte so weich und widerlich wie auch seine Stimme klang. So wie er sprachen Softies, Männer, die sich bewußt von den Machos abheben wollten und dabei selbst nicht merkten, daß sie ebenfalls übertrieben.
»Das wissen wir«, erklärte Bill. »Aber wir haben über Sie gelesen. Ich kann mich erinnern, daß Sie sehr wohl daran interessiert sind, Mitstreiter zu finden.«
»Das muß ich allerdings zugeben.«
»Und deshalb sind wir auch bei Ihnen erschienen.«
Er behielt sein Lächeln bei. »Es tut mir wirklich leid, meine Herren, daß ich Ihnen einen abschlägigen Bescheid erteilen muß. Aber ich habe heute leider keine Zeit für Sie. Meine Arbeit nimmt mich sehr in Anspruch, das werden Sie bestimmt verstehen, deshalb kann ich Ihnen nur raten, später noch einmal wiederzukommen. Wir können auch gern einen gemeinsamen Termin besprechen. Ich schlage vor, daß Sie in zwei Tagen noch einmal vorbeischauen.«
Ich schüttelte den Kopf. »Nein, das werden wir nicht!«
»Oh. Haben Sie keinen Termin frei?«
»Wir werden jetzt mit Ihnen reden, Mr. Carella, denn wir lassen uns nicht abweisen.«
Er räusperte sich. Sein Lächeln verschwand. »Ich fürchte, daß Sie mich nicht verstanden haben, obwohl ich mich klar genug ausgedrückt habe. Ich kann und will Sie nicht empfangen.«
»Dann wollen Sie nicht mit der Polizei zusammenarbeiten?« fragte ich ebenso leise zurück.
Er schüttelte den Kopf. »Polizei, sagen Sie? Pah, was habe ich mit der Polizei zu tun?«
»Das werden wir Ihnen erklären.«
»Bitte, ich höre.«
»Nein, Mr. Carella, nicht hier auf der Treppe. Im Haus. Da spricht es sich besser.«
»Ich brauche Sie nicht einzulassen.« Er stellte sich stur, und ich ließ meinen Ausweis wieder verschwinden, dem Carella kaum einen Blick gegönnt hatte.
»In der Regel stimmt es«, erklärte ich ihm. »Aber hier geht es um einen Notfall. Wir sind auf der Suche nach einem Ehepaar mit dem Namen
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