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103 - Panoptikum der Geister

103 - Panoptikum der Geister

Titel: 103 - Panoptikum der Geister
Autoren: Larry Brent
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Waldgebiet. Zwischen
den Baumwipfeln zeigte sich ein grauer, regenschwerer Himmel, und zwischen den
Baumstämmen stieg milchig weiß der Nebel auf. Es war ein kühler Spätsommertag,
an dem es gar nicht so recht hell werden wollte. Mike Coogan wirbelte mit
heiserem Stöhnen herum. Da stand der Schütze, etwa zehn Schritte von ihm
entfernt am Rand des Weges, der zur Straße führte. Es handelte sich um einen
der beiden Polizisten. Er war dem Krach nachgegangen. Sein Kollege war zum
Schutz und zur Hilfe für Edward Higgins zurückgeblieben. „Werfen Sie die Waffe
hin!“, rief der Uniformierte, während gleichzeitig ein ungläubiger Ausdruck auf
seinem Gesicht erschien. Der Mann starrte auf die Hand, die den Laser hielt.
Der Handteller war durchbohrt. Aber der Getroffene gab weder einen
Schmerzensschrei von sich, noch schleuderte er die Waffe weg, und es sickerte
kein Blut aus der Wunde. Der andere war kein Mensch! Durch wessen Adern kein
Blut floss, der lebte nicht...
    Mike Coogan
verlor für den Moment jegliches Interesse an Larry Brent und wandte sich dem
unerwartet aufgetauchten neuen Gegner zu. Der verlor die Nerven und drückte ein
zweites Mal ab, noch mal auf die Hand, diesmal etwas höher, so dass die Kugel
genau den Puls durchschlug. Der Polizist aus London gurgelte dumpf. Der
Getroffene zuckte nicht mal zusammen. Er war noch drei Schritte von ihm
entfernt, als der Uniformierte den Abzug erneut durchzog. Diesmal hielt er die
Mündung höher. Die Kugel schlug genau oberhalb der Nasenwurzel in die Stirn des
Unheimlichen. Spätestens jetzt hätte er wie vom Blitz gefallt zu Boden stürzen
müssen. Aber Mike Coogan setzte seinen Weg fort, und sogar ein leises,
meckerndes Lachen kam über seine Lippen. „Es funktioniert nicht... selbst wenn
du eine Kanone auslösen würdest, um mir den Kopf wegzuschießen. Ich bin aus
einem anderen Stoff als dem, aus dem ich zu sein scheine.“ Bei diesen Worten riss
er die Arme hoch. Der Uniformierte war wie hypnotisiert und hatte noch den
Gedanken, sich herumzuwerfen und loszurennen. Aber wie im Alptraum konnte er
keinen Fuß vor den anderen setzen. Mike Coogan verwandelte sich. Wie Graf
Dracula in der Nacht zur Fledermaus wurde, wie ein Lykanthrop, ein Tiermensch,
sich bei Vollmond in einen reißenden Werwolf verwandelte und seine gesamte
bisherige Existenz vergaß, so wurde Mike Coogan zum Geflügelten Tod. Dazu
bedurfte es keines Vollmondes, nicht mal der Nacht. Wann und wie immer Coogan
es wollte, konnte er seine äußere Gestalt verändern. Dies war nicht immer so
gewesen. Als sein Weg als Veränderter begann, unterlag die Möglichkeit der
Verwandlung nicht seinem Willen. Da wurde er ohne jegliche wissentliche
Beeinflussung zum Geflügelten Tod und zog in der Nacht lautlos seine Kreise, um
Menschen anzufallen und auszusaugen. Weder der Polizei noch den Agenten der PSA
war es bisher gelungen, diese Angriffe auf Leib und Leben abzublocken oder zu
unterbinden. Seit den ersten Vorfällen in Amerika war einige Zeit vergangen,
und mit jedem Tropfen Blut, den sich der Geflügelte für sein dämonisches Leben
aus den Adern seiner Opfer holte, wurde seine Existenz grausamer und
teuflischer. Nun verwandelte er sich wissentlich und wann immer er es wollte.
Seine menschliche Gestalt war nur noch Tarnung. Er war nichts weiter als ein
Untoter, ein Zombie, der das wirkliche Leben hasste und alle, die nicht so
waren und dachten wie er, vernichten wollte. Mike Coogan war eine Todesmaschine,
ein Töter, der seine ganze Gefährlichkeit jetzt zeigte. Der mutige Polizist
hatte keine Chance mehr. Die Verwandlung von der Menschengestalt ins wirkliche
Erscheinungsbild war das Werk einer Sekunde. Aus den hoch emporgehobenen Händen
wurden bizarre, gezackte Fledermausschwingen mit einer Spannweite von über zwei
Metern. Die Beine schrumpften blitzartig. Der Anzug fiel wie ein Lappen zu
Boden. Dumpf polternd entfiel der Rechten, die zu einer hakenförmigen, aus
massivem Horn bestehenden Kralle wurde, der erbeutete Smith & Wesson Laser.
Zwischen den ausgebreiteten, lederartigen Schwingen glühte furchterregend
fahlgrün ein Totenschädel, der ein Gebiss mit zwei überlangen, dolchartigen
Vampirzähnen aufwies. Mit einem einzigen Flügelschlag war der Unheimliche
heran. Im Fallen löste sich noch ein Schuss aus der Waffe des Polizisten. Er
drang in eine der dunklen, gespenstisch glosenden Augenhöhlen des
Totenschädels. Wieder blieb auch diese Abwehr ohne Erfolg. Der Mann wurde zu
Boden gerissen,
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